Neuer Mietspiegel für Potsdam vorgestellt: Neubauten treiben Mietpreise in die Höhe
Neubauwohnungen werden in Potsdam zu immer höheren Preisen vermietet. Die Stadt will gegensteuern und fordert Hilfe vom Land.
Potsdam - Wer in Potsdam eine Wohnung sucht, tut sich bekanntlich oft schwer, ein günstiges Angebot zu finden. Auf den einschlägigen Immobilienportalen werden häufig Neubauwohnungen angeboten – teilweise zu Kaltmieten um die zwölf Euro pro Quadratmeter. Wer hingegen in Potsdam schon länger in einer Mietwohnungen lebt, kann sich mitunter über recht günstige Preise freuen – noch immer gibt es beispielsweise rund 3500 sogenannte teilausgestattete Altbauwohnungen mit Kaltmieten unter vier Euro pro Quadratmeter. Die Bandbreite dieser Entwicklung lässt sich aus dem aktuellen Mietspiegel ablesen, der am Dienstag im Rathaus vorgestellt wurde.
Wenig überraschend sind die Mieten in Potsdam in den vergangenen zwei Jahren in vielen Segmenten gestiegen. Im Durchschnitt zahlen Potsdamer Mieter für nicht geförderte Wohnungen 6,79 Euro pro Quadratmeter ohne Nebenkosten. Das sind 25 Cent mehr als vor zwei Jahren. Auf ein Jahr bezogen, ergibt sich eine Steigerungsrate von 1,91 Prozent, hat das Rathaus ausgerechnet. Der Zuwachs liegt also etwas über der Inflationsrate der vergangenen zwei Jahre.
Es handelt sich um einen sogenannten qualifizierten Mietspiegel, der im Streitfall für Rechtssicherheit sorgt, betonten die Macher von der Stadtverwaltung, den Vertretern von Mieterverbänden, Vermietern und Eigentümerverbänden. Im Mietspiegel kann die ortsübliche Vergleichsmiete je nach Wohnungsgröße, Baujahr und Sanierungsgrad einfach eingesehen werden – er gilt als rechtssichere Grundlage in Streitfällen. Erfasst wurden Daten zu fast 26 900 Wohnungen, die seit 2014 entweder neu vermietet wurden oder für die die Miete erhöht wurde. Mieten für Sozialwohnungen, Wohnheime und möblierte Wohnungen fließen nicht in die Berechnung ein.
Neubauwohnungen werden teurer vermietet
Besonders hoch sind Mieten für die 4300 seit 2009 errichteten Neubauwohnungen. Für sie wurden Durchschnittswerte von rund zehn Euro je Quadratmeter ermittelt. Ebenfalls hohe Werte gelten für die rund 18 000 vollsanierten Altbauwohnungen. Außerdem ist auffällig, dass kleine Wohnungen oft besonders teuer sind. So werden selbst für unsanierte Altbauwohnungen unter 40 Quadratmeter schon mal 9,53 Euro pro Quadratmeter fällig – allerdings gab es von dieser Sorte weniger als 29 mietspiegelrelevante Fälle, so dass die Aussagekraft eingeschränkt ist.
Potsdams Sozialdezernent Mike Schubert (SPD) sagte, die Stadt müsse auf dem Wohnungsmarkt weiter Verantwortung übernehmen. „Man kann nicht alles dem Markt überlassen“, so Schubert. In der nächsten Woche steht auch ein Antrag der Fraktionen von SPD und CDU auf der Tagesordnung der Stadtverordneten, der vorsieht, private Investoren zum Bau von 30 Prozent Sozialwohnungen zu verpflichten, wenn neues Baurecht geschaffen wird. Bisher liegt der Wert bei 20 Prozent. Es habe sich in anderen Kommunen bereits gezeigt, dass ein solches Modell ein gangbarer Weg sei. Ziel sei nicht, private Investoren zu gängeln, sondern „als Stadt zu definieren, was gewollt ist“. Er hoffe auf die Unterstützung der Mehrheit der Stadtverordneten. Außerdem wolle man bei der Landesregierung darauf drängen, das gesamte Stadtgebiet für den sozialen Wohnungsbau freizugeben.
Meinungen bei der Deutung der Zahlen gehen auseinander
Auch wenn sich die Beteiligten über den Nutzen des Mietspiegels weitgehend einig waren, gingen die Meinungen bei der Deutung der Zahlen auseinander. Die Stadtverwaltung sprach von einem moderaten Anstieg. Benedikt Nowak, Geschäftsführer des Mietervereins Potsdam und Umgebung, sagte hingegen, der Anstieg der ortsüblichen Miete sei besorgniserregend. „Die Stadt Potsdam und das Land Brandenburg sind daher weiterhin gehalten, Voraussetzungen für preiswerten, neuen Wohnraum zu schaffen“, so Nowak. Gunter Knierim vom Haus- und Grundeigentümerverein Potsdam und Umgebung beurteilte die Lage anders: „Die mäßigen Steigerungen zeigen, dass die Vermieter keine überhöhten Forderungen stellen.“ Hohe staatliche Auflagen beispielsweise für die Wärmedämmung trieben die Mieten. „Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum ist dem Zuzugsdruck anzulasten und dem Land, das nicht rechtzeitig für den Neubau von Sozial- und Studentenwohnungen gesorgt hat.“
Der Mietspiegel ist abrufbar unter: www.potsdam.de/Mietspiegel