Kultur: Ein Oratorium wie ein Harry-Potter-Thriller
Die Erfolgsinszenierung von Händels „Jephta“, eine Koproduktion von Kammerakademie und Hans Otto Theater, ist zu Pfingsten im Wiener Museums-Quartier zu sehen
Eigentlich waren die Aufführungen schon abgespielt. Weitere waren aus Kostengründen nicht mehr vorgesehen. Das Hans Otto Theater entschied, das Bühnenbild nicht mehr ins Depot zu übernehmen, sondern Kleinholz aus ihm zu machen. Doch dann. Dann kam überraschend die Einladung von den Wiener Festwochen, die Erfolgsinszenierung der Potsdamer Winteroper von 2013, Georg Friedrich Händels szenisches Oratorium „Jephta“, in der österreichischen Hauptstadt zu zeigen.
Solch einem verlockenden Angebot konnten die kooperierenden Veranstalter, die Kammerakademie Potsdam und das Hans Otto Theater, sich nicht verschließen. Sie setzten alles daran, das Bühnenbild, das vor eineinhalb Jahren fast die gesamte Aufführungsstätte, die Friedenskirche Sanssouci, einnahm, wieder entstehen zu lassen. Zu den Pfingstfeiertagen wird der überdimensionale Spielsteg nicht in einer der Kirchen Wiens aufgebaut, sondern im dortigen Museums-Quartier. In dem Kulturareal sind unter anderen die Kunsthalle Wien, das Museum moderner Kunst, die Sammlung Leopold und das Architekturzentrum Wien zu finden. Die Wiener Festwochen sind jedes Jahr im Mai und Juni dort zu Gast. In ihrem Programm findet man seit 1951 internationale Produktionen von großer Qualität aus allen Sparten. Gefeierte Opernaufführungen, Theaterinszenierungen, Performances kommen nach Wien, um das Großstadtfest mit besonderen Akzenten im wahrlich nicht kulturarmen Wien zu bereichern.
Die Einladung ist ein großes Kompliment für die Potsdamer Winteroper. Die Kammerakademie Potsdam als Ideengeberin überzeugte vor zehn Jahren das Hans Otto Theater, Sponsoren und Hoteliers, das städtische Kulturleben mit Opernaufführungen im November und Dezember zu verdichten. Den Anfang machte 2005 Mozarts „La clemenza di Tito“ im Schlosstheater im Neuen Palais. Es folgten weitere elf Inszenierungen. 2012 musste das Schlosstheater seinen Spielbetrieb vorerst einstellen, da eine umfangreiche Restaurierung ins Haus stand. Die Friedenskirche Sanssouci erwies sich als weit mehr als ein Provisorium – als eine spannende Aufführungsstätte, die auszufüllen für Regisseure, Bühnenbildner, Sängerinnen und Sänger sowie Musikerinnen und Musiker eine große Herausforderung bedeutet. Mit Händels „Jephta“ und Mozarts szenischem Oratorium „Liberata betulia“, das 2014 gezeigt wurde, konnte die Winteroper große Erfolge bei Publikum und Kritik erlangen.
Die archaische Geschichte aus dem Alten Testament über den Feldherrn Jephta und seine Tochter Iphis ist ein grandioses Alterswerk des Barockkomponisten. Große Chöre, affektgeladene Arien und ergreifende Ensembles sind in diesem Oratorium zu hören. Unter dem Dirigat von Konrad Junghänel musiziert ein junges Ensemble, angeführt von dem Tenor Lothar Odinius in der Titelpartie. Die Darbietungen der Sängerschar spitzen sich in der Inszenierung von Lydia Steier so „existenziell intensiv zu, dass das Oratorium einen Sog entwickeln kann wie ein Harry-Potter-Thriller“, heißt es in einer Kritik.
In den vergangenen Tagen war das Regieteam – Techniker, Sängerinnen und Sänger sowie die Kammerakademie – bereits in Wien, um „Jephta“ museums-quartier-mäßig herzurichten und aufzufrischen. Zwei Vorstellungen sind vorgesehen, die aber ausverkauft sind. In Potsdam laufen in den kommenden Wochen die Vorbereitungen zur nächsten Winteroper-Auflage in der Friedenskirche an. Auf dem Programm steht die Oper „Cain und Abel“ von Alessandro Scarlatti. Klaus Büstrin
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