Potsdam: Mittelerde in der Caligarihalle
Filmpark zeigt „Herr der Ringe“-Ausstellung – nach Sidney und Singapur
Babelsberg/Wellington - Mittelerde wird in zehn Vierzig-Fuß-Containern verpackt Anfang kommenden Jahres von Neuseeland nach Potsdam-Babelsberg reisen. Der Filmpark zeigt nämlich vom 1. Februar an hundert Tage lang die „Herr der Ringe“-Exhibition. „Und damit einer der ungewöhnlichsten Ausstellungen zum Thema Film“, wie der Geschäftsführer des Filmparks Babelsberg, Friedhelm Schatz, gestern bekannt gab.
Die rund 500 Exponate inklusive „dem einen Ring“ umfassende Schau, entworfen vom neuseeländischen Nationalmuseum Te Papa, habe schon große Städte durchlaufen, zählte Neuseelands Botschafter Peter Hamilton auf: Sidney, Singapur, Indianapolis. Potsdam werde der einzige Ort in Deutschland sein, betonte Schatz. Die Idee zur Ausstellung soll dem Regisseur der Tolkien-Verfilmung, Peter Jackson, im Potsdamer Filmmuseum gekommen sein. Wie die PNN erfuhren, soll der gebürtige Neuseeländer inkognito das Museum besucht haben, als er vor knapp einem Jahr zur Deutschland-Premiere von „King Kong und die weiße Frau“ in Berlin weilte.
Jackson habe schon während der Dreharbeiten zum Dreiteiler „Herr der Ringe“ alles „zusammengehalten“, erzählt Filmparkchef Schatz, der die Exponate selbst bisher nur von Fotos kennt. Um die Ausstellung auf seinem Gelände zeigen zu können, geht der Inhaber von inzwischen sechs Unternehmen mit 1,5 Millionen Euro in Vorleistung; er hoffe aber, dass ein Teil der Investition durch Sponsorpartner wieder eingespielt werde. Er denke dabei an RTL und Warner Brothers als potenzielle Kooperateure. Natürlich sollen auch die Besucherströme aus der Ausstellung ein lukratives Projekt machen. Im schlimmsten Falle, so Schatz, kämen in den drei Monaten 65 000 Fantasy-Begeisterte in die Caligari-Halle. Sein Traumziel seien aber 150 000 Besucher. Eine viertel Million „Herr der Ringe“-Fans hatte das Londoner „Science Museum“ gezählt, in dem die Exhibition zum ersten Mal in Europa zu sehen war.
Mit ebenfalls 250 000 Besuchern beschließt der Babelsberger Filmpark seine diesjährige Saison. Die erfolgreichste seit Gründung des Vergnügungsviertels in der Medienstadt im Jahr 1993, bilanziert Schatz. Zwar habe es 1999 mit 550 000 Filmpark-Gästen einen Rekord gegeben, räumte der Geschäftsführer ein. Aber die seien mit Investitionen über ein Gesamtvolumen von 25 Millionen Euro „teuer eingekauft gewesen“. Attraktionen wie den Vulkan oder das Panama-Land könne man nur realisieren, wenn man ein „fettes Unternehmen mit Cashpool in Paris“ im Hintergrund habe, sagte Schatz. Das habe er seit dem Ausstieg von Vivendi Universal nicht mehr. Deshalb habe er sich bei seiner Rückkehr ins Unternehmen entschlossen, „einen stillen, soliden Weg zu gehen“ und auf Inhalte, statt auf Sensationen zu setzen. Das Publikum habe es ihm gedankt, sagt Schatz. Jetzt habe der Filmpark 250 000 gut zahlende Gäste. Man habe im Vergleich zu 1999 in diesem Jahr den Pro-Kopf-Erlös pro Besucher um 25 Prozent steigern können, bei gleichzeitigem Absenken der operativen Kosten um 30 Prozent, rechnete der Filmparkchef vor. Das und der Bereich Special Events mit 13 Veranstaltungen à 600 Personen habe dem Unternehmen in diesem Jahr einen Umsatz von rund zehn Millionen Euro eingespielt. Der geschäftsführende Gesellschafter rechnet deshalb zum Jahresabschluss mit einer schwarzen Null. Und noch etwas sei erfreulich: Im Filmpark inklusive Radio Teddy seien jetzt 150 Mitarbeiter beschäftigt; auch das seien mehr als bei seiner Übernahme des Themenparks vor drei Jahren, sagt Schatz.
In der Vergangenheit habe man mit Veranstaltungen und einer Eisbahn versucht, sich über die Winterpause zu retten, gestand Schatz. Mit der „Herr der Ringe“-Ausstellung habe man nun etwas gefunden, das ideal zum Filmpark passe. Die Exponate erzählten aber nicht nur von Filmausstattung und -tricks, sagt Botschafter Hamilton. Vielmehr gäben sie auch einen Eindruck von den Innovationen Neuseelands. Schließlich sei die Trilogie nicht in Hollywood, sondern ausschließlich in seinem Heimatland gemacht worden, so der Botschafter, der Ende November seine Amtszeit in Deutschland beendet. Dabei sei es Hamilton gewesen, sagt Schatz, der im Sommer zu ihm in den Filmpark gekommen sei, um ihm das Angebot zu unterbreiten. Wenn sich nun die Ausstellung von Wellington nach Potsdam bewegt, sollte es möglich sein, sagte Schatz an den Botschafter gewandt, „dass auch Sie zur Eröffnung kommen.“
Nicola Klusemann
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