Zehnjähriges Bestehen: Das Sans Titre feiert Geburtstag - und zeigt eine neue Ausstellung
Das Kunsthaus Sans Titre feiert sein zehnjähriges Bestehen. In seiner neuen Schau sind Werke Potsdamer Künstler zu sehen, die sich mit der Mondlandung vor 50 Jahren befassen.
Potsdam - Als Neil Armstrong und Edwin Aldrin am 21. Juli 1969 die ersten Schritte auf dem Mond taten, hielt die Menschheit dies für eine großartige Leistung der amerikanischen Raumfahrt. Das allerdings war ein Irrtum, wie nun Fotos von Jan Beumelburg belegen. Ein nicht unerheblicher Teil des Unternehmens wurde in Brandenburg ausgeführt. Mit einem Fotopanel weist Beumelburg nach, wie die Mondreise in Brandenburg vorbereitet wurde und die zurückgekehrte Kapsel schließlich in der sturmumtosten Ostsee landete. Fotos von weißgekleideten Frauen im Minirock. Eine Mondoberfläche, nachempfunden mit Knäckebrot der Firma Wasa: Beumelburg gibt sich erhebliche Mühe, sein augenzwinkerndes Szenario realistisch erscheinen zu lassen.
Mit Werken von ungefähr 20 Künstlern würdigen die Galeristin und Kuratorin Angelika Euchner und Gitta Heil im Kunsthaus Sans Titre das historische Datum des ersten Mondausflugs, der nun 50 Jahre zurück liegt. Damals befeuert vom Wettlauf der Systeme um die technische Vorherrschaft, machte sich die Menschheit auf, ins All vorzustoßen. Nachdem die UdSSR mit Juri Gagarin den ersten Astronauten ins All befördert hatte, waren die USA im Zugzwang. Der sozialistische Konkurrent musste in die Schranken gewiesen werden.
Dass Gagarin noch heute unvergessen ist, zeigt ein Foto von Frank Gaudlitz aus der Moskauer U-Bahn, aufgenommen 2017. Aufgeklebt als großformatiges Poster: das Konterfei des Astronauten, umhüllt vom Glas seines Raumanzuges. Der riesige Kopf Gagarins scheint mit einem Fahrgast im Innern der Bahn zu kommunizieren. Das Foto zeugt auch vom wachen Blick des Potsdamer Fotografen für den richtigen Moment und die ausdrucksstarke Symbolik.
Wie sehr sich die Menschheit für den Flug ins All begeisterte und mit welch großen Anstrengungen die beiden politischen Systeme sich in das Abenteuer stürzten, lässt sich auch auf dem Panorama am Kunsthaus Rechenzentrum erkennen. Das schöne Mosaik von Fritz Eisel mit dem etwas martialischen Titel „Der Mensch bezwingt den Kosmos“, fotografiert von Michael Lüder, zeigt die Euphorie, mit der damals die Technik und Forschung in den Dienst der Mission gestellt wurden. Wie dann die Mondexpedition ausgeführt wurde, demonstrieren die Installationen, Malereien und Grafiken von Christos Bouronikos.
Mittlerweile sind Ausflüge ins Weltall für Unternehmen, die dort Satelliten stationieren, eine zwar kostspielige, aber sonst nicht weiter aufregende Angelegenheit geworden. Was von der Menschheit einmal ins All befördert worden ist, bleibt dort auch in aller Regel. So kreist mittlerweile ein gut bestückter Ring aus Metallschrott, ausgebrannten Raketenstufen und verlorenem Altmetall um den blauen Planeten. Aber auch auf dem Mond gab es menschliche Hinterlassenschaften, insgesamt 180 Tonnen, behauptet Wolfgang Schwarzentrub. Diese allerdings wurden kürzlich in einer geheimen Aktion wieder zur Erde befördert und in einer noch viel geheimeren Auktion dann auch versteigert. Schwarzentrub zeigt die fiktiven Objekte, kombiniert mit Fotos von der Mondlandung.
Auch Elon Musks roter Tesla im All wird thematisiert
Wo die Menschheit sich ausbreitet, darf natürlich des Menschen liebstes Statussymbol und Spielzeug nicht fehlen: das Auto. Folgerichtig beförderte Elon Musk seinen roten Tesla ins All und will ihn dort bis in alle Ewigkeit kreisen lassen. Wie dies von türkischen Astronomen mit langen Fernrohren und wachsamen Blick verfolgt wird, ist auf einem Bild zu sehen, das Halil Altindere von Miniaturmalern in akurater Manier hat malen lassen.
Stets war der Himmelskörper auch ein Ziel Mondsüchtiger und romantischer Träumer. Caspar David Friedrich malte mit feinem Pinsel seine beiden „Männer in Betrachtung des Mondes“. Die beiden Gestalten, in typischer Friedrichscher Rückenansicht gemalt, tauchen in einer Installation von Lothar Krone wieder auf. In einem Bastkorb als Kinderwagen hat Krone das Szenario im Miniaturformat nachgestellt. Auf dem Bild „Der weiße Trabant“ von Peter Rohn taucht das Mondlicht eine dörfliche Straße in ein geisterhaftes Licht.
Dass Sehnsucht nach der Unendlichkeit des Weltraums und die Verklärung des Alls noch lange kein Ende genommen haben, ist auf den Dioramen von Christine Niehoff zu sehen, mit denen die Künstlerin ausmalt, wie eine Besiedlung des Mars aussehen könnte. In Öl gefasste weite Landschaften, die an amerikanische Wüsten erinnern, darin unter einer Plastikglocke aufgestellt gemütlichen dörfliche Einfamilienhäuser. So könnte sie aussehen, die Zukunft der Menschheit auf dem roten Planeten. Mit ihrer fiktiven Immobilienfirma „Galaxy Homes“ startet Niehoff schon einmal den Immobilienboom auf dem Mars.
Die Ausstellung ist bis 9. November im Sans Titre, Französische Straße 18, zu sehen. Es werden zwei Vorträge gehalten: „Wernher von Braun, von Peenemünde zur NASA“ von Günther Rüdiger vom Astrophysikalisches Institut Potsdam am 18. Oktober, 19 Uhr sowie „Schwarze Löcher auf Kollisionskurs “ von Jan Steinhoff, MPI für Gravitationsphysik Golm am 7. November, um 19 Uhr.
Richard Rabensaat
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