Corona-Modellversuche: Pilotprojekte auch für Potsdams Kultur?
Künstler auf Perspektivsuche: Beigeordnete Noosha Aubel befürwortet Modellversuche wie in Berlin.
Potsdam - Egal ob drinnen oder draußen: Die Bundesnotbremse sieht eine Schließung aller Bühnen ab einer Inzidenz von 100 vor. Das sorgt für Unverständnis – auch bei Potsdams Kulturbeigeordneter Noosha Aubel (parteilos). „Die Bundesnotbremse trifft Kultur besonders hart“, schrieb sie am Montag auf Twitter. „Damit sind leider viele tollen Planungen in Potsdam obsolet. Kultur verdient mehr pol. Beachtung und Perspektive. Sonst wird’s still.“
Aubel: Unverständnis über Ungleichbehandlung
„Da hätte ich mir mehr Differenzierung gewünscht“, sagt Aubel auf Nachfrage. Und äußert Unverständnis darüber, warum die Zoos, neben denen die Kultur im Gesetz gelistet ist, ihre Außenbereiche öffnen dürfen – nicht aber die Kultur. Auch dass nach wie vor alle Maßnahmen ausschließlich an die Inzidenz geknüpft sind, findet Aubel problematisch. „Andere Werte wie die Auslastung in den Krankenhäusern sollten stärker mit einbezogen werden.“ Aubel bekräftigt zudem, was bereits von HOT-Intendantin Bettina Jahnke, fabrik-Leiterin Sabine Chwalisz und anderen zu hören war: Am meisten fehlt es an „klaren Perspektiven“. Die Potsdamer Verwaltung habe da jedoch keine freie Hand, so Aubel. Das Infektionsschutzgesetz gilt bis zum 30. Juni, bis 16. Mai die aktuelle Eindämmungsverordnung Brandenburgs. Erst danach ist, vielleicht, mehr Spielraum zu erwarten.
Stadt für Modellversuche bei niedriger Inzidenz
Eine Perspektive zeichnet sich dennoch schon jetzt ab. In einer Kleinen Anfrage hatte Stadtverordneter Sascha Krämer (Linke) im März von der Kulturbeigeordneten wissen wollen, inwiefern sich die Ergebnisse des Berliner Pilotprojekts „Testing“, für Potsdam nutzen ließen. Bis Anfang April war an einigen Berliner Bühnen der Besucherbetrieb mit zusätzlicher Testung vorab ausprobiert worden.
In der Antwort vom Kulturamt heißt es nun ganz klar: „Für den Fall, dass die Öffnung der Einrichtungen wieder möglich ist und Modellprojekte zugelassen sind, spricht sich die Landeshauptstadt Potsdam für die Umsetzung eines solchen Pilotprojekts (vergleichbar mit Berlin) aus.“ Der aktuelle Inzidenzwert schließe das zwar noch aus, aber die Zustimmung sei groß. Erste Abstimmungen mit Einrichtungen habe es bereits gegeben. Auch mit der Berliner Senatsverwaltung sei man im Austausch. Aubel bestätigt, dass die Modellversuche keineswegs „vom Tisch“ seien, betont aber, dass es sinnvoll wäre, diese in Rücksprache mit dem Land durchzuführen. Und das Land? Äußert sich nur äußerst vage – und nicht offiziell. Man arbeite an vom Land orchestrierten Modellversuchen, ja. Aber wie, und wann?
Wer zahlt für die notwendigen Tests?
Ein solches Pilotprojekt würde explizit auch für Open-Air-Veranstaltungen gelten, heißt es in der Potsdamer Antwort auf die Anfrage der Linken. Wichtig sei, dass es genügend Möglichkeiten zum Testen gebe, „um den Besuchern die Testung vor Teilnahme an einer Veranstaltung und – im Ausnahmefall – auch vor Ort zu erleichtern.“ Tests müssten von geschultem Personal durchgeführt werden.
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Vor allem Letzteres führt zu zusätzlichen Kosten. Auch die hat Aubels Büro bereits geliefert: Der Preis für einen Covid-19-Test betrage inklusive Betreuung der Tests und Kommunikation der Daten etwa 21 Euro pro Person, heißt es in dem Papier vom Kulturamt. Stichprobe Nikolaisaal: Dort ergäbe sich bei 350 Zuschauer:innen beispielsweise eine Summe von rund 7400 Euro pro Veranstaltung. Für das Hans Otto Theater würde es bei einer Besucheranzahl von 90 im großen Haus zu einer Summe von rund 1900 Euro pro Veranstaltung kommen. Wer würde das zahlen? Noch steht all das im Konjunktiv: Zunächst muss die Inzidenz unter 100 fallen.
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