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190 Stellplätze haben die Parkdecks des sogenannten Terrassenhauses in der Nutheschlange.
© Andreas Klaer

Stellplätze in Potsdam: Mangelware Parkplatz im Zentrum Ost

Mit dem Abriss des Kopfbaus der Nutheschlange in Potsdam fallen Stellplätze weg. Das kritisieren Anwohner.

Potsdam - Anwohner im Zentrum Ost befürchten eine massive Zuspitzung des Parkplatzmangels im Wohngebiet. Wenn die kommunale Immobilienholding Pro Potsdam den Kopfbau der sogenannten Nutheschlange wie geplant Ende des Jahres abreißt, werden die im dreigeschossigen Parkdeck im Abrisshaus vorhandenen Pkw-Stellplätze wegfallen. Während der Bauzeit entfallen zudem weitere Parkplätze auf der Straße. „Wo bleiben die Fahrzeuge?“, fragte ein Anwohner auf einer Informationsveranstaltung am Dienstagabend in der Lennéschule, zu der die Stadt eingeladen hatte. Mehrere Teilnehmer unter den rund 80 Besuchern beklagten, es seien keine ausreichenden Ersatzflächen vorhanden. Auch Thomas Schenke, Fachbereichsleiter Grün- und Verkehrsflächen im Potsdamer Rathaus, gestand auf der Veranstaltung ein, dass es im Zentrum Ost einen größeren Bedarf an Stellplätzen gebe, als vorhanden.

Petra Runge, die bei der Pro Potsdam den Bereich Hochbau verantwortet, erläuterte am Rande der Veranstaltung, ursprünglich habe es in dem auch als Terrassenhaus bezeichneten Kopfbau der Nutheschlange rund 190 Stellplätze gegeben. Unter anderem hätten Mieter der Pro Potsdam hier Plätze angemietet. Deren Stellplatznutzung in dem Terrassenhaus sei inzwischen beendet. Einige andere Fahrzeugbesitzer haben derzeit noch Verträge für Stellplätze, so Runge. Die 38 Wohnungen, die sich ebenfalls in dem Kopfbau der Nutheschlange befinden, seien hingegen mittlerweile komplett leer gezogen.

Die Pro Potsdam möchte das Terrassenhaus abreißen, weil das Gebäude nach Angaben des Unternehmens mängelbehaftet ist. Dabei stützen sich die Verantwortlichen auf ein Gutachten des Berliner Professors Manfred Puche, das dem Gebäude eine Vielzahl schwerwiegender Mängel attestiert. Wolle man das bestehende Haus sanieren, so müsste nach Puches Auffassung selbst das Außenmauerwerk komplett abgetragen und erneuert werden. Unter anderem sei die Standsicherheit der Außenwände nicht nachweisbar, das Gebäude besitze keinen ausreichenden Wärmeschutz und auch am Brandschutz hapere es, heißt es in dem Gutachten, das den PNN vorliegt.

Kritik vom Architekten

Massiver Widerspruch gegen diese vernichtende Bewertung kommt allerdings von den Schöpfern der um die Jahrtausendwende errichteten Nutheschlange. So lassen der Berliner Bauprofessor Hinrich Baller und seine Ehefrau, die Architektin Doris Baller, kein gutes Haar an dem Gutachten Puches. In einer Stellungnahme, die den PNN ebenfalls vorliegt, werfen sie dem von der Pro Potsdam engagierten Sachverständigen „reine Willkür im Umgang mit Fakten“ vor. Die Außenwände seien damals standsicher geplant worden, auch die Ausführungen Puches zum Brandschutz und anderen bemängelten baulichen Details seien fehlerhaft.

Die Bürgerinitiative „Nutheschlange“ übt indes ebenfalls Kritik am Vorgehen der Pro Potsdam. „Der Abriss des Kopfes der Nutheschlange bedeutet ein Auseinanderreißen des Gesamtkonzepts ,Nutheschlange’ und ist für uns städtebaulich nicht verträglich“, heißt es in einer Stellungnahme der Initiative.

Dennoch hat sich die Pro Potsdam zum Abriss dieses Teils des Gebäudekomplexes entschlossen – zumal es im Gutachten Puches heißt, dass ein Abriss und Neubau wirtschaftlicher sei, als eine Sanierung. „Wir haben uns die Entscheidung an der Stelle nicht leicht gemacht“, versicherte Pro Potsdam-Hochbauchefin Runge auf der Veranstaltung am Dienstagabend.

Im Herbst beginnt der Abriss

Mit dem Abriss des Terrassenhauses will die Pro Potsdam im vierten Quartal dieses Jahres beginnen. Gut ein halbes Jahr soll dieser dauern. In dem an gleicher Stelle vorgesehenen Neubau soll es dann etwa doppelt so viele Wohnungen geben wie bisher – aber weniger Garagenplätze. Einen Entwurf für den Neubau gibt es noch nicht. Zunächst soll laut einer Sprecherin der Pro Potsdam ein Architektenwettbewerb veranstaltet werden. Im zweiten Halbjahr 2021 will man mit dem Neubau beginnen und etwa zwei Jahre später fertig sein, erklärte die Sprecherin. Womöglich wird es aber sogar etwas schneller gehen. Idealerweise, so Hochbauchefin Runge, könne nach dem Abriss zügig und ohne eine große zeitliche Lücke mit dem Neubau begonnen werden.

Zu der am Dienstag immer wieder thematisierten Parkplatzproblematik im Zentrum Ost will die Pro Potsdam gemeinsam mit der Stadtverwaltung und den Genossenschaften, die im Stadtteil Häuser besitzen, weiter nach Lösungen suchen. Ein Anwohner unterbreitete am Dienstagabend schon einen Lösungsvorschlag: Der Bau einer Tiefgarage unter einer Schulsporthalle, die in den nächsten Jahren ohnehin in der Nähe errichtet werden soll. Holger Catenhusen
 

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