Villa Francke in der Jägervorstadt: Neues Museum der Spitzenklasse in Potsdam geplant
Aus der Villa Francke in Potsdam soll ein neues Museum für Werke internationaler Sammler werden. Der Besitzer will einen zweistelligen Millionenbetrag investieren.
Potsdam - Die brandenburgische Landeshauptstadt soll um ein Museum reicher werden: Matthias Köppel plant, die Villa Francke zu einem Ausstellungsort für internationale Sammler zu machen. Dazu soll die historische Villa nordöstlich von Schloss Sanssouci, an der Gregor-Mendel-Straße, durch in den Hügel gebaute, unterirdische Ausstellungsräume mit glasversehenen Lichtschächten ergänzt werden. Der Garten soll denkmalgetreu wieder aufgebaut werden. So beschrieb Köppel die Pläne den PNN. Entworfen hat sie der Architekt Wolfgang Keilholz, mit dem Köppel eng zusammenarbeitet. Keilholz hat unter anderem das ehemalige Postfuhramt in Berlin umgebaut. „Es geht uns um internationale Sammlungen auf Augenhöhe mit dem Museum Barberini, das die Latte sehr hoch gehängt hat“, sagte Klöppel am Mittwoch. Man sei mit dem Moma in New York im Gespräch, mit verschiedenen Galerien, Stiftungen und Sammlern, auch mit einem ähnlichen Projekt in Prag.
Insgesamt will er einen zweistelligen Millionenbetrag in das neue Museum investieren. Die Pläne wurden am späten Dienstagabend erstmals öffentlich präsentiert. Im Bauausschuss waren sie am Rande Thema, da das Projekt auf Wunsch von Stadtplanungschef Andreas Goetzmann auf der Prioritätenliste für die Verbindliche Bauleitplanung 2019/20 nach oben geschoben werden soll. Noch ist das Projekt für das Sammlermuseum in der Planungsphase, sagt Köppel. Über seinen Zeitplan will er deshalb noch nicht sprechen. „Am liebsten morgen“, kommentiert er. Köppel ist Geschäftsführer der Firma Chayros, eine Berliner Immobilienholding die unter anderem Schlösser, Herrenhäuser und andere historische Gebäude umbaut. Die Villa Francke hat er vor einem Jahr gekauft. Zuvor war das 1873 erbaute Haus seit der Errichtung in Familienbesitz. „Die Villa war bis zum vergangenen Jahr nie öffentlich zugänglich“, erklärt Köppel. Da der Besitzer einen britischen Pass hatte, sei er auch in der DDR nicht enteignet worden, vermietete das Haus aber an Russen, die dort ein Labor eingerichtet hatten. Nach der Wende blieb die Familie weiter in Besitz, nutzte es auch selbst. Eine Erbengemeinschaft aus vier älteren Personen, so erzählt es Köppel, hätten es dann verkauft. Er nutzte die Gelegenheit. Die Idee für ein Sammlermuseum habe er nicht sofort gehabt, aber Kunst, das schon. Er selbst ist studierter Kunsthistoriker und auch Sammler, kenne viele Galeristen. Im Jahr 2018 machte er das Haus deshalb bereits mehrmals öffentlich zugänglich (PNN berichteten). Im September öffnete die Villa zum Tag des offenen Denkmals seine Türen – mit großem Erfolg. „Die Menschen waren begeistert, das Potsdamer Publikum ist wirklich außergewöhnlich“, sagt Köppel. Ebenfalls im September eröffnete eine Ausstellung. Helen Berggruen, die Tochter des Kunstmäzens Heinz Berggruen (1914–2007), zeigte ihre Werke. Im Oktober fand ein „ArtCamp“ statt. Das Feedback der Menschen habe ihn ermutigt, dazu seien Anfragen von Sammlern gekommen, berichtet der Besitzer. Es sei kein Kommerzprojekt, eher Mäzenatentum. Im Kopf habe er eher moderne Kunst, aber man sei allem offen. Für ihn sei es wichtig, einen offenen Ort zu schaffen, sagt Köppel. Aber auch einen Ort, der den Geist des Hauses erhält. Deshalb sind die Pläne, die er mit Architekt Keilholz hat, auch minimalinvasiv. Will sagen: Kein sichtbarer Neubau, die Erweiterung findet unter der Erde statt. Oberirdisch soll der Garten historisch rekonstruiert werden. Auch ein Tennisplatz, der dort nach Plänen von Peter Behrens – ein Pionier des modernen Industriedesigns – einmal errichtet worden war, soll wieder aufgebaut werden. Mitsamt Teepavillon. Als nächstes soll nun ein Bebauungsplan aufgestellt werden, man sei dazu bereits im Gespräch mit allen beteiligten Behörden.