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Mehr davon. Zu der Milonga am Samstagabend tanzten Dutzende Paare auf dem extra bereiteten Boden des Veranstaltungssaals im ersten Stock des Museum Barberini. Mancher Besucher wünscht sich, hier öfter tanzen zu können – auch nach der Eröffnung des Hauses im Januar.
©  Andreas Klaer

Neues Museum Barberini Potsdam: Mehr als 24.500 Gäste in der Besucherwoche

Die erste Erfolgsgeschichte: In einer Woche besuchten 24.500 Menschen das leere Museum Barberini. Jetzt ist es erst einmal wieder geschlossen.

Potsdam - Die ersten „Gebrauchsspuren“ – Schmutzstreifen an den farbigen Wänden – waren am Sonntag nach sieben Tagen Öffnung schon zu sehen. Ganz so, als ob die Besucher des Barberini alles mal anfassen müssten, um zu realisieren, dass sie nicht träumen. Rund 24.500 Interessierte, vor allem aus Potsdam und Berlin, aber auch aus anderen Städten wie etwa Hamburg extra angereist, kamen – und staunten über das neue Museum im Herzen der Landeshauptstadt.

Digitales Gästebuch: "I love Barberini"

„Hier hat man einen völlig neuen Blick auf die Stadtmitte und die Freundschaftsinsel. Den gab es ja ganz lange so nicht“, stellte etwa Ines Blank fest. Die Potsdamerin kennt den Alten Markt noch aus Studienzeiten an der Fachhochschule gegenüber dem neuen Museum. Zudem ahne man von außen nicht, wie riesig die Ausstellungsräume tatsächlich seien, sagte sie. Und nicht nur ihr schien es so zu gehen. Ein Bildschirm im Eingangsbereich zeigte dauerhaft die neuesten Tweets und Instagrambeiträge von Besuchern. Der Ausblick aus den Fenstern tauchte dabei mindestens genauso oft auf wie Bilder von den neuen Räumlichkeiten. Die Bewertungen in den sozialen Medien waren ähnlich überschwänglich wie das Feedback, das die Besucher vor Ort auf kleinen Karten hinterließen, die an eine Wand projiziert wurden, so dass sie von allen gelesen werden konnten. „I love Barberini“ hieß es da, und mehr als einmal: „Danke, Hasso Plattner“.

Sieben Tage lang war das Museum ein Ort pulsierenden kulturellen Lebens – es gab schon sehr viel zu sehen, ohne dass überhaupt ein einziges Bild aufgehängt war. Im 30-Minuten-Takt führten die vielen Guides des Hauses die Gäste durch die Räumlichkeiten, Paare heirateten, wie etwa der Schauspieler René Schwittay die Choreographin Anja Kozik, es gab Schüler-Workshops, Lesungen, Filme, ein Wandelkonzert, und am Samstag tanzten Hunderte Tango und Milonga im künftigen Veranstaltungssaal. Dass man sich für die Zukunft auch weiterhin so ein Programm wünsche, war oft bei den Gästen aufzuschnappen. „So einen Ort gibt es ja kein zweites Mal“, sagt etwa Christina Steinfelder, die zum Tango gekommen war. „Hier möchte ich noch viel öfter tanzen.“

Ist das Museum Barberini barrierefrei?

Mit einem ganz anderen Blick kam hingegen die Berlinerin Birgit Vogel ins Museum. „Ich bin besonders gespannt darauf, ob ich der ersten Ausstellung auch als Rollstuhlfahrerin barrierefrei folgen kann“, sagt sie. Manchmal könne sie in Museen etwa die Beschriftungen nicht lesen oder die Bilder hingen zu hoch. Im Moment könne sie nur feststellen, dass zwar mit den Aufzügen alles prima funktioniere, die Haltegriffe auf der Toilette aber etwas zu hoch seien. Außerdem würde sie sich noch einen Behindertenparkplatz mehr am Alten Markt wünschen. Wiederkommen werde sie aber auf jeden Fall, der Eindruck sei einfach sehr schön.

Das Ehepaar Kunze aus Berlin findet besonders gelungen, dass das Museum „nicht wie neu aufgebaut“ wirke, sondern wie ein restaurierter Altbau, der den Zweiten Weltkrieg überstanden hat. „Orte wie dieser sind nicht selbstverständlich da“, meinte auch eine ältere Dame, die namentlich nicht genannt werden möchte. „Es lag doch alles in Schutt und Asche, und schauen Sie sich doch gerade mal in der Welt um – so viel Zerstörung!“ Vielleicht lässt sich die Begeisterung – und, ja, auch Ehrfurcht – vieler vor diesem Hintergrund gut erklären.

ZDF: Potsdamer sind allesamt darüber begeistert

Zehntausende Besucher und ihre Eindrücke in wenigen Tagen – das geht auch an den überregionalen Medien nicht vorbei. So stellte etwa das „heute“-Journal in einem Beitrag im ZDF fest: Das Haus sei ein besuchenswertes „Friderizianisches Juwel“, an dem sich die Geister im Gegensatz zu anderen Zankäpfeln in der Stadt nicht schieden – die Potsdamer schienen allesamt darüber begeistert, was mit dem Museum in der Stadtmitte entstanden sei.

Was nach den ereignisreichen Besuchertagen jetzt erst mal bleibt, ist die Vorfreude auf die ersten Ausstellungen im Januar 2017. Bis dahin sehen die Wände des Museums bestimmt auch wieder wie neu aus.

Hinweis in eigener Sache:

In einer ersten Version hieß es, dass sich über 23.300 Besucher das neue Museum Barberini anschauten. Diese Zahl stammt vom Sonntagabend. Am heutigen Montag teilte das Museum mit, dass insgesamt rund 24.500 Gäste kamen.

Lesen Sie weiter:

Der Testlauf ist gelungen, meint PNN-Autor Matthias Matern in seinem Kommentar >>

Ortrud Westheider, die Chefin des Museums Barberini, spricht im PNN-Interview über die ersten Begegnungen mit Besuchern, ihre Pläne für die Zukunft und das neue Museumsquartier in Potsdams Mitte. Hier geht es zum Interview >>

Max Beckmann im Barberini

Innenstadt - Noch ist das Museum Barberini gar nicht eröffnet, doch das Programm für das Haus steht schon bis Mitte 2018 fest. Nach den großen Eröffnungsausstellungen zum Impressionismus und zur Klassischen Moderne sowie den Folgeausstellungen zur US-amerikanischen Moderne und zur DDR-Kunst widmet sich vom 23. Februar bis 10. Juni 2018 eine Schau dem deutschen Maler, Grafiker und Bildhauer Max Beckmann (1884-1950). Im Gegensatz zu anderen Zeitgenossen pflegte Beckmann einen eher gegenständlichen Stil. Seine Werke erzielen auf dem Kunstmarkt enorme Preise: 2001 etwa wurde Beckmanns „Selbstbildnis mit Horn“ für 22,6 Millionen Dollar versteigert. Das Museum Barberini ist ab dem 23. Januar 2017 offiziell geöffnet. Peer Straube

Andrea Lütkewitz

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