Garnisonkirche: Rechter Mäzen gibt endgültig auf: Max Klaars bedingungslose Kapitulation
Der rechtsnationale Mäzen Max Klaar stellt die Arbeit seiner Stiftung Preußisches Kulturerbe ein - und rechnet wegen der Garnisonkirche zum Abschied noch einmal mit allen ab.
Potsdam - Die umstrittene Stiftung Preußisches Kulturerbe um den Vorsitzenden Max Klaar beendet ihre Tätigkeit und damit ihr Engagement zum Erhalt von Kirchen in Brandenburg. In einem Schreiben an Vertraute erklärte der rechtsnationale Mäzen Klaar, dass er jetzt „aus dem Gezerre in Potsdam endgültig ausscheide“. Das übrige Stiftungskapital von 850 000 Euro soll nach seinen Angaben im gerade versandten letzten Rundbrief zum Jahresende an die von-Hinckeldey-Stiftung übergehen, die sich der Pflege preußischer Kulturdenkmäler in Berlin und Brandenburg sowie der Unterstützung in Not geratener Polizisten in Berlin widmet. Zudem geben Klaar und die übrige Leitung der Stiftung Preußisches Kulturerbe ihre Ämter ab.
Klaars Abschied - wegen der Ablehnung seiner Pläne für Garnisonkirche
Damit endet nach mehr als 30 Jahren das Engagement von Klaar – erst in der von Bundeswehrsoldaten gegründeten Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel, dann in der Stiftung für das Preußenerbe. Klaar begründet seinen Schritt mit der anhaltenden Ablehnung der Garnisonkirchen-Stiftung und der evangelischen Landeskirche, das Gotteshaus als Symbol des christlichen Preußens wiederaufzubauen. In eigens zum Abschied verfassten Rundbrief bemängelt der Ex-Oberstleutnant nun: „Die nationale Begeisterung, durch die Dresdens Frauenkirche finanziert werden konnte, blieb für Preußens Gotteshaus aus, eben weil die Werbefanfare falschen Klang hat.“ Zudem beklagt er die vorgesehene Erinnerungs- und Gedenkarbeit, die er mit einer antisemitischen Begründung ablehnt. „Wer eine Bußstätte zum Bekenntnis deutscher Schuld errichten will, folgt mosaischer Lehre.“ Mosaisch nutzten die Nationalsozialisten als Synonym für jüdisch.
Fast 8 Millionen Euro flossen an Kirche, ein Großteil nach Potsdam
Im Streit um das Nutzungskonzept für die Garnisonkirche als Ort der Versöhnung samt Aufarbeitung der NS-Geschichte hatte Klaars Stiftung Anfang 2014 festgestellt, dass ihr Zweck nicht mehr erreicht werden könne und seither mit dem Segen des Finanzamtes die gesammelten Spendengelder zur Rettung von Kirchenbauten in Brandenburg ausgegeben. Nach dem den PNN vorliegenden Rechenschaftsbericht sind mit Stand November 2015 insgesamt 7,98 Millionen Euro in Projekte geflossen, ein Großteil der Summe ging nach Potsdam. Allein die Nikolaikirche bekam 1,8 Millionen Euro für Sanierungsarbeiten. Für die Sanierung von Kirche und Friedhof in Bornim zahlte Klaars Stiftung 1,065 Millionen Euro. Noch im November gab es 303 000 Euro für die evangelische Kirche in Bornstedt.
Streit um "kontaminiertes Geld" von Klaar
Dabei hatte die evangelische Landeskirche im Sommer 2015 den Gemeinden empfohlen, kein Geld mehr bei der Klaar-Stiftung zu beantragen, das katholische Erzbistum schloss eine künftige Unterstützung durch die Klaar-Stiftung aus. Auch der Landtag Brandenburg beschloss, dass kein „kontaminiertes Geld“ mehr von Klaars Stiftung wegen fehlender Identifikation mit den Werten des Grundgesetzes in die Aufstellung der historischen Attikafiguren fließen darf. Der Grund: Geschichtsrevisionismus. Mehrfach stellte Klaar die deutsche Kriegsschuld und den Angriff des Dritten Reiches auf Polen 1939 infrage und schrieb von der Befreiungslüge des Jahres 1945. Die Bundesregierung fand in der Verbandszeitschrift des von Klaar zeitweise geführten „Verbandes deutscher Soldaten“ im Jahr 2000 „tatsächliche Anhaltspunkte für einen rechtsextremistischen Hintergrund“.
Klaar: Von Befreiung 1945 zu sprechen wäre "schlicht pervers"
In seiner Abschiedsbroschüre verteidigte Klaar seine Haltung und legte nach: „Was die Sieger über Deutschland nach dessen bedingungsloser Kapitulation mit unserem Staat und dem deutschen Volk machten, als Befreiung zu bezeichnen, ist schlicht pervers.“ Klaar attestiert Alt-Bischof Wolfgang Huber, der Kuratoriumsvorsitzender der Wiederaufbau-Stiftung ist und der für die Garnisonkirche als Ort des Bekenntnisses deutscher Schuld wirbt, nun sogar „Verwirrtheit“.
Immerhin zitiert Klaar in einem Beitrag über die „Medienkampagne“ zur Diffamierung seiner Stiftung aus einem Brief von Potsdams Superintendent Joachim Zehner wenige Tage nach den ersten Berichten über Klaars Aussagen zur Befreiungslüge. Darin dankte Zehner dem rechten Mäzen ausdrücklich für die Hilfen für die Gemeinden. Alexander Fröhlich
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