SV Babelsberg 03 vor der Rückrunde: Lucas Albrecht: „Wenn ein Ball im Spiel ist, laufe ich auch gern“
Lucas Albrecht, Fußballer beim SV Babelsberg 03, über die Ziele für den Regionalligisten nach der Winterpause, Reiseaktivitäten seines alten Hansa-Trikots und die Erfahrungen aus der vergangenen Saison. Am Samstag beginnt die Rückrunde.
Herr Albrecht, ein Teil von Ihnen ist ständig unterwegs und reist durch die Welt
Ah, mein Trikot wahrscheinlich.
Genau. Was ist das für eine Geschichte?
Das ist aus meiner Zeit in Rostock, als ein Hansa-Fan ein Trikot von mir ersteigert hat. Der reist durch die ganze Welt und hat mein Trikot immer dabei. Und so kommt es, dass es schon auf der Chinesischen Mauer lag, in Budapest oder Moskau war. Der Fan schickt mir immer die Bilder und lässt mich so etwas an seinen Reisen teilhaben.
Wo fühlen Sie sich zu Hause?
Schon in Rostock. Das ist Heimat geworden.
Und auf dem Fußballplatz? Wo fühlen Sie sich da am wohlsten?
Das ist schon schwieriger zu beantworten. In meiner Fußballjugend bin ich damit groß geworden, dass wir mit zwei Spitzen gespielt haben. Das gibt es heute nur noch selten, aber da habe ich mich immer am wohlsten gefühlt. Ansonsten kommt es auf das Spiel und den Gegner an: manchmal vorn und manchmal außen. Je nachdem, wie viel Räume man in einem Spiel hat. Wenn es eng ist, fühle ich mich außen wohler.
Wie würden Sie Durchschlagskraft definieren?
Durchschlagskraft heißt für mich auch, aus den unmöglichsten Situationen noch etwas Verwertbares rauszuholen – eine Ecke, einen Einwurf, irgendeinen Vorteil. Und natürlich heißt Durchschlagskraft auch, eine Eins-gegen-eins-Situation für sich zu entscheiden.
Also nicht nur Tore schießen?
Das zählt sicherlich dazu, aber es sind nicht nur Tore.
Wie zufrieden sind Sie mit der Ausbeute von bislang zwei Saisontoren?
Damit bin ich natürlich nicht zufrieden. Auch wenn ich nicht mehr als Stürmer spiele, sondern mehr außen, will ich natürlich auch Tore schießen. Da bin ich mit meinen zwei Treffern noch hinterher.
Laufen Sie gern?
Das kommt darauf an. Wenn da so ein rundes Leder im Spiel ist, laufe ich ein bisschen lieber. Aber im Wald eher ungern, ich glaube, da gibt es wenig Fußballer, die da gern ihre Runden drehen. Aber wenn der Ball auf dem Platz gut in den eigenen Reihen läuft, laufe ich gern.
Nun ist gerade das Babelsberger Spiel von einer enorm hohen Laufbereitschaft geprägt und von Tempo, das Trainer Cem Efe nach einer Balleroberung verlangt. Ist die Intensität höher als in der vergangenen Saison?
Das ist schwer zu sagen. Ich hatte auch letztes Jahr das Gefühl, dass wir viel gelaufen sind, gerade wenn der Gegner in Ballbesitz war. Ich denke, dass wir im Laufe des vergangenen Jahres auch in dieser Hinsicht mehr gelernt haben, sodass wir heute effektiver laufen.
Sie haben als Erklärung für die bisher durchaus gute Saison einmal gesagt, dass ihr nicht noch einmal eine solche Saison wie die vergangene spielen wollt. Was hat Sie so traumatisiert?
Ich denke, das Traumatischste an dem Fast-Abstieg war, dass es mit dieser Mannschaft nie so weit hätte kommen dürfen. Bei der Qualität, die auch die Mannschaft der vergangenen Saison hatte, hätte das nicht sein müssen. Das zeigt aber auch, dass viel Kampf in dieser Liga steckt und viel über den Willen geht. Und wenn der nicht bis zum Letzten da ist, kann man schnell in einen Strudel geraten, aus dem dann eine junge Mannschaft schwer rauskommt. Es war die bislang schwerste Saison meines Lebens, selbst in meiner Jugend hatte ich so etwas nicht.
Was hat diese Erfahrung Ihnen gebracht, sind Sie dadurch gereift?
Hauptsächlich hat es mir gezeigt, dass Fußball nicht immer schön sein muss. Es reicht nicht, nur zu spielen, wenn der Gegner mehr kämpft als man selbst. Ich denke, dieses Jahr ist es uns bisher besser gelungen, beide Komponenten zu vereinen – einerseits Kampf und Willen aufs Feld zu bringen, andererseits auch den guten Ball zu spielen. Diese Bereitschaft braucht es und dann kommen wir nicht mehr in solch eine Situation wie im vergangenen Jahr.
Gibt es Spielsituationen, in denen Sie sich an einen schwierigen Moment der Vorsaison erinnern und der Ihnen dann hilft?
Definitiv. Es sind kleine Sachen, mit denen man anders, positiver umgeht, sodass sie einen nicht gleich umhauen. Ich denke, das geht uns allen so, weshalb wir insgesamt stärker sind.
Was macht Ihnen Spaß mit der aktuellen Mannschaft?
