Park Sanssouci: Orangerieschloss-Sanierung dauert noch elf Jahre
Seit Jahrzehnten wird am längsten Bauwerk des Parks Sanssouci herumgewerkelt. In elf Jahren will man den Rest geschafft haben
Potsdam - Allein die Ausmaße sind gewaltig: 305 Meter lang ist der Komplex im Renaissancestil, der Mittelbau gekrönt von zwei je 27 Meter hohen Doppeltürmen, die eine fantastische Aussicht bieten. Es gibt Säulengänge, Springbrunnen, alles umrahmt von üppig blühenden Beeten, Zitrusgewächsen und Palmen – kurzum: Das Orangerieschloss im Park Sanssouci versprüht die Aura Italiens in einem Maße wie kaum etwas sonst in Potsdam. Es ist eines der größten und sicher auch eines der schönsten Gebäude der Schlösserstiftung. Auf den ersten, oberflächlichen Blick wirkt der nach Entwürfen von Friedrich Wilhelm IV., dem „Romantiker auf dem Thron“, gestaltete Komplex gut in Schuss. Wer näher herangeht, sieht jedoch, dass schon rein äußerlich noch einiges im Argen liegt. Tatsächlich sei erst ein Viertel bis ein Drittel der Schlosshülle saniert, sagte Volker Thiele, der Hochbauchef der Stiftung, am Mittwoch. Das soll sich in den nächsten Jahren ändern. Bis 2030 sollen alle Dächer und Fassaden restauriert sein, sodass das zwischen 1851 und 1864 errichtete Ensemble wieder in alter Schönheit erstrahlt.
Das Gebäude ist ein "Dauerpatient"
Seit Jahrzehnten, seit DDR-Zeiten wird an dem unter Friedrich Wilhelm IV. erschaffenen Gebäudekomplex immer mal wieder etwas herumsaniert, richtig voran ging es erst mit dem ersten, 155 Millionen Euro schweren Sonderinvestitionsprogramm, das der Bund, Brandenburg und Berlin zur Rettung des bedrohten preußischen Weltkulturerbes aufgelegt hatten. Für neun Millionen Euro wurden unter anderem drei der vier Fassaden der Pflanzenhallen saniert, Teile des Daches repariert und der Mitteltrakt mit den beiden Türmen instandgesetzt. „Das Orangerieschloss“, sagte Thiele, „ist unser Dauerpatient“.
Der bekommt nun – um im Bild zu bleiben – reichlich Medizin. Für die restlichen Arbeiten stehen nämlich sogar gut 22 Millionen Euro zur Verfügung, die sich aus dem zweiten, mit 400 Millionen Euro gefüllten Sonderinvestitionsprogramm speisen.
2021 beginnen die Bauarbeiten
In diesem und im nächsten Jahr soll umfassend geplant werden, bevor es ab 2021 wirklich ans Bauen geht. Im ersten Abschnitt sollen die beiden westlichen Pavillons instandgesetzt werden, bis 2023 soll das dauern. Danach geht es an den nördlichen Teil des Mittelbaus. Der hat einst die Wohnungen für das Königspaar beherbergt, liegt auf der Rückseite des Schlosses und bietet jetzt ein etwas verwahrlostes Bild. Die größte Herausforderung dabei sei die Fülle verschiedener Materialien, erklärte Thiele. Putz, Ziegel und Zinkguss seien ebenso verwendet worden wie Terrakotta für Zierelemente an den Balustraden, die dann wiederum eingemauert wurden, sagte Thiele. Von der Terrasse zwischen den Königswohnungen führten einst zwei gusseiserne Treppen hinab in den Garten, auch sie sollen wiederhergestellt werden.
Wenn diese Arbeiten 2025 abgeschlossen sind, beginnt die Restaurierung des Nordostpavillons, in dem ein Besucherzentrum unter anderem mit Catering und Toiletten entstehen soll. Dort werde auch ein historischer, aber zugemauerter Zugang zur östlichen Pflanzenhalle wieder geöffnet, sagte Projektleiterin Jana Giesa. Auch der Säulengang, der das Gebäude mit dem Südostpavillon verbindet, wird in diesem Bauabschnitt instandgesetzt.
Ein weiterer Schwerpunkt des Projekts liegt auf der Innensanierung der beiden je 103 Meter langen Pflanzenhallen, die hauptsächlich als Winterlager für die exotischen Pflanzen aus dem Park Sanssouci dienen. Dort bröckelt der Putz, der Terrakottaboden ist schadhaft und womöglich lauert wegen der hohen Luftfeuchtigkeit im Winter irgendwo auch der Schwamm. Das alles soll behoben werden – und um moderne Technik ergänzt. Zwar finden auch jetzt schon während der Sommermonate in den Pflanzenhallen Veranstaltungen statt – man denke nur an den jährlichen Mediengipfel M100. Doch ist das nur möglich, weil immer wieder Provisorien aufgebaut werden. Jetzt sollen – denkmalgerecht – eine vernünftige Beleuchtung sowie neue Elektrik installiert, ausreichend Toiletten eingebaut und der Brandschutz auf den neuesten Stand gebracht werden. Schließlich fassen beide Pflanzenhallen je bis zu 1000 Besucher. Sie gehören damit laut Stiftung zu den größten Veranstaltungsräumen der Region.
Noch kein Geld für die Innenräume
Sind beide Hallen entsprechend hergerichtet, würden sie auch viel öfter vermietet, ist sich Thiele sicher. Die Provisorien stellten bislang ein „recht großes Hemmnis“ bei der Vermietung dar. Die Innensanierung der westlichen Pflanzenhalle, deren Dach bereits erneuert ist, bildet 2030 den Schlusspunkt des Projekts.
Nur die Innenräume im Mitteltrakt sowie in den östlichen und westlichen Pavillons müssen dann noch saniert werden. Überwiegend befanden sich darin – inzwischen zumeist leerstehende – Wohnungen. Ob und wann das passiert, ist allerdings noch unklar, in jedem Fall nach 2030. Bevor man dort anfange, müsse erst geklärt werden, wie diese Räume künftig genutzt werden sollen, so Thiele. Zum Wohnen eigneten sie sich nämlich nicht: Sie sind zu dunkel, haben viel zu hohe Decken und sind daher nur schlecht beheizbar.
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