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Manja Schüle (SPD).
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Vitale Gründerszene, attraktive Lage: Manja Schüle macht sich für Potsdam als SprinD-Standort stark

Die Potsdamer Bundestagsabgeordnete Manja Schüle (SPD) über Potsdams Chancen als Sitz der Innovationsagentur des Bundes

Frau Schüle, Sie wollen unbedingt, dass die neue Innovationsagentur des Bundes – SprinD – nach Potsdam zieht. Warum?
Potsdam hat alle Argumente auf seiner Seite. Spitzenforschung und Wissenschaft, wohin man schaut, vitale Gründerszene, attraktive Lage, Anbindung an Verkehrsnetze, hoch qualifizierte Menschen. Wir sind mega und Märker.

Was genau könnte SprinD in Potsdam tun – und was bewirken?
Das sind Fragen, die in enger Abstimmung mit dem neuen Gründungsdirektor Rafael Laguna zu klären sind. Es wird darum gehen, erste Wettbewerbe zu entwickeln für neue, richtungsweisende, wagemutige Forschungs- und Entwicklungsprojekte, die die große Herausforderungen unserer Zeit tangieren und das Potenzial haben, letztlich in völlig neuen Produktkonzepten, technischen Lösungen oder Dienstleistungen zu münden. Es sollen GmbHs gegründet werden, mit jeweils eigenen Programm- Managern, die unterschiedliche Themen in den Blick nehmen.

Zum Beispiel?
Das ist das Schöne daran: Die disruptiven Innovationen lauern überall. Ich kann mir vorstellen, dass Künstliche Intelligenz ebenso eine Rolle spielen wird wie Entwicklungen im Gesundheitsmarkt, des Klimaschutzes oder der Mobilität. Die GmbHs sollen jeweils Wettbewerbe ausschreiben, auf die sich dann Forscher und Entwickler melden können. Mit Sach- und Personalmitteln, mit Räumen und Ausstattung sollen sie gefördert werden – am besten, bis ihre Idee eine Marktreife erreicht. Das ist kein Selbstzweck. Es soll den Menschen nützen, Arbeitsplätze nach Deutschland bringen oder hier halten, und unser Leben besser, leichter, sicherer machen.

Welche Auswirkungen erhoffen Sie sich ganz konkret für die Region, wenn SprinD tatsächlich nach Potsdam kommt?
Einen großen Sprung nach vorne. Unsere Region steht für die Zukunft: in Technologie, Anwendung, Arbeitsplätze.

Deutschland gibt bereits jetzt gut drei Prozent seines Bruttoinlandsproduktes für Forschung und Entwicklung aus, es werden derzeit mehr Start-ups denn je gegründet – braucht man wirklich da noch zusätzliche Forschungsgelder?
Bei der Agentur für Sprunginnovation geht es nicht um reine Start-Up-Förderung oder neue Exzellenzcluster. Wir wollen disruptive Innovationen fördern. Also Produkte, die nicht eine verbesserte Version des Vorgängermodells sind. Sondern etwas völlig Neues. Wir sind gut darin, Produkte zu verbessern, aber weniger gut darin, Produkte völlig neu zu erfinden. Das muss uns wieder gelingen. Genau deshalb zielt die Agentur darauf, zusätzliche Anreize zu schaffen. Und zwar neben allen anderen bestehenden Förderprogrammen in der Wissenschaft. Wegen dieses Versprechens sind auch die Universitäten und andere Forschungseinrichtungen mit dabei. Die Agentur ist deshalb das ambitionierteste Projekt der Großen Koalition.

Wussten Sie sofort, was eine Sprunginnovation ist?
Ja. Über die Frage, wie man mit technischen Neuerungen umgeht, die manchmal in kurzer Zeit ganze Branchen umkrempeln, wird in Fachkreisen schon lange diskutiert. Genau das hat mich auch von Anfang an fasziniert. Wie spürt man diese radikalen Innovationen auf, wie fördert man sie und bringt sie zur Marktreife? Das ist alles andere als trivial.

Können Sie ein Beispiel nennen?
Nehmen Sie das iPhone. Bevor Apple dieses Gerät vor zwölf Jahren einführte, konnte man mit Handys telefonieren und SMS schreiben, sonst nichts. Niemand wäre auf die Idee gekommen, sich kleine Programme, Apps genannt, auf sein Telefon zu laden. Niemand wäre auf die Idee gekommen, mit dem Telefon statt mit dem CD-Player Musik zu hören. Das ist heute ein riesiger Markt. Was viele nicht wissen: Die Technologie zum elektronischen Abspeichern von Musik wurde in Deutschland erfunden. Aber die Milliarden-Gewinne werden in den USA gemacht.

Der jetzige Gründungsdirektor, Rafael Laguna, hat in einem Interview gesagt, er sei sich nicht sicher, ob sein eigenes Unternehmen, Open Xchange, überhaupt von SprinD gefördert worden wäre. Ist es nicht auch eine Sache des Marktes, darüber zu entscheiden, ob eine Erfindung nun bahnbrechend ist oder nicht?
Ganz offensichtlich habe ich mich für den richtigen Mann entschieden. Es sagt damit doch ziemlich deutlich: Hört mal, ich kenne die Schwachstellen der deutschen Förderlogik, aber ich hatte trotzdem den Mut, meinen Weg zu machen. Jetzt geht es darum, für alle anderen Gründungswilligen und Forschenden optimale Bedingungen zu schaffen.

Vor zwei Wochen sind Sie nun auch in den Aufsichtsrat von SprinD berufen worden und überwachen die Investition von Steuergeldern.
Wir werden mit den Steuergeldern sorgfältig umgehen, die werden ja von allen Bürgerinnen und Bürgern hart erarbeitet. Deshalb sind die Zuwendungen an die GmbHs auch als rückzahlbarer Zuschuss im Rahmen von Darlehen vorgesehen. Was wir aber noch viel dringender in Deutschland brauchen, das ist eine neue Kultur des Scheiterns. Die Amerikaner gehen damit ganz anders um. Wir müssen lernen, im vermeintlichen Misserfolg eine neue Chance zu erblicken. Innovation bedeutet auch, aus Fehlern zu lernen.

Sie haben angekündigt, dass Sie nun mit Vertretern der Investitions- und Landesbank Brandenburg auf die Suche nach repräsentativen Räumen für die Leitung von SprinD gehen werden. Haben Sie schon Objekte im Auge?
Das ist das Schöne an der Metropolregion Berlin und Potsdam. Wir haben sehr viele repräsentative und wunderschöne Orte.

Manja Schüle (42, SPD), ist Mitglied der SprinD-Gründungskommission und des Aufsichtsrats der Innovationsagentur. Sie setzt sich dafür ein, dass SprinD seinen Sitz in Potsdam hat.

Stefanie Schuster

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