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So soll das neue Wohn- und Gewerbegebiet am Kirchsteigfeld einmal aussehen.
© Visualisierung: Egenter & Czischka

Pläne für das Kirchsteigfeld: Neue Hochhäuser für Potsdam

Am Kirchsteigfeld sollen ein Gewerbegebiet sowie 750 Wohnungen entstehen. Sogar eine eigene Autobahnausfahrt ist geplant.

Potsdam - Gewerbe, Wohnen und eine neue Autobahnanbindung: Das Berliner Unternehmen Egenter und Czischka GmbH hat Großes vor mit der langem ungenutzte Brache zwischen dem Kirchsteigfeld und der Autobahn 115. Am Mittwoch präsentierten die Investoren ihre Pläne für das 25 Hektar große Areal bei einer öffentlichen Informationsveranstaltung in der Versöhnungskirche, zu der rund 200 Interessierte gekommen waren.

Auf rund 120 000 Quadratmetern Gewerbefläche sollen Bürogebäude entstehen, fünf davon sollen zehn Stockwerke umfassen, ein einzelnes Haus soll sogar 16 Stockwerke hoch werden – unter anderem, um gut von der Autobahn aus sichtbar zu sein. Die Büros sollen Unternehmen anlocken, die sich im Großraum Berlin ansiedeln wollen, dort aber keine Räume mehr finden, sagte Daniel Egenter, Geschäftsführer der Egenter und Czischka GmbH. Der Fokus liege auf Unternehmen aus dem IT-Bereich, im Optimal-Fall sollen die Büros an eine bis sechs große Firmen vermietet werden, es soll aber auch Platz für kleinteiliges Gewerbe wie Handwerksbetriebe sein. Rund 4500 Arbeitsplätze sollen so entstehen.

Der Investor will die neue Autobahnausfahrt zahlen

„Das grundsätzliche Problem einer Gewerbeansiedlung an diesem Ort ist die Autobahnanbindung: Wie komme ich da hin und wie wieder weg?“, so Egenter. Deshalb erklären sich die Investoren bereit, die Kosten für die Autobahnanbindung selbst zu bezahlen, im Gegenzug will das Unternehmen auf der eigentlich nur für Gewerbe vorgesehenen Fläche zusätzlich noch auf 70 000 bis 80 000 Quadratmeter Wohnungen bauen. Rund 750 Wohnungen könnten dadurch entstehen, so Egenter. Die Wohngebäude würden fünf- und sechsgeschossig sein und durch den Riegel der höheren Bürohäuser vom Autobahnlärm abgeschirmt werden.

Ein Teil der Wohnungen sollen Sozialwohnungen werden: Hier wolle man sich am „Potsdamer Modell“ orientieren, also bei Neubauten 20 Prozent Sozialwohnungen schaffen. Auch eine Kita und betreutes Wohnen sind geplant. Durchführen will die die Egenter und Czischka GmbH das Projekt mit der Open Space Development GmbH und der Freien Planungsgruppe Berlin, erste Entwürfe kommen vom Architekturbüro Winkens.

Sowohl für die Autobahnanbindung als auch für den Wohnungsbau muss der B-Plan geändert werden – das kann rund zwei Jahre dauern, so Susanne Klar von der Planungsgruppe. Die Anbindung solle durch das Waldstück zwischen Autobahn und der Tram-Wendeschleife verlaufen und an die Trebbiner Straße anschließen, wo auf Höhe der Kreuzung Am Silbergraben ein Kreisverkehr entstehen soll. Die Anbindungsstraße würde durch den Wald führen, ansonsten würde der Waldbestand aber nicht angerührt, betonte Egenter – dieses Bekenntnis sorgte für Applaus unter vielen Anwesenden. 2010 waren Pläne zur Ansiedlung von Gewerbe auf der Brachfläche gescheitert, unter anderem weil es Widerstand gegen die Rodung von neun Hektar Wald gegeben hatte.

Eines der Gebäude soll sogar 16 Stockwerke haben und wäre von der Autobahn zu sehen.
Eines der Gebäude soll sogar 16 Stockwerke haben und wäre von der Autobahn zu sehen.
© Visualisierung: Egenter & Czischka

Einige Anwohner äußerten Bedenken

Bedenken wurden eher wegen der Dimension geäußert: „Ich war ein bisschen über die zehn und 16 Stockwerke erschrocken – könnte man das nicht halbieren?“, fragte eine Anwohnerin. Das sei jedoch schweirig, so die Planer: Zum einen könnte man so nicht die gewünschte Zahl an Gewerbefläche erreichen, zum anderen sehe schon der frühere B-Plan aus den Neunziger Jahren solche Gebäudehöhen für das Grundstück vor. Mehrere Nachfragen kamen wegen der befürchteten Mehrbelastung durch den Verkehr. „Wo sollen die Leute alle parken?“, fragte ein Anwohner. Dafür seien Tiefgaragen vorgesehen, so Architekt Karl-Heinz Winkens. Außerdem soll der Berufsverkehr nicht durch das Wohngebiet geleitet werden, sondern durch eine Straße zwischen der Autobahn und den Bürogebäuden.

Eine Mehrheit in der Stadtpolitik ist für das Projekt: SPD, Linke und CDU/ANW haben bereits einen gemeinsamen Antrag für die Stadtverordnetenversammlung am 30. Januar eingebracht, laut dem der entsprechende Bebauungsplan so zu überarbeiten sei, „dass südlich des Hirtengrabens, entlang der Ricarda-Huch-Straße, mehrgeschossiger Wohnungsbau und soziale Infrastruktur errichtet werden kann.“

Wie berichtet, hat die Egenter und Czischka GmbH in Potsdam bereits mehrere Supermärkte errichtet, unter anderem hat sie das Carré am Bouman-Platz entwickelt. Dass es gegen das Bauprojekt von 2010 Widerstand gegeben habe, könne er nachvollziehen: Damals waren etwa ein Einkaufszentrum und ein Möbelhaus geplant gewesen, wogegen ansässige Einzelhändler Sturm gelaufen waren. Dieses Problem sehe er bei den geplanten Bürohäusern nicht, zumal die Stadt auch noch Wohnungen und eine neue Autobahnanbindung bekomme.

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