100 Jahre Erster Weltkrieg: Der erste Schuss fiel im Juni
Vom Dolomitenkrieg zum Sarajevo-Attentäter: Die Neuerscheinungen zum Ersten Weltkrieg bieten erhellende Erkenntnisse.
Die erste Welle schwappte im letzten Herbst auf den deutschen Büchermarkt. Christopher Clark und Herfried Münkler dominierten sie. Nun folgt eine zweite Welle von im wahrsten Sinne des Wortes gewichtigen Werken zum Ersten Weltkrieg. Es ist eine regelrechte Materialschlacht – im intellektuellen Sinne. Doch wird selbst der interessierteste Leser damit nicht allmählich überfordert? Was kann es noch Neues geben vom Weltkrieg vor hundert Jahren? Auf den ersten Blick relativ wenig: Da finden sich Wiederholungen von allseits bekannten Einordnungen, Bewertungen und Charakterisierungen. Da wird erneut der tiefe Einschnitt betont, den der Erste Weltkrieg in der Geschichte Europas markierte. Da werden wieder der Stellungskrieg, die Materialschlachten, die Kämpfe in den Schützengräben, der industrialisierte Krieg mit seinen Auswirkungen auf Soldaten wie Zivilisten lebendig gemacht. Da werden noch einmal die globalen Machtverschiebungen durch den Krieg hervorgehoben – die geopolitische Position der alten europäischen Mächte Großbritannien, Frankreich und Deutschland verschlechterte sich zugunsten der Vereinigten Staaten, die zur Weltmacht aufzusteigen begannen.
Was trieb Gavrilo Princip an?
Doch es gibt auch Facetten dieses Krieges, die der breiteren Öffentlichkeit weniger bekannt sein dürften. Und hier beginnt die Lektüre einiger neuer Werke interessant zu werden: Begonnen hat alles bekanntlich mit dem Attentat von Sarajevo. Es diente der Habsburgermonarchie als Anlass, Serbien anzugreifen. Die Folge war der Erste Weltkrieg. Doch wer war der bosnisch-serbische Revolutionär Gavrilo Princip, der am 28. Juni 1914 die tödlichen Schüsse auf den habsburgischen Thronfolger Franz Ferdinand und seine Frau Sophie abfeuerte? Was trieb ihn an? Gregor Mayer hat sich auf seine Spuren begeben. Der in Belgrad und Budapest lebende Journalist schildert das Leben des Mittelschülers Princip und seiner Mitstreiter, die sich als junge, hoch politisierte Menschen gegen die habsburgische Besatzungsmacht in Bosnien-Herzegowina zur Wehr setzen wollten. Dabei geben die von Mayer ausgewerteten Dokumente und Darstellungen, die sie hinterlassen haben, einen tiefen Einblick in die brodelnde revolutionäre Atmosphäre am Vorabend des Krieges. Mayer folgt zugleich den Orten, an denen sich die entscheidenden Momente im Leben des Attentäters von Sarajevo abspielten: angefangen im ländlichen Bosnien, wo Princip aufwuchs, dann das urbane Belgrad, in dessen Kneipen die Verschwörer ihre Pläne schmiedeten, über Sarajevo, wo die Schüsse fielen, bis hin zur Festung Theresienstadt, wo Princip bis zu seinem Tod inhaftiert war, und schließlich Wien, wo die habsburgischen Militärs ihren Weg in den Weltkrieg begannen.
Auf diesem Weg folgten die Deutschen. Doch sie taten es keinesfalls geschlossen in Jubelstimmung. Bis heute hält sich im kollektiven Gedächtnis hartnäckig die Vorstellung, es habe im Vorfeld und zu Beginn des Krieges eine allgemeine Kriegsbegeisterung in der deutschen Bevölkerung gegeben – sich steigernd in das sogenannte August-Erlebnis, in dem die Deutschen den Kriegsbeginn in nahezu religiöser Ergriffenheit sehnlichst erwartet hätten. Doch eine einheitliche Gefühlslage der Nation existierte nicht. Tillmann Bendikowski beschreibt, wie weitaus komplexer, widersprüchlicher und vielfältiger die damalige Wirklichkeit war. Der Journalist und Historiker, 2008 einem größeren Leserpublikum bekannt geworden mit seiner Darstellung der Varusschlacht („Der Tag, an dem Deutschland entstand“), nimmt noch einmal den Sommer 1914 in den Blick. Das Ergebnis: ein sensibles Porträt der damaligen Gesellschaft in all ihrer Zerrissenheit zwischen Hurra-Patriotismus und Euphorie auf der einen Seite und Protest, Nachdenklichkeit oder schlicht Angst auf der anderen Seite.
