Brandenburgball in Potsdam: Mit Kaiserwalzer und Currywurst
Rund 600 Gäste kamen zum Brandenburgball ins Kongresshotel. Stargast Franziska van Almsick freute sich über 25 000 Euro Spenden für ihren Verein Schwimmkids.
Potsdam - Am Wasser ging es ums Wasser – beim Brandenburgball 2018. Im Kongresshotel am Templiner See, wo Samstagnacht knapp 600 Gäste feierten, wurde in diesem Jahr für den Verein Schwimmkids von Franziska van Almsick gesammelt. Die Weltmeisterin kam mit ihrem Vater zum Ball und warb für den Verein, der 16 Projekte in ganz Deutschland betreut, nur im Osten noch nicht. Jetzt soll eins in Brandenburg dazukommen. „Jeder zweite Drittklässler kann heute nicht sicher schwimmen“, sagte Almsick. „Die Kinder lernen Chinesisch oder Geige, aber das Schwimmen gerät in Vergessenheit. Jeder denkt, das kommt schon irgendwie von alleine“, so Almsick. Ertrinken sei bei Kindern bis zum Alter von sechs Jahren die zweithäufigste Todesursache. Am Ende des Tages konnte von Almsick eine Spendensumme von 25 000 Euro für ihren Verein entgegen nehmen.
Der 18. Brandenburgball, früher Ball der Wirtschaft, wurde in diesem Jahr vom neuen Präsidenten der Industrie- und Handelskammer Potsdam, Peter Heydenbluth, und Brandenburgs Ministerpräsidenten Dietmar Woidke (SPD) eröffnet. Beide sprachen von einem erfolgreichen Jahr 2017. „Wir hatten 1800 Firmengründungen im Kammerbezirk, das ist eine Steigerung von fünf Prozent“, so Heydenbluth. Für die Brandenburger, „die sich gerne nach innen freuen“, wie Woidke bei solchen Gelegenheiten gern betont, Grund zum Feiern. Der Ministerpräsident hoffte, dass die rund 600 Gäste an diesem Abend „das kastilische Temperament der Brandenburger“ rauslassen würden. Immerhin mit einem frischen Kaiserwalzer eröffneten die Ehepaare Woidke und Heydenbluth schließlich den Ballabend. Der dann recht temperamentvoll verlief: Die Big Band des Babelsberger Filmorchesters, Jazz-Sänger Marc Secara, die schwedische Sängerin Emilia Mitiku, die Band Marquess und das Kölner Soul-Duo Martin Adrian und Menno Brenkmann lieferten den passenden Soundtrack. Getanzt wurde im Saal sowie bis gegen drei Uhr in der Disko – im Untergeschoss des Hotels, wo zudem am gläsernen Flügel gezaubert wurde und ein Roulettetisch aufgebaut war.
Eine schöne Feier - trotz der weiten Wege
Hier gab es auch die beliebte Mitternachts-Currywurst für einen nahtlosen Übergang vom opulenten Buffet mit Hauptspeisen, einem beeindruckenden ganzen Thunfisch, einem pittoresken Obst- und Gemüsestand und vielerlei Desserts. Das ging ganz ohne Anstehen – und freute vor allem die Gäste, denen die schwierige gastronomische Lage vom vergangenen Jahr noch in wenig angenehmer Erinnerung war. Kleiner Nachteil der insgesamt großzügigen Raumsituation: die bisweilen weiten Wege. Und dass mancher Gast den Überblick oder seine Ballpartner aus den Augen verlor. Die Gäste nahmen es sportlich – wenngleich einige Damen mit besonders hohen Schuhen nach Mitternacht hier an ihre Grenzen stießen. Ballgast Dieter Hallervorden, schon zum zweiten Mal dabei, vermisste zudem ein wenig die Gemütlichkeit. Trotzdem sei er sehr gerne nach Potsdam gekommen. „Wir hatten heute Abend noch nichts anderes vor, da bot es sich an“, scherzte der 82-Jährige, der mit seiner Lebensgefährtin Christiane Zander häufig auf der Tanzfläche zu sehen war.
Unter den prominenten Gästen waren auch die Schauspieler Herbert Köfer, Cheryl Shepard, Marijam Agishewa und Soko-Leipzig-Darsteller Steffen Schröder, der mit seiner Frau Ute Springer und drei Kindern in Potsdam lebt und häufiger auf Potsdamer Bällen zu sehen ist – sofern es sich neben den Dreharbeiten einrichten lasse. „Wir tanzen gerne“ sagte Schröder. „Unsere Söhne finden das auch gut, sie haben heute Nacht sturmfrei.“
Politik stand diesmal außen vor - fast immer
Aus der Politik zählten Landtagspräsidentin Britta Stark, Wirtschaftsminister Albrecht Gerber (beide SPD) und CDU-Fraktionschef Ingo Senftleben zu den Gästen und versuchten, die aktuelle politische Lage ein wenig außen vor zu lassen. Das fiel den Vertretern der Stadtpolitik schwerer, der Oberbürgermeisterwahlkampf war auch am Ballabend präsent. Noch-OB Jann Jakobs (SPD) weilte im Urlaub und überließ das Feld den anwesenden Kandidaten. Mike Schubert (SPD) und Frau Simone waren gerade aus dem Skiurlaub zurückgekommen. „Ich will ein paar Pfunde aus dem Urlaub abtanzen“, sagte Schubert. Auch Martina Trauth, die für die Linken ins Rennen geht, wollte tanzen – Abwechslung in einer Zeit, die sie als sehr spannend empfinde. CDU-Kandidat Götz Friederich freute sich über die Brandenburger und Potsdamer Konjunktur. „Wir wachsen, während in anderen Städten zurückgebaut wird, das ist eine tolle Chance.“ Ganz unmittelbar profitierte Hotel-Chefin Jutta Braun von dem Ball-Event. „Alle Doppelzimmer sind ausgebucht.“
Zu den eher schnelleren Gästen zählte die umtriebige Gastro-Unternehmerin Sarah Wiener, die kein Sitzfleisch für den Ballabend hatte und sich bald verdrückte. Die meisten aber blieben und genossen das lockere Miteinander von Wirtschaft, Politik und Prominenz. Das schönste Kleid zeigte eine gut aufgelegte Pop-Sängerin Ella Endlich, schönster Mann war die Berliner Stil-Ikone Günther Krabbenhöft, wie so oft blau behütet. Die schönste Absage lieferte Ex-Turbinetrainer Bernd Schröder, der sich am Roten Teppich vorbeimogelte und den Fotografen charmant zurief: „Ihr habt doch genug Fotos von mir!“ Und der schönste Moment war, wenn man vor dem Hotel sofort ein Taxi erwischte, trotz Potsdamer Taxikrise.
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