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Expandiert: Firmenchef Christoph Miethke in der Reithalle.
© Manfred Thomas

Bornstedter Feld: Miethke zieht in den Reitstall

Potsdamer High-Tech-Firma feierte Richtfest für neue Produktionsanlage in den Roten Kasernen

Bornstedter Feld - Das High-Tech-Unternehmen Medizintechnik Christoph Miethke GmbH & Co KG expandiert. Neben dem Firmensitz an der Garde-Ulanen-Kaserne in der Jägerallee wird die Firma künftig auch in einer früheren Reithalle in der Roten Kaserne im Bornstedter Feld produzieren. Am gestrigen Freitag feierte die Firma mit rund 180 Gästen und Mitarbeitern das Richtfest für den Bau. Insgesamt würden rund sechs Millionen Euro investiert, sagte Firmenchef Christoph Miethke den PNN. Er habe versucht, historische Teile der Halle zu erhalten. So bleibe eine Trennmauer aus rotem Ziegelstein stehen, die die Halle in zwei Teile trennt. Dennoch werde vor allem der vordere Bereich modern umgestaltet. „Es ist eine Reithalle, mehr nicht“, fügte er hinzu.

Der Innenbereich soll weitgehend als Produktionsstandort für Silikonkatheter genutzt werden. Außerdem entsteht Miethke zufolge ein Chemielabor sowie ein „Reinraum“, in dem der Anteil störender Partikel in der Umgebungsluft beispielsweise durch Vakuumtechnik deutlich reduziert ist. Das Dach der Halle ist zum Teil verglast, damit auch Tageslicht vorhanden ist. Das Unternehmen ist seit Jahren weltweit tätig und produziert Ventilsysteme für Hydrocephalus-Patienten. Bei den Betroffenen der Krankheit – gemeinhin als Wasserkopf bezeichnet – baut sich überschüssiges Hirnwasser nicht ab, der Druck im Schädel steigt. Deshalb werden Ventile in den Kopf implantiert, die die Flüssigkeit durch dünne Schläuche unter der Haut in den Bauchraum ableiten. Die Ventile regeln den Abfluss, abhängig davon, ob der Patient steht oder liegt, unterschiedlich – ein spürbarer Fortschritt für die Betroffenen.

Die neue Produktionshalle hat eine Grundfläche von rund 1900 Quadratmetern. Über eine Galerie wird die Nutzfläche auf knapp 3200 Quadratmeter erweitert. Auf der Galerie sollen dann Büroräume untergebracht werden.

Am neuen Standort werden laut Miethke ab März oder April kommenden Jahres zunächst rund 30 Mitarbeiter arbeiten. Es sei ein innovativer und schöner Ort, der lange vernachlässigt worden sei, sagte Miethke. Die sogenannte 3d-Drucktechnik, in der Gegenstände aus Plastik oder ähnlichen Stoffen dreidimensional schichtweise reproduziert werden können, kommt dem Firmenchef zufolge hier aber nicht zum Einsatz, sondern weiterhin nur am Hauptstandort im Ulanenweg. Er sei 2004 davon ausgegangen, dass der Ulanenweg als Standort ausreiche. „Da habe ich mich geirrt“, betonte er. Von 20 Mitarbeitern vor zehn Jahren sei die Zahl der Angestellten auf mittlerweile 120 gestiegen. Er kündigte an, auch in diesem Jahr weitere Jobs zu schaffen.

Der einstige Pferdestall des 2. und 4. Garde-Feldartillerie-Regiments ist Teil der Roten Kasernen, die zum Wohngebiet umgebaut werden. Die Anlage wurde 1892 bis 1895 vorwiegend aus rotem Ziegelstein erbaut. Die Kaserne am Fuße des Pfingstbergs steht unter Denkmalschutz und grenzt unmittelbar an die Nedlitzer Kaserne.

Am Standort Potsdam will Miethke in jedem Fall festhalten. Er sei ideal, die Lebensqualität hoch und auch Berlin sei nicht weit weg. Er schätze es auch, dass seine Mitarbeiter mittags in die Stadt gehen könnten, um sich zu stärken.

Das Unternehmen ist Marktführer in Deutschland und mit seinem Partner Braun Aesculap in mehr als 50 Ländern aktiv. Miethke wurde bereits mehrfach ausgezeichnet, unter anderem erhielt er 1999 und 2006 den Innovationspreis Berlin-Brandenburg. Außerdem war die Firma 2008 ein Ort im Projekt „Land der Ideen“. Stefan Engelbrecht

Stefan Engelbrecht

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