Ganz konkret wird dies bei Bendikowski anhand von fünf Zeitzeugen, die er stellvertretend für unterschiedliche Schichten und Milieus sprechen lässt: von Kaiser Wilhelm II. über einen frankophilen Historiker und Professor, einen jungen Aktivisten der Arbeiterbewegung und eine protestantische Lehrerin bis hin zu einem deutsch-elsässischen Lyriker. Ihre Gemeinsamkeit: Bis auf Wilhelm II. haben sie alle Tagebuch geführt. Ihre Aufzeichnungen erlauben Bendikowski, dem Leser einen weitgehend ungefilterten Einblick in die Erwartungen, Hoffnungen, Gefühle und nicht zuletzt ihren Wandel zu geben – innerhalb der fünf Monate von Juni bis Oktober 1914, vom Attentat in Sarajevo bis zum Beginn des Stellungskrieges an der Westfront mit seinen bis dahin nicht gekannten Verlusten auf allen Seiten.
Dieses Massensterben in den Schützengräben und bei militärisch unsinnigen Frontalangriffen im Geschosshagel von Maschinengewehren und Geschützen aller Kaliber steht in der kollektiven Erinnerung des Westens schlechthin für den Ersten Weltkrieg. Daher könnte man vermuten, dass zu den großen Offensiven und Gegenoffensiven der Deutschen, Briten, Franzosen und später auch Amerikaner bereits alles gesagt und geschrieben worden ist. Doch gerade hier gelingt Jörg Friedrich erneut etwas, was schon seinen Bestseller „Der Brand“ über den alliierten Bombenkrieg gegen Deutschland im Zweiten Weltkrieg auszeichnete: Das Grauen des Krieges mit einer ungeheuren Sprachgewalt zu beschreiben, wie es im filmischen Bereich allenfalls Steven Spielberg mit der Eingangsszene von „Saving Private Ryan“ über die Verluste der Amerikaner am D-Day gelungen ist.
Bei Friedrich wird nacherlebbar, was sich hinter den immer gigantischeren Zahlen zum Kriegsverlauf an der Westfront verbarg. Verschossen die Briten 1915 bei einem Versuch, die deutschen Stellungen zu durchbrechen, 18 000 Granaten, waren es 1916 an der Somme zwei Millionen und 1917 in der dritten Ypern-Schlacht 4,6 Millionen. Friedrich zitiert den damaligen Infanterieoffizier Charles de Gaulle: „Für ihre 1 700 000 Gefallenen töteten die Deutschen, besser ausgebildet als irgendjemand sonst, 3 200 000.“ Angesichts eines Kräfteverhältnisses von zwei zu eins und mehr zugunsten der britisch-französischen Allianz sind bisher die unterschiedlichen Kampferfolge auf den unterschiedlichen Kampfwert der Gegner zurückgeführt worden. Friedrich hingegen macht zu Recht auf die viel grundsätzlichere Ursache aufmerksam, dass eine vorwiegend angreifende Partei gegen eine vorwiegend abwehrende weit höhere Verluste geradezu erleiden musste. Und die Geografie der Westfront habe die Westmächte zwangsläufig in die Rolle des Angreifers versetzt, der 1915 bis 1917 vor einer unlösbaren Aufgabe gestanden habe: Das Stellungssystem bildete zwischen Ostende und Verdun einen Winkel mit dem Eckpunkt Noyon. Dann zog es sich südwärts durch die Vogesen in Richtung Basel. „Dazwischen existierte keine Lücke, keine Flanke, es gab nur eine mögliche Bewegung, von vorn gegen die Wand.“
