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Pferdeställe zu Komfortwohnungen. Zimmermann Raoul Müller gestern beim Richtfest für das Kaiser-Wilhelm-Karree. Die 24 Wohnungen, die Investor Lorenz Bruckner hier plant, werden zu Quadratmeterpreisen bis 2890 Euro verkauft.
© Andreas Klaer

Potsdam: Pferdeställe für Menschen

Richtfest im „Kaiser-Wilhelm-Karree“ / Investor Bruckner plant 24 komfortable Eigentumswohnungen

Jägervorstadt – Die letzten Pferdeställe der Kasernen an der Pappelallee sollen noch bis Ende des Jahres zu Wohnungen umgebaut sein. Gestern war Richtfest im 1. Bauabschnitt des sogenannten Kaiser-Wilhelm-Karrees. Die Berliner Bruckner Grundstücks GmbH baut hier zunächst 24 komfortable Eigentumswohnungen. Später kommen auf dem Reitplatz nördlich der Ställe noch 47 Neubauhäuser hinzu.

„Wie müssen erst die Menschen gewohnt haben, wenn schon die Pferde so gut untergebracht waren?“ – zitiert Lorenz Bruckner, der in Potsdam auch das Brockesche Haus in der Yorckstraße sanieren will, beim gestrigen Richtfest eine Meinungsäußerung. Und auch Architekt Tassilo Soltkahn bezeichnet die Bausubstanz mit ihrer Klinkerfassade und den neugotischen Gewölben im Innern als „hervorragend“. Die Hauptschwierigkeit sei gewesen, dass der Bebauungsplan die Stallanlagen als Gewerbegebiet ausgewiesen hatte. Die notwendige Änderung des Bebauungsplanes hätte den Baubeginn um ein Jahr verzögert.

Die Ställe gehören zum neun Hektar großen Areal des preußischen 1. Garde-Ulanen-Regiments, das von der Einsiedelei bis zur Pappelallee reicht. Entstehungszeit sind die Jahre 1885 bis 1889. Die Sowjetarmee nutzte nach dem Zweiten Weltkrieg einen Teil, die Nationale Volksarmee den anderen. Zu dem von Bruckner erworbenen Abschnitt gehört noch eine Reithalle, über deren Nutzung die Würfel noch nicht gefallen sind. „Gut wäre eine Büronutzung“, sagt Lorenz Bruckner. Aber wenn sich hierfür keine Interessenten fänden, würde er auch hier Wohnungen einrichten. Das Kaiser-Wilhelm-Karree befindet sich zwischen der neuen Kurt-von-Plettenberg-Straße, der Schmiedegasse und der Pappelallee. Wie das Wohnquartier am Ende aussieht, lässt sich am benachbarten bereits fertigen Teil eines anderen Investors ablesen: Die früheren Pferdeställe haben sechs Meter hohe Deckengewölbe. Laut Architekt und Bauherr bleibt die vorhandene Materie weitgehend erhalten. Schon jetzt ist die originale Dachform, ergänzt durch ein Gaubenband, erkennbar. Im Dach befinden sich Schlafräume und ein Komfortbad. Jedes Haus besitzt einen separaten hohen Eingang „für Ross und Reiter“ und innen ein eigenes Treppenhaus. Von einer modernen Galerie aus gelangen die Bewohner ins Dachgeschoss.

Wie Bruckner sagte, habe er die Wohnungen schnell verkaufen können. Als Kaufpreise sind in der Objektbeschreibung 2625 bis 2890 Euro pro Quadratmeter genannt. Sowohl für Kapitalanleger als auch für Selbstnutzer gebe es erhebliche Abschreibungsmöglichkeiten. So könne ein Selbstnutzer den Sanierungsanteil zu 90 Prozent innerhalb von zehn Jahren von der Steuer absetzen lassen.

Benannt ist das Karree nach Kaiser Wilhelm I. (1797 bis 1888), obwohl dieser die Fertigstellung nicht mehr erlebte. Sein Nachfolger Wilhelm II. eröffnete die Kasernen im Jahre 1891. Bis zu 740 Pferde standen einst in den ausgedehnten Stallanlagen. Günter Schenke

Günter SchenkeD

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