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Potsdam: Mikrofilme im unterirdischen Stollen

Dokumentations- und Informationszentrum der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten nahm Arbeit in der Villa Liegnitz auf / Neubau am Hans-Otto-Theater in der Zimmerstraße geplant

Sanssouci – Vorsichtig legt Dr. Jürgen Becher eine 13 mal 18 Zentimeter große Glasplatte auf die Opalscheibe eines Lichtkastens. Das bis ins Detail scharfe Negativ der Foto-Reproduktion eines Gemäldes von C.W.E. Dietrich wird sichtbar: Venus lehnt ihren Kopf an die Brust von Adonis, der seinen rechten Arm um die Geliebte legt. Zu den Füßen des Liebespaares tummeln sich geflügelte Putten.

„Oft ist das Negativ das einzige Zeugnis eines verloren gegangenen Gemäldes“ berichtet Becher, der das Dokumentations- und Informationszentrum (DIZ) der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) leitet. Seit kurzem haben zwei Bereiche des DIZ, das Digitalisierungsprojekt und die Bibliothek, ihre Arbeit in der Villa Liegnitz Am Grünen Gitter aufgenommen. Über zirka 20 000 Glasplattennegative verfüge die Stiftung, informiert Becher. Der Erhaltungszustand dieser wertvollen Dokumente sei nicht in jedem Falle so hervorragend wie das des Gemäldes „Venus und Adonis“. Allein 3500 Reproduktionen von Gemälden sind auf den Negativen festgehalten, darüber hinaus historische Aufnahmen von Schlössern wie Breslau und Stolzenfels, die es heute nicht mehr gibt oder die nicht mehr in der Verfügung der Schlösserstiftung sind. Die Negative sind eine der wichtigsten Quellen für die Verlustkataloge der Stiftung.

Die älteste Platte stammt aus dem Jahre 1897. Zu den wertvollen Exponaten gehören die ersten Farbaufnahmen vom Neuen Palais aus dem Jahre 1910. Es handelt sich um 28 Platten, bei denen die lichtempfindliche Schicht mit winzigen blauen, roten und grünen Körnern bedeckt ist. Das Bild kam durch Anwendung von Farbfiltern und Farbmischung zustande.

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) unterstützen ein über zwei Jahre laufendes Projekt, um die wertvollen Negative zu digitalisieren und zu katalogisieren. Das heißt, die Negative werden mittels eines Scanners elektronisch erfasst und auf ein Speichermedium übertragen. Die Original-Platten, teilweise so wertvoll wie die Gemälde selbst, wandern in ein Depot. Die digitalisierten Glasplatten werden für die Langzeitarchivierung zusätzlich auf Mikrofilm gebannt und in einen speziellen unterirdischen Stollen eingelagert. „Diese Dokumente sollen mindestens für 500 Jahre erhalten bleiben“, meint Becher.

Eigens dafür stattete das Bundesamt das Projekt mit professioneller Hard- und Software sowie mit Mitteln für eine komfortable Bilddatenbank aus. Die DFG als Hauptförderer stellte rund 200 000 Euro für das Personal zur Verfügung. In den kommenden drei Jahren können so die wertvollen Negative nicht nur digitalisiert und mikroverfilmt, sondern auch erschlossen und inventarisiert werden. „Die Digitalisierung dieser großen historischen Fotosammlung der preußischen Schlösser und Gärten schließt neben den bereits vorhandenen Sammlungen der Messbildarchive Berlin und Brandenburg sowie des Bildarchivs Preußischer Kulturbesitz die letzte große Lücke bei der fotografischen Dokumentation der Kunst- und Architekturdenkmale in der Region Berlin-Brandenburg“, teilt die Stiftung zur Bedeutung dieser Arbeit mit. Das Vorhaben sei unter anderem auch deshalb wichtig, um die Situationen vor und nach großen Restaurierungskampagnen dokumentieren zu können.

Die Villa Liegnitz im Park von Sanssouci soll nur ein Übergangsquartier für das Dokumentations- und Informationszentrum, zu dem eine Bibliothek mit einem Bestand von rund 40 000 Bänden gehört, sein. In Zukunft ist ein Neubau geplant. Dieser könnte in unmittelbarer Nachbarschaft des Villa-Liegnitz-Grundstücks, das an das des Hans-Otto-Theaters in der Zimmerstraße grenzt, stehen.

„Die Villa Liegnitz ist auf lange Sicht für das DIZ, zu dem neben der Bibliothek und der Fotothek auch die Dokumentation und das Archiv der Stiftung gehören, zu klein“, sagt Becher. Und: „Die Stiftung bemüht sich um den Erwerb des Grundstücks des Hans-Otto-Theaters.“

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