Tierheim für Potsdam: Minutensache
Spatenstich für ein neues Potsdamer Tierheim auf dem Sago-Gelände mit mehr als 150 Tierfreunden
Templiner Vorstadt - Wenn es in diesem Tempo weitergeht, ist das Potsdamer Tierheimproblem bald Geschichte: Nur wenige Minuten dauerte es, bis der unter dem Waldboden verschwundene Asphaltweg auf dem Sago-Gelände an der Michendorfer Chaussee am Sonntagmittag wieder frei war. Geschätzt mehr als 150 Potsdamer waren der Einladung des Tierschutzvereins zum „Spatenstich für das Potsdamer Tierheim“ trotz frostiger Witterung gefolgt – und alle griffen zu Schaufel, Spaten oder Besen. Vertreten waren Tierfreunde vom Kinder- bis zum Rentenalter, auch prominente Fürsprecher wie Susann Prinzessin und Franz Friedrich Prinz von Preußen und Lokalpolitik-Urgestein Peter Schultheiß (Potsdamer Demokraten) packten mit an.
Es war die erste Gemeinschaftsaktion auf dem 22 000 Quadratmeter großen Waldgelände, auf dem der Tierschutzverein schrittweise ein Tierschutzzentrum einrichten will – bereits im kommenden Jahr soll dort ein Tierheim eröffnen, kündigte Vereinschef Niklas Wanke an (siehe Interview). Erst vor wenigen Wochen war der Kauf des Areals zum Preis von 121 000 Euro perfekt geworden. Für die erforderlichen Umbauten muss der Verein noch die Genehmigung bei der Stadt beantragen – und weitere Spenden sammeln. Mindestens 100 000 Euro brauchte der Verein für die zunächst geplante Herrichtung eines der fünf vorhandenen Gebäude als Tierheim. Wanke zeigte sich am Sonntag optimistisch, dass das Projekt mit privaten Mitteln machbar ist: „Wir sind zuversichtlich – auch mit dem Wissen, dass alle Vereine in Brandenburg auf diesem Weg ein Tierheim bekommen haben.“
Welche Dynamik die Spendensammlung nehmen kann, zeigte sich am Sonntag am Beispiel von Gisela Kleine: Die 77-jährige Werderanerin, die sich seit ihrer Kindheit für den Tierschutz engagiert, schon beim ersten Potsdamer Tierheim im Jahr 1978 dabei war und seit der Vereinsgründung Mitglied ist, hatte eine Spendenbüchse mitgebracht. Gut 250 Euro hatte sie darin über die Weihnachtsfeiertage bei Freunden und Verwandten gesammelt. „Bei uns gibt es keine Geschenke – wir haben ja alles in unserem Alter“, erklärte sie. Als sie die Büchse an Tierschutzvereinschef Wanke überreichte, zückten etliche Gäste spontan das Portemonnaie und steckten gefaltete Geldscheine mit in die Büchse. „Ich habe sehr geweint in den letzten Jahren, weil es kein Tierheim gab“, erzählte die 77-Jährige: „Ich hoffe, dass ich die Eröffnung des neuen Tierheims noch erlebe.“
Dass Potsdam ein eigenes Tierheim braucht, darin waren sich alle Gäste am Sonntag einig – viele gehörten auch der Bürgerinitiative „Potsdam braucht ein Tierheim“ an. „Wir haben über Facebook von dem Einsatz erfahren“, erzählte etwa Daniel Markgraf. Der 40-jährige Modedesigner war mit seiner Frau und dem jüngsten von vier Kindern zum Sago-Gelände gekommen. „Wenn man helfen kann, so wie jetzt, dann sind wir dabei“, sagte er.
Die Tierheimfrage beschäftigt Potsdam schon 15 Jahre (siehe Kasten). Das Verhältnis zwischen dem Tierschutzverein und der Stadtverwaltung gilt dabei als angespannt. Zuletzt gab es Streit um die Konditionen, zu denen der Verein das Gelände kaufen konnte (PNN berichteten).
Guter Dinge ist Vereinschef Wanke mittlerweile bei der Frage nach möglichen Altlasten auf dem Areal, das in den 1950er-Jahren für die Unterbringung von Bahnarbeitern eingerichtet wurde. Beim Verein habe sich eine Zeitzeugin gemeldet, die in der später auf dem Gelände ansässigen Gehörlosenschule arbeitete, sagte Wanke den PNN. Ihren Aussagen zufolge wurde das Areal direkt von der Schule übernommen. Damit sei das Gelände praktisch lückenlos genutzt worden – und war nie Lager für mögliche gefährliche Stoffe.
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