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Update

Erfolg für die Landeshauptstadt: Potsdam ist erste deutsche Unesco-Filmstadt

Die Unesco hat Potsdam ins Netzwerk der weltweit 246 Creative Cities aufgenommen - es ist neben den Schlössern und Parks der zweite Unesco-Titel für die Stadt.

Erfolg für die brandenburgische Landeshauptstadt: Die Welterbe-Hüter der Unesco haben Potsdam zur ersten deutschen Unesco-Filmstadt erklärt. Das teilte die Unesco am Mittwoch in einer Presseerklärung mit. „Wir freuen uns über die Anerkennung des Titels Unesco Creative City of Film. Potsdam ist die Wiege des Films. Der hier entstandene Film ’Metropolis’ gehört bereits zum Unesco-Welterbe“, kommentierte Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) am Donnerstag die Entscheidung. Gleich für diesen Monat seien die nächsten Abstimmungstermine verabredet, so Schubert weiter. 

Insgesamt wurden weltweit 66 Städte von Unesco-Generalsekretärin Audrey Azoulay als Creative Cities ausgezeichnet. Diese Kreativ-Städte seien Laboratorien für Ideen und Innovation, sie können nachhaltige Entwicklungsstrategien vorweisen, die sich positiv auf die urbanen Räume auswirken sollen. "Weltweit machen diese Städte, jede auf ihre Weise, Kultur zu einer Hauptsäule ihrer Strategie, nicht nur zu einem Accessoire", sagte Azoulay. Damit werde zu politischen und sozialen Innovationen beigetragen, was besonders für die jungen Generationen wichtig sei. 

Das Set des Films "Jim Knopf und Lukas, der Lokomotivführer" im Filmpark Babelsberg.
Das Set des Films "Jim Knopf und Lukas, der Lokomotivführer" im Filmpark Babelsberg.
© Manfred Thomas

Kategorien der Unesco-Auszeichnung sind neben Film auch Design, Literatur, Musik, Handwerk, Kulinarik und Medienkunst. Neue Unesco-Film-Städte sind Potsdam, das spanische Valladolid, Mumbai in Indien und Wellington in Australien; bereits ausgezeichnet sind 13 internationale Städte, darunter die italienische Hauptstadt Rom, das englische Bradford, die irische Stadt Galway sowie das polnische Łódź. Mit Rom und Bradford pflegt Potsdam nach Angaben der Verwaltung bereits einen Erfahrungsaustausch. Weitere deutsche Stadt unter den 66 neu ausgezeichneten ist Karlsruhe für Media Arts, also Medienkunst.

Insgesamt gibt es jetzt laut Unesco weltweit 246 Creative Cities auf allen Kontinenten mit ganz unterschiedlichen Einwohner- und Einkommensstrukturen. Sie alle arbeiteten in einem Netzwerk an den gleichen Zielen: Kreativität und die Kreativwirtschaft ins Zentrum ihrer Stadtentwicklungspläne zu stellen, um die Städte sicher, belastbar für kommende Herausforderungen sowie nachhaltig zu machen. Sie sollen zudem Teilhabe ermöglichen, wie es die Nachhaltigkeits-Agenda 2030 der  Vereinten Nationen vorsehe. 

Potsdam hatte seine Bewerbung Ende März dieses Jahres vorgestellt. Zu den Kriterien, die erfüllt werden müssen, zählen beispielsweise eine ausgeprägte filmische Infrastruktur sowie Archive, Museen, private Sammlungen und Filmschulen. Unterstützt wurde die Bewerbung von zahlreichen Kreativen, so auch den Schauspielern Jutta Wachowiak und Jaecki Schwarz. Durch seine Rolle im vielfach ausgezeichneten Defa-Film „Ich war neunzehn“, in Regie von Konrad Wolf gedreht an vielen Orten in Potsdam, ist Schwarz dem Filmstandort Potsdam sehr verbunden. „Ich würde mich sehr freuen, wenn Potsdam mit seiner Bewerbung Erfolg hat. Potsdam-Babelsberg war die Wiege des deutschen Films. Der Standort steht heute für Tradition und Moderne“, sagte Jaecki Schwarz damals.

Filmuniversität erwartet neue Partnerschaften

Drei Monate hatten die interessierten Städte Zeit, ihre Konzepte bei der Unesco einzureichen.  Potsdam hat sich dabei eigenen Angaben nach mit der Deutschen Unesco-Kommission sowie der Creative City Heidelberg und der Bewerberstadt Karlsruhe ausgetauscht. Im Kern trugen die Stadt Potsdam, die Filmuniversität Babelsberg "Konrad Wolf", das Medienboard Berlin-Brandenburg sowie der Filmpark Babelsberg die Bewerbung. Weitere Unterstützung kam von der Deutschen Unesco-Kommission, dem Kinematheksverbund sowie der Deutschen Filmakademie.  17 sogenannte Letters of Intent legte Potsdam vor, darunter auch vom Ministerium für Wirtschaft und Energie des Landes. 

„Die Filmuniversität als Kristallisationsort von künstlerischer Kreativität, Forschung, filmwissenschaftlicher Expertise und Traditionsbewusstsein unterstützt die Bewerbung mit aller Kraft“, hatte die Präsidentin der Film-Uni Susanne Stürmer versichert. Vom Unesco-Netzwerk erhoffe man sich neue Partnerschaften und frische Impulse. Medienboard-Geschäftsführerin Kirsten Niehuus befürwortete die Bewerbung, weil Potsdam sich „fraglos zu einer der attraktivsten Filmstädte Europas entwickelt hat, in der sich deutsche und internationale Stars die Klinke in die Hand geben und in Filmen und Serien, die um die Welt gehen, zu sehen sind“. Unterstützer ist auch Friedhelm Schatz, Geschäftsführer des Filmparks Babelsberg: „Wir sind vorbereitet und wollen und können zeigen, dass wir Deutschlands Filmstadt Nr. 1 sind“, erklärte Schatz am Donnerstag.

Nun können den Worten Taten folgen: Laut Schubert sollen Ende November alle Unterstützer zusammenkommen, um über die weiteren Schritte zu beraten. Bereits zuvor soll diese öffentliche Veranstaltung auf einem Treffen der Initiativgruppe vorbereitet werden.  Ebenfalls zu den Filmstadt-Projekten gehören der Baubeginn für ein neues Archiv für die mehr als eine Million Exponate des Filmmuseums im Frühjahr 2020. Geplant ist dabei auch ein Schaudepot für öffentliche Veranstaltungen. Zudem soll es eine Veranstaltungsreihe zum Thema „125 Jahre Kino“ geben, daneben wird die Dauerausstellung des Filmmuseums zu „100 Jahre Film in Potsdam“ aktualisiert. Der Grundstein für das neue Depot des Filmparks Babelsberg ist bereits gelegt.

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