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Erster Pegida-Ableger in Potsdam: "Pogida"-Bus gewaltsam gestoppt

Am Montagabend gab es in Potsdam eine Demonstration gegen die "Islamisierung des Abendlandes". An den Gegenprotesten nehmen mehrere Hundert Teilnehmer teil. Verfolgen Sie die Ereignisse.

Potsdam - Am Montagabend soll es einen ersten "Abendspaziergang" gegen die "Islamisierung des Abendlandes" nach Dresdener Vorbild in Potsdam geben. Bereits im Vorfeld zeigt die Polizei Präsenz. Gegen 18 Uhr wird rund um die Brandenburger Straße sogenanntes Hamburger Gitter aufgestellt, die allgemein zur Trennung von Personengruppen beispielsweise bei Demonstrationen verwendet werden. 

Über Twitter schreibt der Journalist Jan Tölva, dass Anhänger von Bärgida, dem Berliner Pegida-Ableger, mit zwei Bussen und bis zu 100 Personen nach Potsdam fahren wollen. Kurz nach 19 Uhr steigen Bärgida-Anhänger dann laut Tölva in die Busse. 

Gegen 19 Uhr beginnt auf dem Bassinplatz eine angekündigte „Block(t)-Bassi-Party“ mit Hip-Hop-Klängen. Die Teilnehmer protestieren dort mit „voller Kreativität, Offenheit und freudigem Miteinander“ gegen den Pegida-Ableger.

Während sich der Bassinplatz um 19.30 Uhr mit Gegendemonstranten füllt, sind bisher nur wenige Teilnehmer des geplanten Abendspaziergangs vor Ort. Treffpunkt für den Abendspaziergang ist um 20 Uhr am Bassinplatz.

Kurz vor 20 Uhr sind etwa 20 bis 25 Teilnehmer des "Abendspaziergangs" am Bassinplatz. Es kam bereits zu ersten kleineren Rangeleien mit Gegendemonstranten. In Potsdams Innenstadt sind mehrere Kleingruppen unterwegs. Der "Spaziergang" soll gegen 20.15 Uhr losgehen.

Unsere Reporter vor Ort berichten von Böllerwürfen am Bassinplatz gegen 20 Uhr. Außerdem werfen linke Gegendemonstranten Schneebälle und Flaschen, zuerst auf Pogida-Teilnehmer, dann auch auf Polizisten. Die Stimmung vor Ort ist aggressiv. Die Polizei versucht, Gegendemonstranten zurückzudrängen.

Gegen 20.15 Uhr sind etwa 120 Teilnehmer des Abendspazierganges am Bassinplatz eingetroffen. Noch ist unklar, ob sie ihre geplante Route laufen können. Gegendemonstranten blockieren die Kreuzung Brandenburger Straße/Am Bassin. Schätzungsweise sind mittlerweile etwa 600 Gegendemonstranten vor Ort. Ein weiterer Bus fährt zum Bassinplatz, wird aber in der Charlottenstraße blockiert.

Der Bus mit den Pogida-Anhängern kommt kaum voran. Die Polizei versucht, mit Tränengas den Weg freizumachen. Die Beamten wirken zunehmend überfordert, die beiden Lager zu trennen. "Nazi raus"-Rufe schallen durch die Innenstadt. Es werden Steine gegen den Bus geworfen.

Der Bus kann weiter zum Bassinplatz fahren. Die Lage ist unübersichtlich. Gegen 20.45 Uhr geht die Pogida-Kundgebung los. Bis 21 Uhr hat sich der "Spaziergang" aber noch nicht in Bewegung gesetzt.

Gegen 21.15 Uhr verkündet der Sprecher der Gegendemo am Lustgarten, dass der Abendspaziergang durch Potsdams Innenstadt nicht stattfinden wird. Die Gegendkundgebung am Lustgarten ist beendet, Gegendemonstranten ziehen zum Bassinplatz.

Überblick über die Veranstaltungen am 11. Januar:

- 19 bis 21 Uhr Aktionsfläche Bassinplatz: "BASSI Block(t) Party mit HipHop und Tanz

- 20 Uhr Lustgarten/Schlossstraße: Kundgebung Bündnis "Potsdam bekennt Farbe".

- 20 Uhr Bassinplatz: Potsdamer Abendspaziergang gegen die "Islamisierung des Abendlandes"

Um die Aktion hatte es im Vorfeld einiges Hin und Her gegeben. Zunächst war vor allem der Veranstalter unklar. Erst bei einer von der NPD gesteuerten Anti-Asyl-Aktion in Oranienburg (Oberhavel) hatte der Potsdamer Privatmann Christian M. öffentlich Details für den Aufzug angekündigt. (Hören Sie hier den Audiomitschnitt).

Potsdam gilt als schwieriges Pflaster für rechte Aufmärsche

Eine derartige Aktion hat es in Potsdam bisher nicht gegeben, wie auch vom brandenburgischen Verfassungsschutz auf PNN-Anfrage bestätigt wurde. Zwar habe sich schon 2014 eine „Pegida Potsdam“-Gruppe im sozialen Netzwerk „Facebook“ gegründet, bald danach aber wieder aufgelöst. Nach Ansicht der Sicherheitsbehörde werde der Aufzug von dem inoffiziellen Pegida-Ableger „Brandenburger für Mitbestimmung und Meinungsfreiheit“ (BraMM) unterstützt – bei dem man von einer rechtsextremistischen Beeinflussung ausgehen könne, wie es vom Verfassungsschutz hieß.

Potsdam gilt seit Jahren als schwieriges Pflaster für rechte Aufmärsche. Im September 2012 hatten sich zum Beispiel rund 2500 Menschen einer Demo von einigen Dutzend NPD-Anhängern entgegengestellt und diese verhindert. 

Lesen Sie weiter: 

Was gestern Abend in Potsdam los war. Ein Überblick >>

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