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Vision: Der einstige Stadtkanal soll in der Straße Am Kanal um weitere 170 Meter wachsen. Es wären die ersten Arbeiten zur Wiederherstellung des Kanals seit Jahren.
© M. Thomas

Unterstützer für Wiederaufbau gesucht: Neue Pläne für alten Stadtkanal

Der historische Stadtkanal in Potsdam soll wieder aufgebaut werden. Außerdem ist eine unterirdische Einkaufspassage geplant. Doch es gibt Gegendwind.

Wenn in knapp zwölf Monaten das Jahr 2015 zu Ende geht, sollen die Arbeiten für weitere 170 Meter Stadtkanal zumindest begonnen haben: Dieses Ziel hat sich der Förderverein für den Wiederaufbau des historischen Kanals gesetzt und sucht für das avisierte Teilstück in der Straße Am Kanal händeringend nach einem Mäzen. Zugleich hält der Verein an seinen umstrittenen Plänen fest, den Rest des Kanals zwischen Platz der Einheit und Dortustraße zu verwirklichen – mithilfe von bisher öffentlich nicht benannten Investoren für ein weitläufiges unterirdisches Einkaufs- und Kulturzentrum.

Konkrete Planungen gibt es für das besagte Teilstück des Kanals in der Straße Am Kanal zwischen der Berliner Straße und der Heilig-Geist-Straße – dort ist bereits ein direkt in die Havel mündender Kanalabschnitt ausgehoben worden. Für die weiteren 170 Meter Kanal sei mit Investitionskosten von 270 000 Euro zu rechnen, sagte Vereinschef Siegfried Benn den PNN am Wochenende auf Anfrage.

Verein braucht mehr Geld für den Kanalausbau

Das Vorhaben ist aus Sicht der Kanalfreunde dringlich: Wie der Verein in einem den PNN vorliegenden aktuellen Rundbrief an seine Mitglieder betont, sei der Baubeginn noch in diesem Jahr wichtig, „da die Genehmigung zur Wiederherstellung des Kanals vorerst bis 2015 vorliegt“. Dabei handelt es sich laut Vereinschef Benn um eine Genehmigung der Unteren Wasserbehörde für das Projekt, die dieses Jahr auslaufe. „Diese müsste dann neu beantragt werden“, so Benn – er sei zuversichtlich, dass die Genehmigung auch noch einmal erteilt werden würde. Die Stadtverwaltung war zum Thema Stadtkanal-Weiterbau über Weihnachten und den Jahreswechsel nicht auskunftsfähig. Benn sagte, man werde um Spenden oder einen Mäzen werben, um mit dem Ausbau beginnen zu können.

Einkaufen unter dem Kanal

Weiter verfolgen will der Förderverein die Idee einer 1,2 Kilometer langen unterirdischen Ladenpassage unter dem Stadtkanal. Mitte des vergangenen Jahres hatte der Verein das gigantische Vorhaben öffentlich gemacht: Es gebe Investoren, die in Potsdams Innenstadt für 265 Millionen eine unterirdische Kultur- und Einkaufspassage bauen und betreiben würden, hieß es damals. Die Stadt müsste dafür nur den Untergrund des Stadtkanals symbolisch an den Investor verkaufen – dieser würde im Gegenzug den Kanal ausbauen und die Passage vermieten, um die Kosten zu refinanzieren. Unter anderem würde der Platz der Einheit umgestaltet, die neue unterirdische Einzelhandelsfläche wäre größer als das Stern-Center.

Die Stadtverwaltung aber hatte abgewunken: Das Projekt sei für Potsdam deutlich überdimensioniert, hieß es. Das Rathaus hatte zudem auf die enorme Konkurrenz für die Innenstadt-Händler sowie den zusätzlichen Verkehr verwiesen.

Keine städtischen Gelder für das Projekt

Auffällig war, dass es nach einigen Wochen Debatte schnell still um das Projekt wurde. Dies erklärte der beim Kanal-Förderverein zuständige Architekt Christoph Schwebel auf PNN-Anfrage damit, dass er in der zweiten Jahreshälfte in besonderem Maße zeitlich eingespannt gewesen sei – der Professor arbeitet bei den namhaften Berliner Gebäudeplanern Patzschke & Partner, die etwa das Berliner Hotel Adlon entwarfen.

Gegenwind hat der Verein im Verfahren zum jüngst abgeschlossenen Bürgerhaushalt bekommen. Dabei stimmten die meisten Teilnehmer dafür, in das Projekt keine städtischen Gelder mehr fließen zu lassen. Laut Stadtverwaltung ist das auch gar nicht geplant – es stünden ohnehin keine Fördermittel zur Verfügung, wie das Rathaus zuvor mitteilte. Schon seit Jahren liegt der Kanalausbau auf Eis, auch weil erhoffte Großsponsoren nicht gefunden wurden und die öffentliche Hand keine Fördergelder mehr für das Projekt gibt.

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