Es ist schön zu spüren, dass wir jeden Gegner gut bespielen können. Es macht einfach Spaß zu kämpfen und den Willen aufzubringen, weil man merkt, dass es etwas bringt. Wenn wir den Ball gut laufen lassen und den nötigen Einsatz zeigen, dann kann es zum einen für die Zuschauer nach Fußball aussehen und uns auf dem Platz macht es einfach Spaß, weil mehr Ideen und Situationen entstehen, die man vorher gar nicht so im Kopf hatte.
Ihr Trainer Cem Efe meinte mit Beginn der Winterpause, dass diese eigentlich zum ungünstigen Zeitpunkt kommt, weil die Mannschaft gut in Fahrt war und sich immer besser präsentierte. Warum kann sich die Mannschaft Ihrer Meinung noch steigern?
Wichtig ist, im Kopf zu haben, dass wir auch Punkte liegen lassen haben. Daran müssen wir arbeiten. Jeder von uns ist ehrgeizig genug, weiter zuzulegen und eine erfolgreiche Rückrunde zu spielen.
Wo können Sie sich verbessern, wo sehen Sie eigenes Potenzial?
Bei mir hat es eine Weile gedauert, mich auf der neuen Position mit den Laufwegen vertraut zu machen. Ich war von der Jugend an immer Stürmer, sodass es Zeit braucht, um gerade für Laufwege ein Gespür zu bekommen. Da kann ich mich sicherlich verbessern, um für mich dann auch Situationen effektiver zu nutzen und über außen für mehr Torgefahr zu sorgen. Wenn ich daran arbeite, werde ich hoffentlich auch meine Tore noch machen.
Gewähren Sie mal etwas Einblick ins Innenleben der Mannschaft so kurz vor Rückrundenstart: Wie ist die Stimmung, was sind die Erwartungen?
Die sind natürlich hoch. Ich denke an das Auerbach-Spiel, in dem wir nur auf ein Tor gespielt, aber trotzdem nur einen Punkt geholt haben. Da sagen wir uns schon: In der Rückrunde schlagen wir die. Wir haben den Ehrgeiz, die Mannschaften, die oben sind, zu ärgern. Es gibt ganz persönliche Ziele eines jeden Einzelnen, aber auch als Mannschaft, die man erreichen will, für die man trainiert und im Wald laufen geht. Dadurch wächst man zusammen. Und wir sind eine ehrgeizige Mannschaft und verstehen uns auch neben dem Platz sehr gut. Das ist nicht nur dahergesagt. Man sagt sich auch die Meinung, wenn was nicht gut ist. Und das ist auch etwas, was sich verglichen mit dem vergangenen Jahr verbessert hat: Dass man intern auch mal Kritik übt, ohne dass jemand beleidigt ist.
ZUR PERSON: Lucas Albrecht (24) wurde in Neubrandenburg geboren und lernte dort beim 1. FC Neubrandenburg 04 das Fußball-Abc. Als A-Jugendlicher wechselte er zum FC Hansa Rostock, wo er es zwar in den Kader der ersten Mannschaft, aber nicht zum Stammspieler schaffte. 2013 löste er in Rostock seinen Vertrag auf und kam nach Babelsberg. Unter Trainer Cem Efe entwickewlte sich Albrecht zum Stamm- und Führungsspieler beim SVB.
Will der SVB die Mannschaften an der Liga-Spitze nur ärgern oder angreifen?
Ich habe nicht mitbekommen, dass es im Verein jemanden gibt, der auf den ersten Platz schielt. Noch ist alles eng beieinander, daher könnte man genauso nach unten gucken. Für uns ist es einfach wichtig zu wissen, dass wir gegen jeden gewinnen können, wenn wir alles abrufen. Genauso können wir an einem schlechten Tag gegen jeden verlieren. Daher ist es nicht verkehrt, zunächst das Ziel von Spiel zu Spiel anzupassen, um dann zu sehen, ob man tatsächlich weiter nach oben schauen kann oder ob man vielleicht auch mit dem Platz zufrieden sein sollte, den wir jetzt haben.
Zufriedenheit: Wie wohl fühlen Sie sich in Babelsberg, wo Sie seit zwei Jahren spielen und durchaus auch turbulente Zeiten miterlebt haben?
Ich fühle mich sehr wohl hier, was ja nicht schwierig ist. Es ist sehr familiär hier. Sportlich ist es natürlich so: Wenn ich da noch zulege, gute Spiele und mehr Tore mache, wird sich mein Wohlbefinden noch steigern. Wenn beides stimmt, das vereinsfamiliäre und sportliche Umfeld, ist es perfekt.
So perfekt, dass Sie sich vorstellen können zu bleiben? Ihr Vertrag läuft zum Ende dieser Saison aus.
Vorstellen kann ich mir das immer. Es wäre ja eine kontroverse Darstellung, zu sagen, dass ich mich hier wohlfühle, mir aber nicht vorstellen kann zu bleiben. Andererseits muss man natürlich schauen, was es vielleicht noch für Möglichkeiten gibt. Aber damit habe ich mich wirklich noch gar nicht beschäftigt. Ich möchte jetzt gute Spiele liefern – für den Verein und auch für mich. Dann wird sich zeigen, wo es hingeht.
Das Gespräch führte Peter Könnicke
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