Was dieses jahrelange Anstürmen gegen eine Wand für den einzelnen Soldaten bedeutete, beschreibt Friedrich in seltener Intensität – ein Beispiel aus seiner Schilderung der Schlacht von Verdun: „Fort Douaumont auf der weit sichtbarsten Erhebung wird ein begehrtes Artillerieziel. Die Deutschen, sonst immer draußen, erleben nun die winterliche Festungsschlacht von innen. Wände stürzen ein und man muss kriechen, die Rauchabzüge für Öfen und Kochkessel werden verschüttet, durch jeden aufgestemmten Luftschacht treiben die Explosionen den Rauch zurück. Ein feiner Steinstaub legt sich in den Atemwegen ab und entzündet die Schleimhäute, jeder ist heiser. Nachdem die Leitungen zerschossen sind, wird das Wasser rationiert. Man gräbt einen Brunnen, der nur stinkende Brühe hervorbringt. Eine Pumpe arbeitet noch, und die Männer stehen Schlange um einen Becher, es gibt dafür einen Erlaubnisschein. Das Heraus- und Hereingehen ist ein tödliches Risiko, der Feind hält die Türen konstant unter Feuer, der Festungsgraben ist mit Toten angefüllt.“
Die deutsche Besatzung der eroberten französischen Festung besteht aus tausend Mann. Friedrich schildert mit der ihm eigenen Eindringlichkeit, wie 650 von ihnen bei einer Detonation und ihren Folgen ums Leben kommen: „Der Ausgangspunkt davon ist das Auslaufen von Flammenwerferöl, das sich entzündet, das brennende Öl schwärzt die Gesichter der umstehenden Soldaten. Um dem Rauch zu entkommen, rennen sie zum nächsten Ausgang. Dort stehen Posten, um ein feindliches Eindringen zu verhindern. Sie halten die Kameraden für französische Kolonialtruppen, schreien ,die Schwarzen kommen’, werfen Handgranaten und eröffnen das Feuer. Es trifft den Zünder einer 15,5-Zentimeter-Granate, die explodiert, sowie Gasminen. Splitter fliegen durch die Kasematten, in den Stabsräumen sind sofort alle tot. Dabei fängt auch ein Handgranatenlager Funken und explodiert. Eine starke Rauch- und Schwefeldampfentwicklung tritt ein, der sich langsam die gelblich-weiße Wolke eines unbekannten Gases beimischt, es riecht süßlich, vermutlich Chloraceton.
In der Tat strömten weißliche Gaswolken aus den oberen Türen der Festung. Unklar war allerdings, wo sie herkamen – zumindest nicht aus Frankreich, wie Friedrich feststellt, um in der Erzählung fortzufahren: „Alle Ritzen werden verstopft. Glutheiße Wellen schlagen aus den Kanistern der Flammenwerfer. In das Schreien und Stöhnen der Verletzten donnert der nächste Explosionsknall, Gewölbeteile stürzen ein und erschlagen die Darunterstehenden. In einem Raum sitzen die Gasvergifteten aufrecht am Tisch, als ob sie schliefen. Andere liegen in der Tür, andere packt der Wahnsinn, sie kämpfen gegeneinander, toben und reißen sich die Masken vom Gesicht. Im Lazarett liegen leblose Ärzte neben den Verwundeten. Die Gänge füllen eineinhalb Meter hoch Tote und Besinnungslose, dazu abgetrennte Gliedmaßen und Rümpfe.“
Ist das Besondere bei Friedrich die Art der Schilderung, ist es bei Uwe Nettelbeck ihr Gegenstand. Der 2007 in Bordeaux verstorbene Kritiker und Reporter hat bereits 1976 eine Front des Ersten Weltkrieges beleuchtet, die zu den heute eher vergessenen zählt. Sein Werk über den Hochgebirgskrieg in den Dolomiten ist nun noch einmal neu aufgelegt worden, versehen mit einem Nachwort des Hannoveraner Soziologen Detlev Claussen, der dem Leser mit auf den Weg gibt, dass der „Dolomitenkrieg“ vom Verlust von zuerst Vernunft, dann von Verstand und schließlich von einem Krieg berichte, der zur zweiten Natur wurde, die eben kein Ziel kannte, sondern in der zivilisatorischen Naturkatastrophe endete.
