SC Potsdam: Niederlage mit Sternchen
Auch im zweiten Playoff-Viertelfinalspiel gegen Favorit Dresdner SC agierten die Volleyballerinnen des SC Potsdam auf Augenhöhe, mussten sich letztlich aber geschlagen geben. Nach dem Heimspiel, das ein Highlight für die Sportstadt Potsdam war, muss nun Duell drei in Dresden die Entscheidung bringen.
Die große Party vor heimischer Kulisse blieb aus. Es gab letztlich in der MBS-Arena nur anerkennenden Applaus der Heimfans, während die Gäste lautstark jubelten. Frauenvolleyball-Bundesligist SC Potsdam musste sich am gestrigen Sonntag dem Dresdner SC mit 1:3 (19:25, 24:26, 25:20, 15:25) geschlagen geben und dadurch nach seinem überraschenden Auswärtscoup den Ausgleich in der Playoff-Viertelfinalserie hinnehmen. Aber es war eine Niederlage mit Sternchen.
"Wir haben doch noch diese zweite Chance"
Der als klarer Außenseiter geltende SCP hatte eine starke Leistung abgeliefert. „Leider nicht ganz so stark wie in Dresden. Das klappt halt nicht immer“, sagte Mittelblockerin Lisa Gründing. Nun muss das dritte Match am Mittwoch in Dresden (Beginn: 19 Uhr) darüber entscheiden, wer eine Runde weiterkommt. „Also Kopf hoch, selbstbewusst und mutig bleiben. Wir haben doch noch diese zweite Chance“, betonte Gründing. „Wir werden alles geben, um sie zu nutzen.“ Die bei ihren Duellen jeweils favorisierten Teams Schweriner SC, Allianz MTV Stuttgart und Ladies in Black Aachen stehen derweil bereits als Halbfinalteilnehmer fest – allesamt gewannen sie zweimal glatt mit 3:0.
Der SC Potsdam macht es da dem amtierenden deutschen Pokalsieger und fünffachen nationalen Meister aus Elbflorenz bedeutend schwerer. Gestern knüpften die Brandenburgerinnen gleich dort an, wo sie beim Serienstart aufgehört hatten. Der Hauptrundensiebte agierte im ersten Satz wild entschlossen und war mit dem Zweitplatzierten auf Augenhöhe, die Führung wechselte mehrfach hin und her. Doch dann bekamen die Gastgeberinnen zittrige Hände. Sie machten Fehler in der Annahme, zeigten Unkonzentriertheiten beim Angriff. Auch zwei Timeouts durch Cheftrainer Davide Carli brachten Potsdam nicht zurück. Aus einer 17:16-Führung war ein 17:22-Rückstand geworden – zu viel, Durchgang eins ging verloren.
SCP-Angreiferin Marta Drpa stach wieder hervor
Ähnliches Bild im nächsten Satz. Wieder präsentierten sich die Gastgeberinnen anfangs gut und machten deutlich, warum sie für zwei der vier Dresdner Liga-Saisonpleiten gesorgt haben. Den Kurs behielten sie allerdings erneut nicht bei. Der SCP handelte sich einen 0:5- und 0:4-Lauf ein, die mit hervorragender Moral jeweils gekontert wurden. Zwei Satzbälle wehrte das Team von der Havel ab, den dritten dann nicht mehr.
Und mit viel Moral machten die Potsdamerinnen weiter. Sie steckten nicht auf, im Gegenteil, sie schmetterten beachtlich zurück. Dank eines 5:0-Blitzstarts, ungebremstem Kampfgeist, mehr Nervenstärke als vorher, einer Lisa Gründing, die durchschlagende Verantwortung übernahm und einem Gegner, der zu viel Energie in die Bewertung von Schiedsrichterentscheidungen steckte, gelang der 1:2-Anschluss. Diagonalangreiferin Marta Drpa, die mit insgesamt 27 Punkten wie schon in Dresden hervorstach, besiegelte den Satzgewinn. Die MBS-Arena kochte beim vom Gesamtpaket her besten Sportevent, das die märkische Landeshauptstadt seit Langem erlebte. Mitreißender Sport, großartige Atmosphäre.
Zweitgrößte Zuschauerzahl bei SCP-Heimspiel
1978 Zuschauer verfolgten die atemberaubende, hochemotionale Partie – die bislang zweitgrößte Kulisse bei einem SCP-Heimspiel. Der Rekord datiert vom 7. April 2013, als der Potsdamer Verein erstmalig im Viertelfinale der deutschen Meisterschaft stand. Damals war zum Auftakt der Playoffserie auswärts beim großen Titelanwärter Schwerin auch ein 3:2-Triumph gelungen, was daraufhin 2025 Besucher zu Match zwei in den Luftschiffhafen lockte. Potsdam verpasste die Sensation durch ein 2:3 nur knapp und musste sich dann auch im Entscheidungsduell geschlagen geben.
Diesmal reiste der Gast ebenfalls als Sieger vom zweiten Aufeinandertreffen nach Hause. Satz vier wurde zu einer klaren Angelegenheit. „Dresden hat das mit all seiner Erfahrung gemacht. Wir waren über weite Strecken ebenbürtig, müssen aber noch lernen, stabil und konstant zu sein“, urteilte SCP-Coach Davide Carli, der für seine Mannschaft übermorgen das schwerste Spiel der Serie erwartet. „Dresden hat sich jetzt erst einmal etwas vom Druck befreit und den Heimvorteil.“ In eigener Halle verlor der Sachsen-Sechser diese Saison nur einmal gegen einen deutschen Kontrahenten – vorige Woche gegen Potsdam. Gelingt dem Carli-Team so eine Überraschung nochmal, wäre Vereins- und Bundesligageschichte geschrieben. Bislang stand der SCP noch nie im Halbfinale – und auch noch keine Mannschaft, die die Hauptrunde schlechter als Rang fünf abgeschlossen hatte.
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