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Auch im höchsten Alter noch hochkonzentriert: Herbert Blomstedt
© Monika Rittershaus

Berliner Philharmoniker: Altmeister Blomstedt begeistert

Unpathetisch und klar strukturiert: Der 94-jährige Herbert Blomstedt interpretiert mit den Berliner Philharmonikern Anton Bruckners fünfte Symphonie.

Bruckners Werke sind von einem überragenden Intellekt getragen“, sagt Herbert Blomstedt im Gespräch mit Tobias Möller, dem neuen Redaktionsleiter der philharmonischen Programmhefte. Und in den Worten des Maestro ist wiederzufinden, was man hört und fühlt, wenn er seinen Bruckner dirigiert. Der enorm sinnliche Klang wird Ereignis, ebenso die Ruhe, die Bruckner nach Blomstedts Überzeugung vom Interpreten fordert, die Balance zwischen Komplexität und Einfachheit. Und man „darf sich nicht beim Umblättern fragen, was als nächstes kommt“.

Herbert Blomstedt blättert nicht um. Mit seinem leichten Gang betritt er, nunmehr 94 Jahre alt, das Podium der Philharmonie und beginnt die langsame Introduktion der fünften Symphonie. Er hat die ganze Architektur des machtvollen Werkes im Blick, wenn er den Einsatz zu dem leisen Pizzikato der tiefen Streicher gibt.

Er dirigiert auswendig und ohne Taktstock, seine Hände modellieren die Musik. Und er steht aufrecht die 75 Minuten Dauer der Partitur durch, ohne auch nur in den Pausen zwischen den Sätzen am Geländer seines Pultes Halt zu suchen.

Die Philharmoniker werden zum Zauberinstrument

Der musikalische Weg bis zu den Themen Bruckners ist lang, jede Generalpause heißt in Blomstedts gänzlich unpathetischer Lesart Erwartung. Seine Interpretation, die keine überheizte Dynamik kennt, lenkt neben der dirigentischen Kunst besondere Aufmerksamkeit auf das Orchester. Die Berliner Philharmoniker erweisen einmal mehr ihr Wesen als Zauberinstrument. Ob es um Albrecht Mayers Oboensolo geht, das duolisch über den Pizzikato-Triolen schwebt, oder um die Klarinettensprünge Andreas Ottensamers im Finale – jede Konzentration im Einzelnen führt in die Weite des Zusammenspiels, das aus den glänzenden Bläserchören und der lebendigen Schönheit des Streicherklangs gebildet wird. Dazu die musikalischen Wonnen des Paukenspiels von Wieland Welzel.

Plötzlich verhallende Höhepunkte, Kontrastbildungen (Ländler) stehen bei Herbert Blomstedt immer unter dem Prinzip Klarheit. So bleibt auch sein Fortissimo im Finale aller Finalsätze ganz im Zeichen linearer Strukturierung. Da er weniger die Monumentalsymphonie als Bruckners „kontrapunktisches Meisterstück“ akzentuiert, erreicht er mit präziser Zeichnung die Wunder seiner Ausdruckskraft.

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