Forschungscampus Golm: Motor für das ganze Land
Forschungscampus Golm als Innovationsstandort
Die Entwicklung des Forschungsstandortes Golm ist nahezu abgeschlossen. Jetzt steht der nächste Schritt an: In den kommenden Jahren soll der naturwissenschaftliche Campus zum Innovationspark werden. Grundlage dafür soll eine enge Verzahnung von Wissenschaft und Wirtschaft werden. Am gestrigen Dienstag wurde bei einem Forum am Standort die Entwicklung einer Road-Map beschlossen. Noch 2015 soll ein Plan für die kommenden drei Jahre erarbeitet und gemeinsam durch das Land Brandenburg, die Landeshauptstadt Potsdam, die Universität Potsdam, und die außeruniversitären Einrichtungen umgesetzt werden. Ziel ist die Weiterentwicklung des Wissenschaftsparks Potsdam-Golm zu einem international führenden Innovations- und Investitionsstandort.
Vor allem für kleine Unternehmen sollen Brücken in die Forschung gebaut werden. „Dafür ist Golm der wichtigste Standort im Land“, so Gerhard Ringmann vom Landeswirtschaftsministerium. Er sprach von einer großen Herausforderung, da die Defizite bei der Kooperation von Forschung und Wirtschaft am Standort trotz der bundesweit einmaligen Forschungsleistung noch erheblich seien. „Der Fokus auf den Standort ist noch unzureichend.“ Carsten Feller vom Wissenschaftsministerium stellte fest, dass vor allem auch die Abstimmung der Beteiligten sich verbessern müsse. Unter Federführung des Europaministeriums war eine vergleichende Analyse des Wissenschaftsstandortes Golm mit skandinavischen Innovationszentren erarbeitet worden. Sie ist Ausgangspunkt für das neue Engagement für den Standort.
In den vergangenen Jahren war Golm mit rund 400 Millionen Euro zum wichtigsten Forschungscampus des Landes ausgebaut worden, drei Max-Planck-Institute, zwei Fraunhofer-Institute und ein Campus der Potsdamer Universität machen Golm mit über 2500 Wissenschaftlern und knapp 6200 Studierenden zum Nukleus naturwissenschaftlicher Forschung. „Doch nun müssen wir einen Schritt weiter kommen“, sagte Uni-Präsident Oliver Günther. Der Standort habe nicht nur für Potsdam, sondern das gesamte Land Brandenburg große Bedeutung. Jetzt gehe es darum, Jungunternehmer und Ausgründungen längerfristig an den Standort zu binden. Dazu bedürfe es flankierender Fördermaßnahmen, wie sie beispielsweise in Berlin-Adlershof erfolgreich umgesetzt worden seien.
Günther empfahl konkrete Hilfspakete zur Beratung und Förderung von Gründern. Das sei ohne großen Aufwand machbar. Die Potsdamer Uni war 2014 mit über 50 Ausgründungen eine der deutschen Top-Gründer-Hochschulen. „Die Konkurrenz schläft nicht“, so Günther. „Think Big“ sei das Gebot der Stunde. Im Bundesvergleich sei Golm weit vorne. Wenn jetzt von der öffentlichen Hand in die nötige Standortförderung investiert werde, könne man den Platz unter den 25 Top-Standorten halten und ausbauen.
Dass trotz der geballten Forschungsleistung am Standort noch starker Nachholbedarf besteht, darüber waren sich alle Beteiligten einig. Wie der Potsdamer Bürgermeister Burkhard Exner sagte, würden private Investitionen bislang ausbleiben, weil die zu erwartende Rendite in der Region zu gering sei. „Doch der Standort hat eine Motorfunktion für das ganze Land Brandenburg.“ Daher sei nun ein Konzept zusammen mit dem Land nötig, die Koordinierung müsse auf ein höheres Niveau angehoben werden.
Letztlich sei die Entwicklung aber kein Selbstläufer. „Ein Top-Forschungsstandort ist kein Automatismus für Firmen-Ansiedlungen“, sagte Bürgermeister Exner mit Verweis auf die Zurückhaltung von Investoren. Am Standort sind rund zehn Hektar gewerbliche Erweiterungsflächen und vier Hektar baureife Ansiedlungsflächen vorhanden. Der finanzielle Rahmen der Landeshauptstadt für Fördermaßnahmen sei begrenzt, merkte Exner an. Insofern schauen nun alle auf eine gemeinsame Anstrengung von Stadt, Land und Wissenschaft. Jan Kixmüller
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