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Der neue Chef am Waschhaus:  Mathias Paselk.
© Andreas Klaer

Neuer Chef im Waschhaus Potsdam: Dienstleister für die Kunst

Musiksoziologe, Kulturarbeiter und Philosoph: Mathias Paselk leitet ab Juli das Waschhaus und möchte mehr Besucher in die Schiffbauergasse holen.

Das Waschhaus hat einen neuen Leiter. Mathias Paselk heißt er, am 1. Juli soll er die Geschäftsführung übernehmen. Diese liegt derzeit interimistisch in den Händen von Steffen Leier. Leier hatte im Dezember 2017 übernommen, als der auslaufende Vertrag des damaligen Geschäftsführers Siegfried Dittler überraschend nicht verlängert worden war. Über die Gründe dafür schwiegen die fünf Gesellschafter, die beim Waschhaus über Personalfragen entscheiden.

Bei Mathias Paselk hingegen war man sich offenbar einig. Ursprünglich hatte es 25 Bewerber um die Stelle gegeben, drei kamen Ende März zum Vorstellungsgespräch, Mathias Paselk überzeugte. Mathias Paselk ist Brandenburger, er ist in der Musik zu Hause, hat als DJ gearbeitet – auch im Waschhaus. Wichtiger aber: Derzeit, und noch bis zum Sommer 2018, ist er Leiter des Regionalbüros Kulturelle Bildung Potsdam. Als solcher verwaltet er Projektgelder, macht Projekte sichtbar, sorgt für Vernetzung der Projektteilnehmer untereinander. „Bildung in den Künsten durch die Künste“, so beschreibt er, was kulturelle Bildung für ihn ist. Wird das Thema Soziokultur im Waschhaus demnächst wichtiger werden? „Sagen wir so: Da ist definitiv Luft nach oben.“

„Als DJ ist es mein Job, herauszufinden, was die Leute wollen.“

Der 44-Jährige wurde in Brandenburg an der Havel geboren, lebt seit 2003 in Potsdam – weil sich hier sein „kulturelles Leben abspielte“, sagt er, schon damals. Sein erstes Konzert im Waschhaus erlebte er 1994, The Legendary Pink Dots. Später, in den 2000er-Jahren, legte er hier als DJ Pasi regelmäßig mittwochs auf, bei der „Klub Color“-Party. Als Künstler bezeichnet er sich trotzdem nicht, eher als „Musiksoziologe“. „Als DJ ist es mein Job, herauszufinden, was die Leute wollen.“ Was er selbst mag (Die einstürzenden Neubauten, Jazz) hält er bei den Partys meistens zurück. Wichtiger als sein eigener Musikgeschmack ist, dass die Leute auf der Tanzfläche eine gute Zeit haben.

Mathias Paselk studierte zunächst Kulturarbeit an der Fachhochschule Potsdam, danach Philosophie und Geschichte an der Universität Potsdam. Bei Ersterem lernte er, wie man zwischen der Kunst und den entsprechenden Orten vermittelt, das eine und das andere vernetzt, Formate entwickelt. Ein Dienstleistungsjob gewissermaßen, für die Kunst? Paselk scheint uneitel genug, um das für sich anzunehmen. „Ja, in gewissem Sinne würde ich schon sagen, dass ich Dienstleister bin.“ Warum danach das Philosophiestudium? „Weil ich Fragen hatte.“ Eigentlich vor allem eine: „Wie kommt die Seele in den Körper?“

In der Schiffbauergasse sollen die Besucher Zeit verbringen

Mit philosophischer Ruhe scheint er auch das Dilemma an der Schiffbauergasse anzugehen. Es zeigt sich in der Differenz zwischen damals und heute. „Als ich das Waschhaus kennenlernte, war es ein Provisorium“, sagt er. Und er weiß auch: „Viele halten es jetzt für totsaniert.“ Die Sanierung könne und wolle niemand rückgängig machen, Patina kann man nicht künstlich erzeugen – wie aber den einstigen Geist (oder überhaupt einen) wiederherstellen? Paselk ist kein Mann der schnellen Antworten, hat auch „keine A-B-C-Strategie“ im Ärmel, die von heute auf morgen Besserung der Aufenthaltsqualität verspricht. „Das braucht Zeit.“ Aber die Grundrichtung ist klar. Die Schiffbauergasse soll wieder ein Ort werden, wo man Zeit verbringt, nicht nur Konzerte, Theater, Tanz konsumiert. „Das Dasein an sich soll Lust machen.“

Ein Schritt in diese Richtung ist eine dauerhaft geöffnete Gastronomie, vielleicht ja ein Biergarten, sagt Paselk. Und auch die Soziokultur spielt hier eine Rolle: Wo Menschen nicht nur Kunst sehen, sondern Kunst machen, wird nicht nur konsumiert, sondern: gelebt. Ein weiterer notwendiger Schritt ist die – bislang weitgehend ausbleibende – Nutzung der großen Open-Air-Bühne des Waschhauses. Auch hier müsse man sich dringend etwas einfallen lassen, sagt Paselk. Womöglich könnte ja die Fachhochschule, der Studiengang Design etwa, beim Nachdenken über kreative Nutzungsmöglichkeiten helfen.

Die Zahlen müssen auch stimmen

Für die Wirtschaftlichkeit des Waschhauses von Belang ist die Aussicht, die Kapazitäten des Veranstaltungsortes Arena, derzeit nur für 700 Gäste zugelassen, wieder auf 1300 Plätze aufzustocken. „Das würde den Ort für viele Veranstalter viel attraktiver machen.“ Überhaupt weiß Paselk bei aller Nähe zu Kunst und Philosophie, wie wichtig es ist, dass die Zahlen stimmen. Kommerzielle Acts seien durchaus vertretbar, „solange der Stallgeruch stimmt“. Was er damit meint, erklärt er am Beispiel des Senders radioeins: Tagsüber spielen sie kommerziell erfolgreiche Musik, nachts Alternatives. Sollte Helene Fischer also in die Arena kommen wollen, bitteschön. Schöner wären natürlich die Beatsteaks, die wollte er immer schon mal nach Potsdam holen.

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