Der Hochgebirgskrieg begann mit dem Ausbruch des Krieges zwischen Österreich und Italien im Mai 1915. Er bildete militärisches Neuland: Bislang waren die Hochalpen in Kriegen meist lediglich Durchzugsland gewesen. Die Kämpfe fanden an den Passstraßen und auf den angrenzenden Höhen statt. Ein längeres Verweilen inmitten des Gebirges hatte es hingegen selten gegeben. Dies änderte sich grundsätzlich im Ersten Weltkrieg: Nettelbeck beschreibt, wie die Kampflinien von der Schweizer Grenze bis zum Abfall der Alpen in die lombardische Tiefebene eine fast hundert Kilometer lange, geschlossene Eisfront bildeten, die fast durchweg in Höhen von über 3000 Metern verlief und deren tiefste Punkte Übergänge wie der Tonalepass mit immerhin noch 1900 Meter Höhe waren.
Überaus anschaulich vermittelt Nettelbeck die Charakteristika dieses besonderen Kriegsschauplatzes: Die Nutzung des Geländes durch beide Parteien hatte oft zur Folge, dass die Frontlinien sich ineinander verwirrten und bald jeder jedem im Rücken lag oder sich eine stufenweise Anordnung der Stellungen ergab, die keiner Partei Bewegungen größeren Umfanges ohne erhebliche Verluste erlaubte. Dabei lagen sich die Gegner mitunter jahrelang auf engstem Raum gegenüber. Das Niemandsland zwischen den Stellungen maß bisweilen nur wenige Meter, manchmal zwölf, manchmal gar nur fünf. Hier zeigte sich auch die im Hochgebirge noch einmal erhöhte Wirkung der Artillerie: Ihre Geschosse schlugen aus dem felsigen Boden Gesteinstrümmer, die selbst wieder wie eine Granate wirkten und deren Splitter kaum weniger gefährlich waren. Als noch verheerender bezeichnet Nettelbeck die Wirkung der Steine, wenn Geschosse in steile Felswände einschlugen, an denen die abgesprengten Felsbrocken zu Steinlawinen anschwellend in die Tiefe rollten und unrettbar alles zerschlugen, was sich nicht in sicherster Deckung befand.
Adolf Hitler zog fünf Lehren aus dem Krieg
Der wahrscheinlich bekannteste Österreicher, der im Ersten Weltkrieg zwar nicht an der Hochgebirgsfront gegen die Italiener, dafür aber als Freiwilliger an der Westfront gegen die Briten kämpfte, ist Adolf Hitler. Wie ihn sein Dienst als Meldegänger des deutschen Heeres prägte und seine Kriegserfahrungen sein späteres Denken und Handeln als Diktator und Oberbefehlshaber der Wehrmacht beeinflussten, hat Henrik Eberle untersucht. Der in Halle lehrende Historiker macht fünf Lehren aus, die Hitler aus dem Krieg zog. Erstens führte er selbst seine Beherrschung der Massen durch Propaganda auf seine Kriegserfahrung zurück. Die damalige Witzblattpropaganda der Deutschen, die den Gegner als Feigling lächerlich machte, hielt er für falsch. Der feindliche Soldat habe im Augenblick der Konfrontation einen ganz anderen Eindruck erweckt. Dagegen sei die Kriegspropaganda der Briten und Amerikaner „psychologisch richtig“ gewesen, die Deutschen als Barbaren und Hunnen darzustellen. Denn dadurch hätten sie das eigene Volk und die Soldaten bereits auf die Schrecken des Krieges vorbereitet.
