Potsdam: Neues Institut für preußisches Erbe
Auf Fachtagung „Historische Gärten im Klimawandel“ verabschieden Experten Erklärung zum Parkerhalt
Um Potsdams reichhaltiges preußisches Erbe zu erhalten, soll in den nächsten Monaten ein neues Forschungsinstitut gegründet werden. Beteiligte Partner sind die Potsdamer Universität sowie die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten. Wie Hartmut Dorgerloh, Generaldirektor der Schlösserstiftung, am Donnerstag am Rande der internationalen Tagung „Historische Gärten im Klimawandel“ sagte, sei eine entsprechende Kooperationsvereinbarung zwischen der Universität und der Schlösserstiftung geplant. „Da sind wir gerade in der Diskussion mit der Uni, wie das Projekt vertraglich zustande kommen kann“, erklärte Dorgerloh. Mit diesem Kontrakt wolle man dem neuen Institut den nötigen rechtlichen Rahmen geben. Ein Name für die Forschungseinrichtung werde derzeit gesucht. Der Stiftungschef hofft, dass das Institut noch in diesem Semester aus der Taufe gehoben werden kann.
Die neue Forschungseinrichtung soll den bisher in einzelnen Institutionen bereits vorhandenen Sachverstand bündeln, um ihn für die Erforschung der preußischen Geschichte und auch speziell der Kunstgeschichte nutzbar zu machen, wie Dorgerloh sagte. Dabei werde die „materielle Überlieferung“ des preußischen Erbes, also die Frage nach dem bestmöglichen Erhalt von historischen Bauwerken, Gärten und Kunstdenkmälern, ein Schwerpunkt der Forschungsarbeit sein. Konkretere Angaben wollte Dorgerloh dazu noch nicht machen. Er begrüßte jedoch ausdrücklich, dass vonseiten des Landes Brandenburg bereits eine finanzielle Unterstützung für die künftige Forschungseinrichtung in Aussicht gestellt worden sei.
Der Stiftungschef äußerte sich zu diesen Plänen am Rande eines festlichen Empfangs in der Orangerie von Sanssouci. Zuvor hatte dort der Umweltexperte und CDU-Politiker Klaus Töpfer in einem Vortrag den Bogen gespannt vom Waldsterben der 1980er-Jahre – einer Zeit, in der er Bundesumweltminister war – bis zur aktuellen Debatte um den Klimawandel. Ebenso wie vor 30 Jahren müsse die Gesellschaft auch jetzt die Ergebnisse der Wissenschaftler ernst nehmen und sich mit den Klimaveränderungen auseinandersetzen – auch wenn die naturwissenschaftlichen Zusammenhänge noch immer nicht bis ins letzte Detail erforscht seien, sagte der Gründungsdirektor des Potsdamer Nachhaltigkeitsinstituts IASS. „Stellen Sie sich mal vor, wir hätten eine Welt mit vollkommener Information zu allen Themen“, erklärte Töpfer und fügte sogleich hinzu: „Das ist gar nicht denkbar.“ Die von den Wissenschaftlern prognostizierten Wahrscheinlichkeiten für Veränderungen durch den Klimawandel seien nun einmal so, dass ein Abwarten nicht verantwortet werden könne. „Nicht zu handeln, wäre falsch“, sagte der einstige Exekutivdirektor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen.
Töpfer warb in seinem Vortrag dafür, sich diesem Thema nicht nur vom Kopf her zu nähern. „Nachhaltigkeit muss nun auch die Dimension des Schönen erschließen.“ Historische Gärten mit ihren alten Baumbeständen wie in Potsdam gäben hierfür ein gutes Beispiel. Sie bedürften dabei freilich kontinuierlicher Pflege. „Es ist ja nicht so, dass da was ins Museum gestellt wird“, sagte Töpfer. Etwas, das dann lange Zeit niemand mehr anrühre und das sich kaum verändere. Gärten seien vielmehr in stetem Wandel begriffen.
Gerade weil zu dem natürlichen Werden und Vergehen in der Natur nun auch die Klimaveränderungen einen weiteren Wandel in der Gartenflora bedingen, sieht Michael Rohde, Gartendirektor der Schlösserstiftung, aktuellen Forschungsbedarf, was den Erhalt bestehender Vegetation und die Nachpflanzung historischer Arten anbelangt. „Ich würde gerne möglichst rasch spezifische Forschungsprojekte auf den Weg bringen“, sagte Rohde am Rande der dreitägigen Tagung „Historische Gärten im Klimawandel“, die von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gefördert wurde. Am gestrigen Freitag verabschiedeten Experten auf der Konferenz die „Erklärung von Sanssouci“ (siehe Kasten), mit der auf die Bedeutung historischer Gärten für die Zivilisation und auch auf die Gefährdung dieser Refugien hingewiesen wird.
Für Gartendirektor Rohde geht es künftig um ganz praktische Fragen, zum Beispiel um die, wie der Altbaumbestand in den Parks erhalten werden kann, wenn das Wasser knapper wird. Immer gehe es um die Frage: „Wie kann ich das Gartenkunstwerk erhalten?“ Man müsse sich künftig verstärkt Gedanken über das Wasser- und Bodenmanagement machen, so Rohde. Auch für Generaldirektor Dorgerloh steht fest, dass die Stiftung konkrete Maßnahmen ergreifen muss. Welche das genau sind, wolle man nach Abschluss der Konferenz diskutieren, erklärte Sanssoucis Chef.
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