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Kultur: Erst Bühnentest, dann Leinwand

Drehbücher-Lesung im Hans Otto Theater.

Potsdam - Am Anfang steht das Drehbuch. Es bildet die Grundlage für fast jeden Kino- oder Fernsehfilm. Hier wird die Handlung vorgezeichnet und eine eigene kleine Welt erschaffen. Drei dieser Welten stellen Drehbuchstudenten der Filmuniversität Potsdam heute Abend in der Reithalle des Hans Otto Theaters (HOT) vor. Bereits das zweite Mal findet eine solche Veranstaltung im Rahmen des Projektes „Scenic Reading. Junge Texte für Film und TV“ statt, das Filmuniversität und HOT gemeinsam organisiert wird.

Dabei inszenieren die Masterstudenten Jakub Paczkowski, Lucas Flasch und Johannes Rothe mit Schauspielern der Filmuni sowie des Theaters jeweils eine halbstündige szenische Lesung. Damit könnten sie ihren Text in seiner Wirkung austesten, sagt Torsten Schulz, der das Projekt gemeinsam mit HOT-Intendant Tobias Wellemeyer initiiert hat. Schulz – selbst Drehbuch- und Romanautor sowie Studiengangsleiter für Drehbuch und Dramaturgie an der Filmuni – kam die Idee auf einer Reise nach Los Angeles, wo „Scenic Reading“ üblich sei. „Für den Autoren ist es natürlich sehr interessant, den eigenen Text gesprochen wahrzunehmen, vor allem wenn einer der Schauspieler mal über eine Stelle stolpert“, sagt er. Das könne ein Zeichen dafür sein, dass etwas noch nicht ganz rund ist und überarbeitet werden muss. Die Herausforderung beim Lesen sei wiederum, einen Stil zu finden, der nicht zu darstellerisch ist und den Text damit versehentlich ins Lächerliche zieht. „Die Veranstaltung ist zwar ein Hybrid aus Lesen und szenischer Darstellung, der Fokus sollte aber schon auf der Lesung liegen“, so Schulz. Allerdings erinnert er sich auch gerne an das letzte Mal, bei dem die Schauspieler zunehmend in das Spiel hineingeraten sind, weil sie gar nicht anders konnten. „Das waren sehr sinnliche Momente.“

Lebenslustige Komik

Solche Momente werden wahrscheinlich auch dieses Jahr nicht ausbleiben, wenn neben Schauspielstudenten der Filmhochschule auch die HOT-Profis wie Bernd Geiling, Andrea Thelemann oder Eddie Irle die Texte präsentieren. Gelesen werden ganz unterschiedliche Geschichten: Während Jakub Paczkowski in „Die Hand“ von polnischen Jugendlichen und ihrem geheimnisvollen Fund zu Zeiten der Solidarnosc-Bewegung in den 1980er-Jahren erzählt, zeichnet Johannes Rothe in „Obst & Gemüse“ die Begegnung zweier Kulturen im Prenzlauer Berg. Der am Rande der Gesellschaft wandelnde Harry heuert dabei bei einem vietnamesischen Familienunternehmen an und erlebt eine Integration besonderer Art. „Beide Filme haben eine gewisse Komik, der erste eher auf eine düster skurrile, der zweite auf eine eher lebenslustige Art“, erklärt Schulz, Autor des Drehbuchs zu „Boxhagener Platz“.

Während diese beiden als halbstündige Kurzfilme konzipiert sind und somit in ihrer Gänze vorgetragen werden, ist Lucas Flaschs „Lichterkettenhimmel“ als Langfilm angelegt und nur als Ausschnitt vorgetragen. Noch stehe nicht fest, ob der Film tatsächlich realisiert werde, so Schulz. „Obst & Gemüse“ sei schon in der Produktion und auch für „Die Hand“ gebe es Pläne. „Aber auch dafür veranstalten wir ja das Scenic Reading – vielleicht findet sich jemand, der das Projekt fördern möchte.“

„Scenic Reading. Junge Texte für Film und TV“ heute Abend um 18.30 Uhr in der Reithalle in der Schiffbauergasse

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