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Der Sandmann wird barrierefrei: Mit den Händen singen

Kinder und Jugendliche übersetzen Sandmannfolgen in Gebärdensprache. Die barrierefreien Folgen sind ab dem 3. April online zu sehen.

Wie übersetzt man eigentlich Lieder in die Gebärdensprache? Und wie behilft man sich, wenn es für Wörter wie Kreuzschnabel oder Kreuzspinne keine kindgerechte Übersetzung gibt? Mit diesen Fragen hat sich im letzten Dreivierteljahr die Sandmännchenredaktion des Regionalsenders rbb auseinandergesetzt – denn die älteste deutsche Kinderfernsehfigur wird ab dem 3. April mit Gebärdensprachenbegleitung gesendet. Möglich ist das durch die Kooperation mit dem Babelsberger Zentrum für Kultur und visuelle Kommunikation (ZfK), das im hauseigenen Studio unter anderem Filme in Gebärdensprache überträgt.

„Für uns ist das ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung Inklusion“, sagt Uwe Schönfeld, Vorsitzender des ZfK. Denn dank der Übertragung in Gebärdensprache können sowohl Kinder mit, als auch ohne Hörbehinderung gemeinsam den Sandmann sehen. „Uns geht es darum, dass beide Seiten etwas voneinander lernen und das kann hier der Fall sein“, betont er. Zu sehen sein werden die barrierefreien Folgen nicht im Fernsehen, sondern auf der Webseite des Sandmanns, den Mediatheken von rbb und ARD, sowie auf den Apps für Mobiltelefone, Tablets oder auch internetfähige Fernseher. Dabei gibt es auch die Möglichkeit, einen optionalen Untertitel hinzuzuschalten. Ansonsten läuft die Sandmannfolge wie gewohnt mit Ton – nur dass in einer Ecke des Bildes eine Blase eingeblendet wird, in welcher der entsprechende Gebärdensprachenübersetzer zu sehen ist. Der besondere Clou: Die Sandmannfolgen werden von Kindern und Jugendlichen übersetzt. Zum Beispiel von Maurice-Valentin Poths, der besonders gerne die Folgen mit dem Kleinen König guckt – und übersetzt. „Es ist spannend, gleichzeitig den König und den Erzähler zu mimen und somit ganze Diskussionen alleine stemmen zu müssen“, erklärt der 16-Jährige, der die Ernst-Adolf-Eschke-Schule für Gehörlose in Berlin besucht. Dass er und seine Kollegen dabei manchmal auch auf Schwierigkeiten stoßen, sei kein großes Problem. „Über schwere Wörter oder solche Sachen reden wir dann einfach und dann wird das schon“, sagt er. Wichtig sei dabei, eine einheitliche Vokabel für alle Folgen zu finden, dass die Kinder auch Wiedererkennungswert haben, ergänzt Schönfeld. Die Schwierigkeit bestünde vor allem darin, dass es in der Gebärdensprache keine Standardsprache gibt, sondern viele Dialekte existieren. Auch die Grammatik unterscheide sich von der der Lautsprache. Das führe manchmal dazu, dass Dinge nur verkürzt wiedergegeben könnten, gerade bei den Liedern sei das häufiger der Fall. Ein großer Vorteil sei aber, dass die jungen Übersetzer mit dem Team im ZfK direkt in Gebärdensprache kommunizieren könnten.

Dabei werden die Übersetzungen im Studio des ZfK aufgenommen und dann dort in die beim rbb vorproduzierten Folgen eingefügt. Die jungen Übersetzer schauen die Folgen vor der Aufnahme mehrmals und bekommen eine schriftliche Übersetzung, um insgesamt ein Gefühl dafür zu bekommen, wann welche Figur was sagt. Insgesamt 15 Sandmannfolgen sind bisher in Gebärdensprache übersetzt worden, Ziel ist es aber, die täglichen Folgen, also 365 Tage im Jahr, abzudecken. Dabei kann es durchaus noch zu spannenden Übersetzungsdiskussionen kommen. Etwa wenn die Folgen mit Raketenflieger Timmi dran sind. Dessen Standardfrage ist nämlich: „Alles superrogerpupsokay?“.

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