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Tom Nattermann ist Torjäger und Führungsspieler beim SV Babelsberg 03.
© Manfred Thomas

SV Babelsberg 03: "Meinen Wert bestimmt die Mannschaft"

Tom Nattermann ist Torjäger des SV Babelsberg 03. Nach sieben Spieltagen in der Regionalliga wird er von Experten hochgelobt. Der 25-Jährige selbst wahrt Bodenhaftung. Aus gutem Grund.

Seine Kurve geht steil nach oben. Dieser Tage hat das Fußball-Onlineportal „transfermarkt.de“ ein Update der Marktwerte von Spielern der fünf Regionalligen veröffentlicht. Den größten Sprung machte dabei ein Kicker des SV Babelsberg 03: Tom Nattermann. Zu Saisonbeginn wurde der Marktwert des Torjägers auf 75.000 Euro beziffert, innerhalb von sieben Spieltagen hat er sich nach den Maßstäben von „transfermarkt.de“ auf 100.000 Euro erhöht. Nattermann entlockt das nur ein müdes Lächeln und ein Schulterzucken: „Keine Ahnung, woran die das festmachen. Vielleicht hat ihnen mein Schnauzer gefallen", sinniert er. Ein paar Wochen lang trug Nattermann einen lustigen Oberlippenbart.

Eigene Erfahrung als guter Lehrmeister

Der 25-Jährige ist keiner, der sich vom schnellen Erfolg leiten und blenden lässt. Die eigene Erfahrung, wie schnell es in die eine oder andere Richtung gehen kann, ist ihm ein guter Lehrmeister geworden. Sechs Jahre  ging es für ihn von den Nachwuchsteams bis zur ersten Mannschaft des RB Leipzig gleichsam mit dem rasanten Aufstieg des heutigen Bundesligisten aufwärts. „Da war ich immer Stammspieler, musste mir nie Sorgen machen, auf der Bank zu sitzen“, erzählt er. Als er dann zum FC Erzgebirge Aue wechselte, zählte er plötzlich nicht mehr zur ersten Wahl, wurde nach Jena ausgeliehen, wechselte später nach Cottbus, von dort zu Germania Halberstadt in die vierte Liga. Dort war es eine schwierige Verletzung, die ihn aufhielt. Vorher „habe ich es selbst verschuldet, dass es nicht so gut lief“, reflektiert Nattermann selbstkritisch und erklärt es zugleich: Die Lust auf Fußball sei immer da gewesen, „nur nicht die Motivation, dafür das Nötige zu machen“. Irgendwann glich Talent mangelnde Fitness nicht mehr aus, die Karrierekurve ging nach unten. „Ich habe bei meinen letzten drei Vereinen bei den dortigen Trainern keine Rolle mehr gespielt, musste mich selbst hinterfragen und kam zu dem Schluss, dass ich zu wenig für den eigenen Erfolg getan habe“, sagt Nattermann. Er hatte nicht mehr damit gerechnet, in der Regionalliga „bei einem Traditionsverein wie Babelsberg eine Chance zu bekommen“, gesteht der gebürtige Riesaer. Dass ihm SVB-Trainer Almedin Civa im vergangenen Sommer dieses Vertrauen gab und Nattermann an den Babelsberger Park holte, zahlte der zunächst mit enormen Trainingseifer zurück. „Ich fühle mich fit wie noch nie“, so Nattermann. Sechs Saisontore lassen ihn aktuell an der Spitze der Torjägerliste der Regionalliga Nordost stehen.

Dämpfer zur rechten Zeit

Doch der Mittelstürmer weiß inzwischen gut genug, dass dies lediglich eine Momentaufnahme ist. Das bittere Zweitrunden-Aus des SVB im Landespokal gegen Union Fürstenwalde am vergangenen Samstag nennt er einen „Dämpfer zur rechten Zeit“ nach dem überaus erfolgreichen Saisonstart. „Das haben wir selbst zu verantworten“, meint Nattermann und weiß wovon er spricht, wenn er fordert: „Du gewinnst nur mit 100 Prozent Leistung.“ Und mit der Überzeugung in die eigenen Stärken. Diese fehlte zunächst bei der 1:2 (0:1)-Niederlage am vergangenen Mittwoch bei Wacker Nordhausen, wo der SVB in der ersten Halbzeit verunsichert gegen den selbsternannten Aufstiegskandidaten auftrat und Trainer Civa in der Halbzeitansprache mehr Mut und Selbstvertrauen einforderte. 

Nichts geht von allein

Die viele Arbeit, die Civa für seine Mannschaft sieht und immer wieder betont, hat auch Nattermann erkannt – auch wenn der Erkenntnisgewinn durch die letzten beiden Niederlagen in Pokal und Liga schmerzhaft war. „Ich dachte, dass wir mit dieser jungen Mannschaft schon weiter sind“, gesteht er. „Die Jungs müssen erkennen, dass es nicht von allein geht.“ Er sei dabei für sich selbst der erste Kritiker und zugleich auch Mahner gegenüber anderen. Dazu fühle er sich aufgrund seiner eigenen Erfahrungen und Wegmarken berufen und verpflichtet. Denn im ohnehin schnelllebigen Geschäft des Fußballs liegen Euphorie und Frust, begeisterter Zuspruch und Desinteresse nah beieinander. Schon das nächste Spiel am kommenden Sonntag gegen Hertha BSC II (Anstoß: 13.30 Uhr, Karl-Liebknecht-Stadion) wird ein Wegweiser für die aktuelle Leistungskurve des SVB.  Nur in dieser, im Erfolg und Wachstum seiner Mannschaft sieht Nattermann auch seinen eigenen Marktwert. „Den Wert eines Spielers“, sagt er, „bestimmt keine Internetplattform, sondern der Trainer und das Team.“ 

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