Abschied aus Potsdam: Eine Pendlerin geht
Schauspielerin Katrin Hauptmann verlässt das Potsdamer Hans Otto Theater im Groll.
Sie bleibt eine Pendlerin. Damals, im Frühsommer vor einem Jahr, war Katrin Hauptmann zwischen Lübeck, Frankfurt am Main und Potsdam unterwegs. Wer sie dieser Tage erreichen will, erwischt sie auch unterwegs. Fragen besser per Mail als per Telefon, sagt sie. Damals war sie gerade angekommen. Jetzt ist sie gerade gegangen.
Vor einem Jahr probte Katrin Hauptmann für ihre erste Potsdamer Premiere, „Der Tod und das Mädchen“. Sie war die Neue im Ensemble, ausgestattet mit einem Zweijahresvertrag, vor sich noch eine Spielzeit unter Tobias Wellemeyer – und danach eine unter dessen Nachfolgerin Bettina Jahnke. So war es vorgesehen. Unter Jahnke würde sie zu den Alten gehören, zusammen mit neun anderen Schauspielern des Wellemeyer-Ensembles. Würde für die von Einigen in Potsdam vehement geforderte Kontinuität des Hauses stehen, Brückenpfeiler sein zwischen Alt und Neu.
Daraus wird nichts. Katrin Hauptmann verlässt das Ensemble, nach einem Jahr. Auf eigenen Wunsch, wie der Pressesprecher der neuen Intendantin mitteilte. Dem habe das Theater entsprochen.
Dabei geht Katrin Hauptmann im Grunde, bevor sie richtig ankommen konnte im Bewusstsein der Potsdamer Theatergänger. Auch wenn gleich ihre erste Rolle in „Der Tod und das Mädchen“ eine Hauptrolle war, als vom Tod gekennzeichnetes, todbringendes Mädchen. Für Hauptmann als Rolle „der reine Erdrutsch, eine großes Fest“. Auch in Christoph Nussbaumeders Gegenwartsstück „Das Wasser im Meer“ war sie dabei, als aufrührerische Anna, anarchischer Gegenpol zum patriarchalen Familienoberhaupt. Als eine der wichtigsten Potsdamer Erfahrungen nennt Hauptmann die Arbeit mit Tobias Wellemeyer an dem Brandenburg-Psychogramm „Unterleuten“. Hierin war sie das Pferdeschwanzmädchen Linda, eine aus Berlin Zugezogene, hochtrabend träumend und handfest pragmatisch, bis zum Letzten kämpferisch gegen widerborstigen Dorfmuff und gierige Großunternehmer – gegen alle, die ihrem eigenen Unternehmertum entgegenstehen.
Wellemeyer ist für Hauptmann „ein ganz seltener Theatermann, der Potsdam viel geschenkt hat“. Zu den Hintergründen ihres verfrühten Weggangs befragt, wird sie deutlich. Vom Zug aus mailt sie: „Frau Jahnke gilt als wenig inspirierende Regisseurin. Da ich in ihrer Eröffnungspremiere besetzt gewesen wäre, habe ich lieber rechtzeitig die Reißleine gezogen.“ Ob sie Inszenierungen der neuen Intendantin gesehen hat, sagt sie nicht – nur, dass sie sich „ausgiebig“ über Jahnkes künstlerische Tätigkeit informiert habe.
Die Zeit mit Tobias Wellemeyer sei von „großem, menschlichem Miteinander“, von „künstlerischem Verständnis und einer echten Theater-Partnerschaft“ geprägt gewesen. „Nichts davon kann ich bei seiner Nachfolgerin erkennen.“ Wie sich das gezeigt haben soll? Hauptmann schreibt: „Meine Erfahrung beruht darauf, wie Frau Jahnke den Kolleginnen und Kollegen begegnet ist. Produktionen der letzten Spielzeit habe Jahnke „durch die Bank verrissen“. Es sei eine große Entscheidung, sich als Schauspielerin an ein Haus fest zu binden. „Man schenkt seine gesamte künstlerische Kraft und Energie.“
Eine Rolle gespielt haben mag ebenfalls, dass Katrin Hauptmann auch ohne Festengagement gut im Geschäft ist. Nach dem Sommer probt sie für die Eliza Doolittle in „My Fair Lady“, mit dem das Staatstheater Cottbus seine Spielzeit eröffnet. Auch zwei weitere Rollen stehen dort an. Außerdem spielt sie weiterhin am Berliner Ensemble „Eine Familie“, auch mit „einem anderen großen Berliner Theater“ stehe ein Vertrag ins Haus.
Was von alledem mehr als die subjektive Wahrnehmung einer scheidenden Schauspielerin ist, wird die beginnende Spielzeit zeigen. Tatsache ist, dass aus den 15 Neuen im Potsdamer Ensemble ab September jetzt 16 Neue werden. Am Neuesten hinzu kommt Ulrike Beerbaum, die zuvor Ensemblemitglied am Staatstheater Mainz war – und auch schon in Berlin zu Gast. 2017 war’s, beim Best-Of deutscher Bühnen, dem Theatertreffen. l
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