Potsdamer Schlösserstiftung: Mehr Schutz für die Parks
Trotz Coronakrise plant die Schlösserstiftung auch für Potsdam neue Ausstellungen – und wichtige Sanierungsprojekte. Zum Schutz ihrer Welterbeparks hat die Stiftung ein Maßnahmenpaket geschnürt.
Potsdam - Trotz des drastischen Besucherrückgangs in der Coronakrise plant die Schlösserstiftung für ihre Potsdamer Attraktionen weitere Ausstellungen und Sanierungsprojekte. Zugleich will Generaldirektor Christoph Martin Vogtherr die hiesigen Schlossparks besser vor Vandalismus schützen, aber auch mit mehr Informationen und Diskussionen für ein höheres Verständnis um die Belange der Welterbestätten bitten. Das alles führt Vogtherr am Donnerstag bei einer Online-Jahrespressekonferenz der Stiftung aus. Die PNN geben einen Überblick.
Mehr Schutz für Parks
Ein Dauerthema bleibe die gerade in Corona-Zeiten verstärkte Nutzung der Potsdamer Schlossparks – nicht nur wegen des gesteigerten Müllaufkommens, so Vogtherr. Man habe sich nun auf 30 Maßnahmen verständigt, die die Probleme lindern helfen sollen – unter anderem mehr Sicherheitspersonal, aber auch mehr Informationen vor Ort zum Wert der Parks. Einen Parkeintritt, wie ihn noch der frühere Stiftungschef Hartmut Dorgerloh favorisiert hatte, lehnt Vogtherr ab: das sei schon „rechtlich nicht möglich“.
Zu der Frage, ob die Stiftung mehr Parkflächen für die Allgemeinheit freigeben wolle – um andere, wichtigere Areale besser schützen zu können – verwies Vogtherr einmal auf das Beispiel Radfahren: Mehr Radwege in den Parks hätten nicht zu einer Befriedung der Lage geführt. Nötig sei ein Gesamtkonzept: „Wir denken hier in einem weiteren Rahmen.“
Auch die Folgen des Klimawandels für die Parks seien jedes Jahr frustrierender. Hier habe bereits ein Forschungsprojekt für Anpassungsstrategien begonnen. Nach dem Ende der Corona-Beschränkungen soll ferner die unterbrochene Weltkriegsbombensuche im Babelsberger Park wieder aufgenommen werden.
Millionen-Beträge für Sanierungen
In diesem Jahr wolle die Stiftung rund zehn Millionen Euro in 26 Sanierungsvorhaben investieren, hieß es. Dazu gehören unter anderem Arbeiten am sogenannten Roten Haus im Neuen Garten, an der Meierei am Kuhtor oder der Villa Liegnitz im Park Sanssouci sowie ab Sommer am Schloss auf der Pfaueninsel. Die Baumaßnahmen werden aus einem 400-Millionen-Euro-Sondertopf des Bundes und der Länder Berlin und Brandenburg finanziert. Im vergangenen Jahr hätten wichtige Projekte wie die Herrichtung des Schlosstheaters im Neuen Palais planmäßig abgeschlossen werden können.
Extremer Besuchereinbruch
Rund 506.000 Gäste kamen 2020 in die Berliner und märkischen Schlösser der Stiftung – 68 Prozent weniger als 2019, sagte Vogtherr. Die Einnahmen aus Eintrittsgeldern verringerten sich um 70 Prozent auf rund drei Millionen Euro, im Jahr zuvor waren es 10,2 Millionen. „Fünf Millionen Euro sind durch Corona-Hilfen geflossen“, sagte er.
Angesichts ausgebliebener Ausgaben, unter anderem für Wachpersonal, hinterließen die Einnahmeverluste zunächst keine signifikanten Spuren, so Vogtherr. Man müsse aber warten, wie nun die öffentlichen Geldgeber entscheiden. Auf den Lockdown habe man mit zahlreichen Online-Führungen reagiert, auch in sozialen Netzwerken wie Instagram ist die Stiftung aktiv. Generell geplant seien laut Vogtherr mehr Besucherbefragungen – um mehr bieten zu können.
Neue und alte Ausstellungen
Neben einer groß beworbenen Ausstellung zum 300. Todestag des französischen Malers Antoine Watteau im Berliner Schloss Charlottenburg ist für Potsdamer ab dem 1. Mai vor allem eine neue Schau in den Römischen Bädern interessant. Unter dem Titel „Das gläserne Gedächtnis“ werden dort besondere Ansichten der preußischen Schlösser gezeigt – auf historischen Glasgelatinetrockenplatten, Vorläufer der modernen Farbfotografie. Auch Abbildungen der zerstörten Stadtschlösser in Potsdam und Berlin sollen dort zu sehen sein. Generell sollen die wegen Corona geschlossenen Schlösser der Stiftung ab dem 1. Mai nach und nach wieder geöffnet werden. Verlängert bis Ende Oktober wird die Schau zur Potsdamer Konferenz im Schloss Cecilienhof.
„Absolut krisensicher“ werde hingegen in wenigen Wochen die jüngere Baugeschichte von Schloss Charlottenburg in einer großen Online-Ausstellung präsentiert, sagte Vogtherr. Dort sollen der Wiederaufbau des im Zweiten Weltkrieg zerstörten Schlosses und die kontroversen öffentlichen Debatten der 60er Jahre darüber vorgestellt werden.
Schlössernacht ungewiss
Unklar ist, ob am 20. und 21. August eine Schlössernacht stattfinden kann, nachdem für den Sommer schon etliche Open Airs in Deutschland abgesagt worden sind. Man wolle zusammen mit dem Veranstalter noch ein bis zwei Monate die Corona-Werte beobachten, machte Vogtherr deutlich: „Es ist noch Zeit für eine Notbremse.“ Geplant sei in jedem Fall ein corona-verträgliches Format, geworben wird mit einer Varieté-Meile zum Flanieren und Staunen. Am Schloss Babelsberg ist ferner am 28. August ein literarisch- musikalisches Gartenfest vorgesehen.
Aufarbeitung eines Skandals
Nach dem Auffliegen eines Korruptionsskandals in den Reihen der Stiftung ist die Aufarbeitung im Gange. „Wenn so etwas so lange passieren konnte, war etwas in den Strukturen und Abläufen falsch“, sagte Vogtherr. Bis zur zweiten Jahreshälfte wolle man neue Normen und Abläufe für eine veränderte Unternehmenskultur schaffen, sagte er – schon jetzt gebe es etwa einen zentralisierten Rechnungseingang. Bei den Vorwürfen geht es unter anderem um fingierte Rechnungen zu Lasten der Stiftung, die Staatsanwaltschaft ermittelt. Unter anderem wurden bereits Mitarbeiter entlassen. (mit epd)
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