Potsdamer Schwimmsport: Lichtblicke und Schattenmoment
Der noch 15 Jahre alte Potsdamer Schwimmer Johannes Hintze gewinnt bei der Deutschen Meisterschaft zwei Medaillen und ist wie sein Verienskolleg Carl Louis Schwarz auf Kurs Richtung WM-Teilnahme. Vize-Europameister Christian Diener erlebt in Berlin hingegen einen Rückschlag.
Vor gerade einmal acht Monaten feierte Christian Diener im Berliner Europasportpark den größten Triumph seiner bisherigen Karriere. Bei der Europameisterschaft im Velodrom schwamm der Athlet des Potsdamer SV damals mit einer mutigen Renneinteilung völlig überraschend zur Silbermedaille über 200 Meter Rücken. Ebenso unerwartet war das, was am gestrigen Sonntagnachmittag für ihn zur Gewissheit wurde: Potsdams Vorzeigeschwimmer kann sich nur noch wenig Hoffnung auf eine Teilnahme an der diesjährigen Weltmeisterschaft machen, die im August in Kasan stattfindet.
Nach einem vierten Platz über 50 Meter, dem Titel auf der 200-Meter-Strecke und Silber über 100 Meter fehlte es dem Rückenspezialisten bei der Deutschen Meisterschaft zwar nicht an Edelmetall, dafür aber an einer erfüllten WM-Norm. In allen drei Finals verpasste Diener die vom Deutschen Schwimm-Verband geforderte Richtzeit. „Christian ist aber nicht deprimiert. Er weiß es gut einzuschätzen“, sagte sein Coach Jörg Hoffmann. „Die Leistung ist einer Trainingsumstellung geschuldet. Wir setzen mehr auf Intensitäten, um vor allem in Hinblick auf Olympia 2016 einen Entwicklungssprung zu machen. Das ist wichtig, nicht die Weltmeisterschaft in dieser Saison.“ Ob Chef-Bundestrainer Henning Lambertz dem 21-Jährigen womöglich trotzdem einen WM-Start in Aussicht stellt, ist fraglich. In Lambertz’ Augen zählte Dieners Abschneiden nämlich zu den „Schattenmomenten“ der Titelkämpfe.
Hintze: "Ich kann das alles noch gar nicht glauben"
Für Aufhellung sorgten derweil zwei andere Potsdamer Athleten. Allen voran Johannes Hintze, der im Juli 16 Jahre alt wird. Nachdem der Sportschüler in den vergangenen beiden Jahren 18-mal auf der obersten Stufe des Berliner Siegerpodests stand und Deutsche Meistertitel en masse im Jahrgang 1999 gefeiert hatte, schwamm er am vergangenen Donnerstag zu seiner ersten nationalen Einzelmedaille im Erwachsenenbereich. Silber über 400 Meter Lagen war für ihn dabei so wertvoll wie pures Gold.
4:16,58 Minuten brauchte Johannes Hintze im Finale für die lange Lagendistanz. Fast sieben Sekunden war er damit schneller als der vorherige deutsche Altersklassenrekord. Doch das Ausmaß seiner Leistung war noch viel größer. Knapp eine Sekunde blieb das Talent sogar unter der geforderten WM-Norm und darf sich somit berechtigte Hoffnungen auf die Teilnahme an den Welt-Titelkämpfen in Russland machen. „Ich kann das alles noch gar nicht glauben. So etwas hätte ich zum jetzigen Zeitpunkt nie für möglich gehalten“, sagte der aus Brandenburg an der Havel stammende Sportler, der für die WM-Nominierung bei einem weiteren Wettkampf in den kommenden Monaten seine Leistung bestätigen muss. Fünf Meetings stehen dafür zur Auswahl. Wie bei der Deutschen Meisterschaft müssen dann in Vor- und Endlauf Richtzeiten unterboten werden – diese sind aber etwas langsamer im Vergleich zur ersten Runde.
Schwarz schwimmt in persönlicher Bestzeit zum ersten Titel
Im vergangenen Jahr war Carl Louis Schwarz an dieser zweiten Hürde auf dem Weg zur Europameisterschaft gescheitert. Nun hat der Junioren-Vizeweltmeister von 2013 die Chance, es in dieser Saison besser zu machen. In Berlin gewann der 19-Jährige mit persönlicher Best- und erfüllter WM-Normzeit über 50 Meter Rücken den ersten Deutschen Meistertitel seiner Karriere. „Unglaublich“, freute er sich.
„Mehr als zufrieden“ war unterdessen Johannes Hintze. Nach seinem starken Auftritt über 400 Meter Lagen gewann der Youngster sogar noch Bronze über 200 Meter Lagen – diesmal zwar ohne WM-Norm, dafür aber wieder mit deutschem Altersklassenrekord. An der Zahl 45 hält er davon inzwischen.
Eigentlich war Jugendfestival als Hintzes Saisonhöhepunkt geplant
Der vielseitige Schwimmer wirbelt mit seinen Auftritten aber nicht nur die Rekordlisten durcheinander, sondern womöglich auch seine persönliche Saisonplanung. Eigentlich war das Ende Juli stattfindende European Youth Olympic Festival (EYOF) in Tiflis als Jahreshöhepunkt auserkoren. Sollte Hintze aber die WM-Normen bei der zweiten Quali-Runde erneut erfüllen, führt die Reise stattdessen nach Kasan. „Auch wenn das so nicht geplant war, werden wir ihn jetzt sicherlich nicht auf diesem Weg ausbremsen“, meinte Thomas Luckau, der den Nachwuchsathleten gemeinsam mit Norbert Warnatzsch am Luftschiffhafen trainiert.
Klappt es mit der Nominierung am Ende nicht, startet der Zehntklässler beim EYOF – wie es eben vonseiten des Deutschen Schwimm-Verbands auch normalerweise für einen talentierten 16-Jährigen angedacht ist. Doch allerspätestens seit Donnerstag ist klar, dass der Begriff „normal“ ganz gewiss nicht auf die sportliche Leistung von Johannes Hintze zutrifft.
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