VfL Potsdam: Motivationsreden unnötig
Es ist Derbyzeit in der 3. Handball-Liga Nord: Der VfL Potsdam empfängt den Oranienburger HC und ist heiß darauf. Diese Saison hat der VfL bereits einen Lernprozess durchlaufen, darf und möchte die bisherigen Resultate aber nicht überbewerten.
Auf ihre ganz eigene, sportartspezifische Weise versprechen die beiden Veranstaltungen, die am Wochenende in der Potsdamer MBS-Arena am Luftschiffhafen stattfinden, einen intensiven Schlagabtausch. Am Samstag werden sich zunächst Profi-Boxer mit ihren Fäusten im Ring bearbeiten, tags darauf kämpfen dann die Drittliga-Handballer des VfL Potsdam sowie Oranienburger HC auf der Platte um den Sieg und pfeffern sich dabei ihr Spielgerät um die Ohren (Beginn: 16 Uhr).
VfL gegen OHC, Brandenburg-Derby zwischen den seit etlichen Jahren besten Clubs der Mark, da braucht es keine großen Motivationsreden. „Vor so einem Spiel“, erklärt Potsdams Coach Jens Deffke, „versteht es sich von selbst, dass alle heiß sind und Vollgas im Training geben.“ Schließlich geht es um Prestige, um die Vormachtstellung im Land.
Die beiden Niederlagen waren es, die den VfL voranbrachten
Beide Mannschaften haben bislang eine ordentliche Saison gespielt. Während Oranienburg mit je vier Siegen und Niederlagen Tabellenachter ist, belegt Potsdam bei einer Bilanz von 6:2 den dritten Rang. Überbewertet darf die Lage der Landeshauptstädter aber nicht werden, denn die Erfolge wurden allesamt gegen Kontrahenten eingefahren, die sich vorerst in der unteren Hälfte des Klassements eingeordnet haben – davon sogar die derzeitig vier punktschwächsten Teams. „Wir wissen, dass die meisten der dicken Brocken erst noch auf uns zukommen“, sagt Kapitän Robert Weiß, sieht in der Ausgestaltung des VfL-Spielplans aber einen Vorteil: „Wenn du gleich zu Saisonbeginn gegen die ganzen Großen ran musst, ist das wie ins kalte Wasser geworfen zu werden. Das kann problematisch sein, weil du eben noch nicht so weit in deiner Entwicklung bist.“
Die sei laut Coach Jens Deffke nach der Hälfte der Hinserie inzwischen schon gut vorangeschritten. Und gerade die beiden Niederlagen, die wiederum gegen die Top-Mannschaften HSG Norderstedt/Henstedt-Ulzburg und OHV Aurich hingenommen werden mussten, seien hierfür besonders wichtig gewesen. Er sagt: „Aus diesen Partien haben wir enorm viel gelernt.“ In beiden Fällen hatte sich der VfL ein klein wenig zu viele Unachtsamkeiten in der Defensive als auch ein klein wenig zu viele Fehler im Angriff erlaubt, weshalb am Ende zwei hauchdünne Niederlagen mit nur einem Tor Differenz zu Buche standen. Danach gewann Potsdam allerdings auch zwei Matches mit lediglich einem Treffer plus – daheim gegen die SG Flensburg-Handewitt II und zuletzt am vergangenen Freitag auswärts gegen den SC Magdeburg II. „Das zeugt von einem Lernprozess“, meint Abwehrchef Robert Weiß. „Wir haben, als es heiß wurde, die nötige Ruhe bewahrt und den Sieg noch gezogen. Das ist eine Qualität, die bei uns gereift ist.“
Potsdams Kapitän Robert Weiß schwärmt von der Team-Chemie
Und zwei weitere Stärken wurden ebenfalls in den vier dermaßen auf Messers Schneide stehenden Partien erkennbar. Jeweils lagen die Adler zu Beginn der Endphase mit mehreren Toren zurück und kämpften sich noch dicht heran oder sogar noch vorbei. Neben hervorragender Physis beweise dies, „wie intakt wir als Mannschaft funktionieren“, sagt Weiß. „Wir sind eine geschlossene Einheit, die zusammenhält. Es ist eine Freude, Tag für Tag in so einem gut gemixten Kollektiv aus erfahrenen, älteren und bissigen, jungen Spielern zu trainieren.“
Dieser Tage ist angesichts des bevorstehenden Derbys – wie von Deffke beschrieben – zusätzlich Zug in den Übungseinheiten. Was auch zwingend notwendig ist, ergänzt Weiß: „Oranienburg wird uns alles abverlangen. Wir müssen top vorbereitet sein.“ Dafür möchte Jens Deffke, der zwischen 2011 und 2013 den OHC coachte, ehe er nach Potsdam wechselte, sorgen. Der Rivale aus Oberhavel verfüge über starke Individualisten in seinen Reihen, so der VfL-Trainer: „Aus dem Rückraum und über die Außenpositionen wird eine Menge Wucht auf uns zukommen.“ Wie für die Profi-Boxer am Vortag gilt es für Potsdams Handballer, jene Wucht abzuwehren und selbst Treffer zu landen, um letztlich als Gewinner aus dem Schlagabtausch hervorzugehen.
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