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Vor drei Jahren. Lok-Fans stürmen den Platz in Babelsberg.
© Jan Kuppert

SV Babelsberg 03 gegen Lok Leipzig: Lok-Fans rufen zum Boykott auf

Die Polizei stuft das Spiel des SV Babelsberg gegen Lok Leipzig am Samstag als Risikospiel ein. Sie ist mit einem Großaufgebot vor Ort, um Szenen wie vor drei Jahren zu verhindern. Dabei wollen viele Lok-Fans gar nicht erst nach Babelsberg kommen.

Potsdam - Sportlich kehrt der SV Babelsberg 03 nach zwei Pokalspielen zurück in den Regionalliga-Alltag. Nach dem 0:4-Aus in der erste Runde des DFB-Pokals gegen den SC Freiburg gewann der SVB am vergangenen Dienstag 4:0 beim Landesligisten Kolkwitzer SV im AOK-Landespokal. In der zweiten Runde wartet Brandenburgligist Schwarz-Rot Neustadt. Am morgigen Samstag nun kommt der 1. FC Lokomotive Leipzig ins Karl-Liebknecht-Stadion (14.05 Uhr).

Mit drei Siegen und einem Remis kommt Lok als Tabellenzweiter in den Kiez. Mit einer Punkte-Teilung gegen Energie Cottbus (1:1) und einem Sieg gegen den Aufstiegsaspiranten Wacker Nordhausen (2:1) hat der Aufsteiger aus Sachsen mehr als ein Achtungszeichen gesetzt. Als „sehr, sehr stark“ schätzt SVB-Trainer Cem Efe den kommenden Gegner ein, dem er schon vor Saisonbeginn eine gute Rolle in der Nordstaffel zugetraut hat. In Kolkwitz hat Efe einen Teil seiner Mannschaft geschont, weil er nach den ersten vier Ligapartien und dem kämpferischen Pokalspiel gegen Freiburg gewisse Ermüdungserscheinungen erkannt hatte. Bis auf Philip Saalbach stehen ihm nunmehr alle Spieler mit frischen Kräften zur Verfügung. Der Kapitän fehlt wegen einer Gelb-Rot-Sperre.

Lok-Fans rufen auf, nicht nach Babelsberg zu fahren

Ob der Gästeblock bei dem Ostderby so richtig voll wird, ist aber fraglich. Denn die Fanszene des sächsischen Fußballklubs ruft dazu auf, das Spiel zu boykottieren – also nicht nach Babelsberg zu fahren. Grund dafür ist die Entscheidung des Leipziger Vereinsvorstandes, die Tickets für den Gästeblock nur an Vereinsmitglieder und Dauerkartenbesitzer zu verkaufen. „Auch wenn es einem Großteil unserer Truppe möglich gewesen wäre, eine Karte zu erwerben, ist es für uns nicht akzeptabel, einen gewissen Teil draußen oder vor den heimischen Bildschirmen sitzen zu lassen“, heißt es auf der Facebook-Seite der Fanszene. Das Präsidium von Lok Leipzig betonte gegenüber dem MDR, dass es zuvor „eine kontroverse Diskussion“ um die Entscheidung gegeben habe.

Einige Lok-Fans hätten aber auch Verständnis für die Maßnahme geäußert, sagte das Präsidium. Denn beim letzten Spiel vor drei Jahren stand die Partie in Babelsberg kurz vor dem Abbruch, nachdem Lok-Hooligans in den Innenraum geklettert waren. Mehrfach riefen sie während des Spiels Neonazi-Parolen, etwa: „Wir sind Lokisten – Mörder und Faschisten.“ Noch vor Anpfiff der Partie versuchten die Leipziger Hooligans zudem, die linksgerichteten Nulldrei-Fans in der Nordkurve zu attackieren. Die Polizei musste Reizgas und Schlagstöcke einsetzen. Anhänger von Lok Leipzig warfen den Nulldrei-Fans wiederum vor, mit Urin und Karabinerhaken gefüllte Wurfgeschosse auf die Gästefans geworfen zu haben. Im Nachgang mussten der SVB 2000 Euro und Lok Leipzig 2500 Euro Geldstrafe zahlen.

Hier gibt es Eindrücke von der Begegnung 2013:

Polizisten werden sichtbar im Karli stehen

Um derartige Szenen am morgigen Samstag zu verhindern, ist die Polizei wieder mit einem Großaufgebot im Einsatz. Das Spiel wird als Risikospiel eingestuft, weil mit vielen gewaltbereiten und gewaltsuchenden Fans zu rechnen ist. Der Boykott-Aufruf der Leipziger Fanszene ändert an dieser Einschätzung nichts, sagte ein Polizeisprecher auf Anfrage. Das bedeutet: strikte Fantrennung, die auch mit temporären Verkehrseinschränkungen verbunden sein wird. Vor dem Gästeblock wird es zudem Vorkontrollen geben, Gepäckstücke müssen abgegeben werden. Außerdem werden sichtbar für die Fans Polizisten im Stadion stehen: um gewaltbereite Fans abzuschrecken und schnell eingreifen zu können.

Beim SVB gehe man aber davon aus, dass es nicht so ein Desaster wie vor drei Jahren werde, sagte der Marketingbeauftragte Thoralf Höntze. „Wir erhoffen uns einen ruhigen Tag, sportlich darf es aber ruhig hitzig werden“, sagte er.

Update 26. August, 17.40 Uhr: Verkehrseinschränkungen rund ums Karli

Rund um das Karl-Liebknecht-Stadion kommt es am Samstag wegen des Fußballspiels zu erheblichen Verkehrseinschränkungen. Diese seien nötig, um die strikte Fantrennung durchzusetzen, teilte die Polizei am Freitag mit. Von den Maßnahmen werden vor allem die Karl-Liebknecht-Straße sowie die Straße Alt Nowawes/Allee nach Glienicke sowie die Rudolf-Breitscheid-Straße betroffen sein.

Ausdrücklich wies die Polizei darauf hin, dass Park- und Halteverbote sowie die Weisungen der eingesetzten Polizisten beachtet werden sollen. Die Behörde empfiehlt wegen der Verkehrseinschränkungen eine Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln.

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