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"Fridays for future"-Demo im Herbst 2019 auf dem Alten Markt in der Potsdamer Innenstadt.
© Andreas Klaer (Archiv, 22. 11. 2019)

Demo-Start um 14.30 Uhr: Neustart für Fridays for Future in Potsdam

Die jugendlichen Aktivisten planen nach der Corona-Pause wieder monatlich auf die Straße zu gehen. Der Anfang wird am heutigen Freitag gemacht - mit klaren Forderungen.

Potsdam - Keine guten Zeiten für Klimaschützer: Es ist politische Sommerpause, große Demonstrationen sind nur unter vielen Auflagen möglich und die Öffentlichkeit interessiert sich eher für Corona als für das Klima. Dennoch wollen die Mitglieder von Fridays for Future Potsdam nun wieder regelmäßig Protest- und Streikaktionen durchführen: Am Freitag, 23. Juli 2020, gehen die Aktivisten das erste Mal seit Beginn der Coronakrise wieder auf die Straße, Treffpunkt ist um 14.30 Uhr an der Dortustraße/ Ecke Charlottenstraße, von dort geht es zum Luisenplatz zu einer Kundgebung.

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„Unsere Arbeit basiert viel darauf, dass wir uns vernetzen, auf die Straße gehen und eine Gemeinschaft bilden – all das war sehr schwierig in den letzten Monaten“, sagt Anna Ducksch, Sprecherin von Fridays for Future Potsdam. „Für uns ist das ein Neustart.“ Aus diesem Grund wird im Anschluss an die Kundgebung um 18 Uhr auch ein offenes Plenum über weitere Ziele und Aktionen stattfinden, an dem Interessierte teilhaben dürfen.

Ein "klimafreundliches Upgrade" gewünscht

Die Demonstration wird mit Sicherheitsabstand durchgeführt, aufgrund der Urlaubszeit und der langen Pause rechnet Ducksch auch nur mit rund 100 Teilnehmern. Zu Hochzeit der grenzenübergreifenden Fridays for future-Aktionen im Herbst 2019 nahmen auch in Potsdam bis zu 5500 Menschen bei Fridays for Future teil. Dies wäre jetzt schon aus Gründen des Corona-Schutzes nicht mehr möglich: In Brandenburg gilt bis Ende Oktober ein Verbot von Großveranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern.

Die Aktion am Freitag soll unter dem Thema Verkehrswende stehen: „In Potsdam hat sich an der Verkehrsinfrastruktur für Radfahrer wenig getan, dabei hätten die brenzligen Stellen, wie etwa in der Heinrich-Mann-Allee vor der Staatskanzlei, in der Dortustraße, Höhe Yorckstraße und viele weitere dringend ein klimafreundliches Upgrade gebrauchen können“, heißt es in der Pressemitteilung von Fridays for Future Potsdam. Gemeint mit dem Upgrade sind sogenannte Popup-Radwege, die nach Beginn der Corona-Einschränkungen von vielen Städten eingerichtet wurden. Andere Städte hätten zudem Straßen gesperrt und zu Fußgängerzonen erklärt, sagt Ducksch: „Potsdam hat keinen einzigen Schritt in Richtung Umdenken getan.“ Beim letzten Fahrradklimatest des ADFC hatte Potsdam lediglich eine durchschnittliche Note von 3,6 erhalten.

Weiterbildung statt Demos auf der Straße

Trotz der coronabedingten Einschränkungen war die Gruppe Fridays for Future Potsdam in den vergangenen Monaten nicht untätig: Am dritten Juli hatten die Aktivisten gemeinsam mit Extinction Rebellion vor dem Filmmuseum eine Protestaktion gegen den Kohleausstieg 2038 durchgeführt. Auch am 22. Mai hatten sich die Jugendlichen deutlich gegen den späten Kohleausstieg zu Wort gemeldet: Vor dem Landtag in Potsdam legten sie über 500 Pappschilder auf dem Alten Markt aus, die zusammen den Schriftzug „End Coal Now!“ bildeten.

Die Corona-Maßnahmen hatte Fridays for Future vor große Herausforderungen gestellt: Treffen mussten per Videokonferenz durchgeführt werden, große Aktionen wie zweites Klimacamp und ein Konzert mussten abgesagt werden. „Das war ein ziemlicher Dämpfer für uns“, so Ducksch. Stattdessen verlegte man den Protest mit dem „Netzstreik fürs Klima“ auf online, was aber weit weniger Beachtung fand. Dafür bildete man sich weiter: Über wöchentliche Online-Seminare informierten sich die Aktivisten über Themen wie Methoden der Recherche oder verschiedene Protestformen.

Coronakrise vs. Klimakrise

Gleichzeitig beobachtet auch Ducksch, dass Klimaschutz im Zuge von Corona für viele Menschen an Wichtigkeit verloren habe: „Für die meisten ist Corona viel greifbarer als der Klimawandel, sie spüren die Einschränkungen mehr im Alltag.“ Dabei biete gerade die Krise eine Möglichkeit, Maßnahmen gegen die drohende Rezession mit Umweltschutzzielen zu koppeln, so wie es auch kürzlich Greta Thunberg und Luisa Neubauer in einem offenen Brief an die EU gefordert haben. „Die Hilfsprogramme wurden alle sehr schnell umgesetzt, und wir hatten nicht genug Zeit, um Druck aufzubauen, dass diese Hilfen an mehr Klimaschutz gebunden wurden“, sagt Ducksch. „Durch den Lockdown war es uns einfach nicht möglich, genügend öffentliche Präsenz zu zeigen.“

Dies soll nun wieder anders werden: Künftig plant Fridays for Future Potsdam wieder regelmäßig zu streiken, zunächst im Monatsrhythmus. „Wir haben auch noch andere Aktionen geplant, aber das hängt natürlich auch davon ab, wie sich die Pandemie weiterentwickelt und welche Maßnahmen künftig gelten.“ Trotz der Zwangspause hätten die Aktivisten in der letzten Zeit immer wieder positives Feedback bekommen, dass sie weitermachen sollten: „Wir haben online viel Zuspruch erhalten“, sagt Ducksch.

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