Zweitens zeigte sich Hitler nach Eberles Analyse nach fünf Jahren Kriegsdienst und der folgenden Ausbildungszeit bei der Reichswehr von der Effektivität militärischer Organisationsformen überzeugt. Drittens benutzte er die Dolchstoßmetapher zwar eher selten in seiner Propaganda, zitierte aber in „Mein Kampf“ gern Hindenburg, es seien die „parlamentarischen Strauchdiebe“ gewesen, die gegen den Sieg gehetzt und gewühlt hätten, „bis endlich der kämpfende Siegfried dem Dolchstoß erlag“. Und er hielt es für einen Fehler, dass der Kaiser „den Führern des Marxismus die Hand zur Versöhnung gereicht“ habe, „ohne zu ahnen, dass Schurken keine Ehre besitzen“. Daraus zog Hitler viertens die Lehre, dass das Gesellschaftssystem Monarchie versagt habe. Aus Gesprächen in der Wolfschanze wird er zitiert, eigentlich sei Wilhelm II. schuld am Zusammenbruch 1918 gewesen. Ihm warf er nicht zuletzt mangelnde Entschlusskraft als Feldherr vor. Und fünftens hielt Hitler Frankreich nach seinen Erfahrungen im Ersten Weltkrieg für bezwingbar. Was auf den ersten Blick angesichts der Niederlage der Deutschen gegen die Franzosen und ihre Verbündeten verwundert, erklärte er eben genau damit, dass Frankreich nur dank der britischen Unterstützung gesiegt habe. Die Ironie der Geschichte: Zwar sollte Hitler mit seinem von den Deutschen bejubelten Triumph über Frankreich 1940 scheinbar recht behalten. Aber auch er sollte vier Jahre später von den französischen Alliierten in Frankreich besiegt werden.
Jörn Leonhard schließlich legt ein weiteres Opus Magnum zum Ersten Weltkrieg vor, das sich als umfassende Geschichte versteht und ein weites Panorama entwirft: vom Weg in den Krieg, über seinen Verlauf, bis zu seinen Ergebnissen, dabei europäisch vergleichend und global in der Perspektive. Bei der Vielzahl an Themen und Facetten, die der Freiburger Historiker pointiert und meisterhaft miteinander verbunden behandelt und aufschlüsselt, birgt nicht zuletzt seine Analyse des Kriegsendes doch noch Neues im Westen, das im öffentlichen Bewusstsein nicht verankert sein dürfte: Zum einen sei die letzte Großoffensive der Alliierten dadurch gekennzeichnet gewesen, dass trotz der kritischen Lage der deutschen Armee von einem Zusammenbruch nicht die Rede sein konnte. Zwar zogen sich die Deutschen kontinuierlich zurück, bis zunächst die Hindenburg-Linie als Ausgangsstellung für die eigenen Offensiven vom Frühjahr 1918 erreicht wurde. Aber diese Frontlinie hielt nicht nur. Die deutsche Verteidigung fügte den Alliierten bis zum Ende der Kampfhandlungen darüber hinaus sehr hohe Verluste zu.
Dies führt Leonhard auch auf eine Entwicklung zurück, welche die Bedeutung der Schlacht bei Amiens im August 1918 mit dem kombinierten Einsatz von Panzern, Flugzeugen, Artillerie und Infanterie als Signum des modernen Krieges im 20. Jahrhundert in der Tat noch einmal relativieren dürfte. Denn in dem Augenblick, der bei Leonhard überaus deutlich wird, in dem die schier unerschöpflichen Ressourcen an amerikanischen Soldaten und Material absehbar wurden und die Kalkulationen der alliierten Kommandeure beeinflussten, kehrte der Krieg noch einmal zu seinen anfänglichen Offensivformen zurück. Anders als bis heute durch viele irrtümliche Darstellungen im kollektiven Gedächtnis verankert, prägte ausgerechnet in der Endphase der Kämpfe nicht der bereits begonnene moderne Krieg der verbundenen Waffengattungen das Geschehen. Im Gegenteil: Marschall Foch als alliierter Oberbefehlshaber der gesamten Westfront glaubte weiterhin an die Überlegenheit von Infanterieangriffen nach Artillerievorbereitung. Der kombinierte Einsatz von Flugzeugen und Panzern hatte für ihn allenfalls eine untergeordnete Bedeutung. Durch diese Rekonventionalisierung des Krieges endete er, wie er begonnen hatte – mit entsetzlichen Verlusten auf allen Seiten.
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