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Junge Entdecker unter sich. Ein Kind experimentiert im Extavium in der Caligari-Halle im Filmpark Babelsberg mit einer Seifenblase. Das Mitmachmuseum ist vom Aus bedroht.
© Manfred Thomas

Potsdamer Mitmachmuseum: Neueröffnung des Extaviums verschoben

Die Finanzierung des Kinder-Mitmachmuseums ist weiter unklar – Geschäftsführer Werner setzt auf Oberbürgermeister Jakobs

Innenstadt – Kurz vor der eigentlichen Wiedereröffnung des Kinder-Mitmachmuseums Extavium in der Innenstadt Anfang Juni ist der Termin jetzt abgesagt worden. Der 2. Juni sei nicht mehr zu schaffen, sagte Extavium-Geschäftsführer Axel Werner am gestrigen Freitag den PNN. Nun plane er zunächst, im „neuen Schuljahr“ zu starten. Einen genauen Termin wollte Werner aber nicht nennen. Grundsätzlich ist allerdings weiterhin völlig unklar, ob das Museum überhaupt noch einmal öffnen wird, da die Sanierungskosten für den neuen Standort einfach zu hoch sind.

Ganz hinschmeißen will Werner aber noch nicht. Eigentlich habe er Mitte Mai zumindest wissen wollen, „wohin die Reise geht“, sagte er. Obwohl dieser Zeitpunkt nun gekommen ist, gibt er sich zuversichtlich. „Wir versuchen alle, die Hoffnung zuletzt sterben zu lassen“, betonte er und fügte hinzu: „Es ist alles auf einem guten Weg. Wir bekommen das Zeitproblem aber nicht hin.“

Wichtig sei dabei, dass sich alle Beteiligten zusammensetzten, wie es Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) während der Stadtverordnetenversammlung in der vergangenen Woche angeboten hatte. Er hoffe auf einen Termin Anfang kommender Woche. Teilnehmen würden nach Überzeugung von Werner neben der Stadt auch die stadteigenen Unternehmen Pro Potsdam und die Stadtwerke SWP sowie die Industrie- und Handelskammer (IHK) und die Handwerkskammer Potsdam.

Wenn das Treffen nicht zustande kommt, sieht Werner keine Chance mehr, das Extavium zu halten. „Jede Woche, die vergeht, macht die Sache nur komplizierter“, sagte er. Alle müssten ihren Teil dazu beitragen, dass das Museum am neuen Standort starten könne.

Wie berichtet war der Umzug nötig geworden, weil Noch-Hauptgesellschafter und Filmpark-Chef Friedhelm Schatz 2014 angekündigt hatte, das Museum nicht weiter zu unterstützen. Schließlich war ein Übergangsquartier in der Innenstadt gefunden worden. Schatz ist derzeit noch Gesellschafter in der GmbH.

Wann das sogenannte Spitzengespräch tatsächlich zustande kommt, ist allerdings noch völlig unsicher. Stadtsprecher Stefan Schulz ließ auf Anfrage offen, ob ein Termin noch in der kommenden Woche gefunden werden kann. Man versuche jetzt, dies kurzfristig zu vereinbaren. Im Zweifel werde es ein Treffen in der letzten Maiwoche geben. „Der Wille ist da, wir wollen auch helfen, aber nicht mit eigenem Geld“, sagte Schulz. Dagegen hätten sich ja auch die Stadtverordneten ausgesprochen. Ziel müsse es daher sein, jemanden aus der Wirtschaft oder den kommunalen Unternehmen zu finden, der bereit sei, die benötigte Summe zu geben.

Werner hatte zuletzt den Umzug infrage gestellt und mit dem Aus des Museums gedroht. Grund sind strenge Auflagen für den Betrieb in den Räumen einer ehemaligen Videothek beim Brand- und Lärmschutz. Auch müsste die Elektrotechnik komplett erneuert werden. Werner bezifferte die Kosten für die Sanierung auf rund 150 000 Euro. Etwa 50 000 Euro sind durch einen Zuschuss der stadteigenen Bauholding Pro Potsdam abgedeckt, die die Immobilie vermietet. Auch sah sich Werner außerstande, den Ausfall an Einnahmen länger als bis Juni zu finanzieren.

Da die Räume anders genutzt werden als in der Vergangenheit, muss das Bauamt der Stadt hier auch eine Umwidmung genehmigen. So müssen etwa behindertengerechte Toiletten eingebaut und die Fluchtwege eingerichtet werden.

Im Zweifel müsse er aber Insolvenz anmelden, warnte Werner. Für ein geplantes Aus sei es bereits zu spät. Dies sei auch für die rund 20 Mitarbeiter bitter, darunter zehn auf Teilzeit angestellte. Sie würden dann kein Gehalt mehr bekommen.

Anfang Mai war auch ein Spendenaufruf im sozialen Netzwerk Facebook gestartet worden, in dem um Patenschaften geworben wurde. Immerhin zwei der zahlreichen Exponate fanden einen Unterstützer. Insgesamt gingen so 6000 Euro an das Extavium. Unter anderem sicherten sich die Bahnhofspassagen das Experiment „Physik schmeckt süß: Schokoküsse im Vakuum“ für 2500 Euro.

Eine Lösung gäbe es aber dennoch für Werner: Er könnte mit einzelnen Experimenten nach draußen gehen und Schulen besuchen. „Das werden wir versuchen“, sagte er.

Stefan Engelbrecht

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