Nach Skandalurteil und Drohung gegen SV Babelsberg: Nulldrei-Fans fordern NOFV-Spitze zum Rücktritt auf
Nach dem Skandalurteil des NOFV läuft am heutigen Freitag die Frist für die Strafzahlung des SV Babelsberg 03 aus. Die Zukunft des Vereins in der Liga ist völlig offen, doch in Babelsberg will man sich dem Verband nicht beugen. Der Fanbeirat fordert in einem offenen Brief den Rücktritt der NOFV-Spitze.
Babelsberg - Der Fanbeirat des SV Babelsberg fordert in einem offenen Brief an den Nordostdeutschen Fußballverband (NOFV) den sofortigen Rücktritt der Verbandsführung und die Rücknahme des Urteils, mit dem das NOFV-Sportgericht den SVB zu einer Geldstrafe von 7000 Euro verurteilt hat. Der offene Brief, der seit Donnerstag auf der Fan-Homepage steht, schildert, was sich am 28. April 2017, dem Tag des Brandenburger Skandal-Derbys aus Sicht der Fans auf den Rängen und dem Rasen abgespielt hat: "Im Auswärtsblock brüllen Neonazis antisemitische Parolen wie »Arbeit macht frei, Babelsberg 03« und andere diskriminierende Beleidigungen. Der Hitlergruß wird das erste Mal bereits 30 Minuten vor Anpfiff gezeigt und gehört an diesem Tag anscheinend zur beliebtesten Begrüßungsform im Auswärtsblock", wie die Fans in Erinnerung rufen.
Tatsächlich belegen Videos im Internet, wie aufgeheizt die Stimmung am Abend des Brandenburg-Derbys im Gästeblock war, Medien berichteten von Nazi-Krawallen, rassistischen und antisemitischen Provokationen. Quellen - so der Vorwurf der SVB-Fans - die das Sportgericht im Nachgang womöglich mit Absicht übersehen hat. Und die Aussage des NOVF-Sportgerichtsvorsitzenden Stephan Oberholz "da wussten wir nichts von, schlicht und ergreifend", legt laut dem SVB-Brandbrief den Verdacht nahe, der Verband verschließe die Augen bewusst vor dem Rechtsextremismus in ostdeutschen Stadien.
Ärger über den NOFV nach dem Leipziger Stadtderby
Laut seiner eigenen Satzung hat der NOFV den Auftrag, “rassistische, verfassungs- und fremdenfeindliche Bestrebungen (...) nach den Bestimmungen der Rechts und Verfahrensordnung zu ahnden.” Ein Vorwurf, der nicht nur vom Fanbeirat des SVB erhoben wird: Der Verband sei auf dem rechten Auge blind, seine Arbeit entweder "unprofessionell oder ideologisch belastet."
Auch in anderen Fällen sei das zu beobachten, zum Beispiel in Leipzig. Nach dem Derby zwischen den BSG Chemie und Lok Leipzig brummte der NOFV Chemie eine saftige Geldstrafe auf, ohne die neonazistischen Provokationen berüchtigter Lok-Fangruppen zu erwähnen. Und zur Begründung der Geldstrafe gegen den SVB führte das Sportgericht lediglich an, dass Babelsberg-Fans "Nazischweine raus" riefen, die vorherigen rassistischen Krawalle blieben unerwähnt.
Der Fanbeirat nennt die Geldstrafe gegen Nulldrei und deren offizielle Begründung "ein ungeheuerliches Vorgehen, wenn man bedenkt welche Seite sich hier im Rahmen der Satzung bewegt und welche nicht".
"Es ist an der Zeit für einen Wechsel an der Spitze des NOFV"
In der vergangenen Woche hat sich Lage für den SVB zugespitzt, weil der Vorstand des Vereins sich weigert, das Urteil anzuerkennen und entschlossen ist, die Zahlungsfrist verstreichen zu lassen. „Alles andere als eine Neubewertung des Urteils ist unvorstellbar“, sagte SVB-Chef Horbald am vergangenen Wochendende in einem Deutschlandfunk-Beitrag. Am Mittwoch schrieb der Vorstand des SVB einen offenen Brief an die Verbandsgescheäftsführung, woraufhin der Vorstitzende des NOFV-Sportgerichtes Stephan Oberholz einräumte, es sei falsch gewesen, den Ruf des SVB-Fans "Nazischweine raus" in die Urteilsbegründung zu schreiben. Abstand nimmt der NOFV von seinem Urteil aber bislang nicht.
Wie es für den SVB nun weitergeht, ist völlig offen. Der Verband hat Nulldrei bereits mit dem Ausschluss vom Spielbetrieb in der Regionalliga gedroht, sollte der Verein die 7000 Euro Strafe nicht zahlen. Der Fan-Beirat spricht in seinem Brief aus, was viele ohnehin bereits länger kritisieren: "In einem Verband, in dem der Einsatz gegen Diskriminierung bestraft wird und Nazis hofiert werden, darf es kein Weiter so geben. Es ist an der Zeit für einen Wechsel an der Spitze des NOFV".
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