Potsdams Mitte: Neue Pläne für die Plantage sorgen für Ärger
Um die Gestaltung der Potsdamer Innenstadt gibt es neuen Streit: Der Platz gegenüber der Dortu-Schule soll umgestaltet werden. Doch das freut aber nicht jeden.
Innenstadt - Schul- und Freizeitsport versus Wiedergewinnung der Potsdamer Mitte: Um die künftige Gestaltung der Innenstadt gibt es neuen Streit. Es geht um die sogenannte Plantage gegenüber der Max-Dortu-Grundschule, die in den nächsten Jahren als „historisch bedeutsame Grünfläche“ wiederhergestellt werden soll – „attraktiv und multifunktional nutzbar“, wie die Bauverwaltung im Rathaus wirbt. Doch an den Plänen gibt es deutliche Kritik. Unter anderem beschweren sich Eltern und Lehrer der Grundschule, die das Areal jetzt noch als Sportplatz nutzt. Einer ihrer Vorwürfe: Ein Ballspielplatz, wie er jetzt existiert, soll künftig ausgeschlossen werden. Die Stadt verteidigt ihre Planungen.
Die Plantage war ab 1720 erst ein Exerzierplatz und wurde 1850 von Peter Joseph Lenné als Schmuckplatz angelegt, der im Zusammenspiel mit der Garnisonkirche das Stadtbild prägte. Bei der Wiederherstellung des knapp 8000 Quadratmeter großen Platzes handelt es sich um eines der zentralen Vorhaben, mit denen das Quartier zwischen Yorckstraße und Breiter Straße in den kommenden Jahren ein neues Gesicht erhalten soll, das sich am historischen Potsdamer Stadtbild orientiert. Das gesamte Regelwerk dafür – der den PNN vorliegende Bebauungsplan „Neuer Markt/ Plantage“ – kommt am übernächsten Mittwoch erneut auf die Tagesordnung der Stadtverordneten. Der Anlass: Vor einem Jahr war entschieden worden, den Plan wegen Dauerstreits um das Aussehen des geplanten sogenannten Langen Stalls an einzelnen Stellen noch einmal zu ändern (PNN berichteten). Im vergangenen Sommer wurde der B-Plan nun noch einmal ausgelegt, die Öffentlichkeit zu Stellungnahmen aufgefordert. 15 Briefe gingen bei der Stadt ein – und unisono hagelte es Kritik an den Plantagen-Plänen.
Kritiker: Zu wenig Sportplätze in der Innenstadt
Denn für die künftige Parkanlage sieht der Plan zwar vor, diese „so zu gestalten, dass auch spielerische und sportliche Betätigungen“ im Rahmen von Schule und Hort möglich sind. Weitere Sportnutzungen werden aber aus „funktionalen und gestalterischen Gründen“ abgelehnt. „Vor allem abgezäunte Ballspielanlagen mit Fangzäunen sind mit den Gestaltungszielen der künftigen Parkanlage nicht vereinbar und auch das dauerhafte Aufstellen von Fußballtoren oder ähnlichem ist ausgeschlossen“, heißt es im Bebauungsplan. Die Anlage solle vorrangig der freizeitbezogenen Naherholung dienen.
Die Kritiker halten dagegen. Angesichts des öffentlich diskutierten Sportstättenmangels gerade in der Innenstadt sei der Erhalt von spielerischen und sportlichen Betätigungsmöglichkeiten für Kinder wichtiger denn je, heißt es in einer Stellungnahme. Die Elternschaft einer Dortu-Klasse schreibt, Fußball gehöre laut Rahmenlehrplan explizit zum Sportunterricht. Dafür seien Tore notwendig. Um auszuschließen, dass künftige Anwohner wegen Lärmbelästigung klagen – wie es die Stadt befürchtet –, könnten Schilder aufgestellt werden, dass der Ballspielplatz nur von Kindern genutzt werde. Das passiere auch anderswo in Potsdam, so die Eltern. Eine Sportlehrerin meint, die nahe Sportanlage der Voltaire-Schule scheide als Ersatz aus, weil sie schon jetzt an ihre Kapazitätsgrenze gelangt sei. Daher müsse für die Plantage die Zweckbestimmung „Schulsport“ und „Spielplatz“ in den B-Plan aufgenommen werden, heißt es in einem weiteren Schreiben. Die 15. Stellungnahme endet mit dem Satz: „Ob die Pläne verwirklicht werden, wird für unsere Familie, Freunde und Bekannte zur Nagelprobe, ob es die gewählten Politiker mit der Familienfreundlichkeit wirklich ernst meinen.“ Im Klartext: Ohne Sportplatz wären wir schwer enttäuscht.
Schüler könnten die Plantage nutzen
Doch die Bauverwaltung hat all diese Stellungnahmen mit dem Vermerk gekennzeichnet: „Wird nicht berücksichtigt.“ Bei den Plänen für die Plantage handele es sich um einen schon 2011 nach „fachübergreifender Erörterung“ gefundenen Kompromiss. Auch bisher sei der Platz nicht als Schulsportfläche ausgewiesen – und eine vorrangig an den Interessen des Schulsports orientierte Gestaltung würde die Chance vergeben, „die angestrebte Wiederherstellung des historischen Stadtgrundrisses konsequent weiterzuverfolgen“. Gleichwohl könne die Dortuschule die Plantage durch die geplante Integration von Spiel- und Bewegungsangeboten weiter für den Sport nutzen – auch wenn der Platz nicht normgerecht ausfalle, wie die Bauverwaltung einräumt. Allerdings werde die Aufenthaltsqualität für die Schüler erhöht. Für konkrete Details werde ein landschaftsplanerischer Wettbewerb ausgelobt, in dem konkreten Sportanlagenelemente – eine 60 Meter Laufstrecke, eine Sprunggrube und ein einfaches Spielfeld mit maximal mobilen Toren – vorgegeben würden. Man habe sich dazu auch mit dem Fachbereich Schule der Stadtverwaltung abgestimmt, betont die Bauverwaltung. Im Bebauungsplan wird zudem der Bau einer Trafostation innerhalb der Plantage angekündigt – aber auch Rutschen, Schaukeln und weitere Spielgeräte.
Weitere Fragen zum Umgang mit dem Sportplatz-Problem wollte die Stadtverwaltung zunächst nicht beantworten – verwiesen wurde auf den Donnerstag. Dann ist eine Pressekonferenz zu dem gesamten Bebauungsplan angesetzt. Konkret soll die Plantage in zwei Schritten umgebaut werden: Der südliche Teil nach dem besagten Wettbewerb. Für den nördlichen Abschnitt kann es erst nach Mitte 2017 losgehen: Dann zieht das Land endgültig aus dem Teil des Rechenzentrums aus, der für die Plantage abgerissen werden soll. In dem anderen Teil des Gebäudes sollen wie berichtet Potsdamer Künstler unterkommen können, bis irgendwann einmal das Kirchenschiff der Garnisonkirche errichtet wird.
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