Synagoge in Potsdam: Licht von oben
Beim Synagogenworkshop sprachen Gemeindevertreter mit Architekt Jost Haberland – auch über Sicherheit. Der große Streitpunkt, die Fassadengestaltung, spielte allerdings keine Rolle.
Potsdam - Ein Veranstaltungssaal im Erdgeschoss, der im täglichen Betrieb auch als öffentliches Café genutzt werden kann, die eigentliche Synagoge im ersten Obergeschoss. Dazu eine „Frauenempore“ im zweiten Obergeschoss, wo Kinder betreut werden können und der Gottesdienst verfolgt werden kann, das rituelle Bad, die Mikwe, im Keller und eine Dachterrasse für Veranstaltungen – das sind Details aus der Planung für den Synagogenneubau an der Schlossstraße. Am Dienstagabend diskutierten Vertreter der zwei jüdischen Gemeinden sowie der beiden Bauvereine gemeinsam mit dem Architekten Jost Haberland und weiteren Interessierten – zeitweise 14 Teilnehmer – bei einem Workshop die Pläne für den Neubau. Es war nach vielen Jahren der Auseinandersetzung der erste gemeinsam von beiden Gemeinden einberufene Termin zur Synagoge. Geplant sind zwei weitere Workshops in den kommenden Wochen. Ud Joffe von der Synagogengemeinde, der den Abend leitete, nannte als Ziel einen Baustart in etwa zwei Jahren.
Der größte Streitpunkt, die Fassadengestaltung, stand am Dienstag nicht zur Debatte. Besprochen wurde das Raumprogramm. Grundlage der Diskussion war der mittlerweile siebente Entwurf für die Synagoge von Jost Haberland – der Berliner Architekt hatte sich seinerzeit bei einem Wettbewerb durchgesetzt und den Entwurf dann mehrfach angepasst.
Grundsätzlich ist bei dem viergeschossigen Bau eine Art Zweiteilung vorgesehen: Die eher atmosphärisch-geistlichen Räume, wie Joffe es nannte, sollen im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss Platz finden, Räumlichkeiten für Aktivitäten und Büros dann im dritten Obergeschoss und dem Dachgeschoss. Da es sich bei beiden jüdischen Gemeinden um orthodox geführte Gemeinden handele, sei eine gemeinsame Nutzung des Gotteshauses unproblematisch, sagte Joffe. Das gilt aus seiner Sicht auch für die dritte jüdische Gemeinde in Potsdam, die Gesetzestreue Gemeinde. Die Gesetzestreuen lehnen das Projekt aber bekanntlich seit Jahren grundsätzlich ab.
Im Erdgeschoss soll es einen bis zu 200 Quadratmeter großen Veranstaltungssaal geben, der per Schiebewand in zwei Teile getrennt werden kann. Der hintere Teil soll für Treffen und kleinere Veranstaltungen genutzt werden, der vordere Teil als öffentliches Café mit koscherem Essen. „Das soll ein toller Platz werden für Juden und Nichtjuden in Potsdam“, sagte Joffe. Der Aufwand für Umbauten werde sich in Grenzen halten, da der komplette Veranstaltungssaal nur drei- oder viermal im Jahr an hohen Feiertagen genutzt werden würde. Für den Synagogenraum im zweiten Geschoss, der sich über drei Etagen erstreckt, wurde allgemein ein Oberlicht gewünscht, auch wenn dafür Platz auf der Dachterrasse geopfert werden muss. Ein Workshop-Teilnehmer regte zudem an, Raum für ein kleines Museum zum jüdischen Leben in Potsdam einzuplanen – und erntete Zustimmung.
Bei der Planung müssen auch die Schabbatregeln befolgt werden, betonte Joffe. Der Schabbat von Freitagabend bis Samstagabend gilt den Juden als Ruhe- und Gebetstag. Die Regeln sehen unter anderem vor, dass kein Lichtschalter betätigt werden und nicht einmal eine Lichtschranke aktiv sein darf. Entsprechende andere technische Lösungen für Beleuchtung, Belüftung, Aufzug oder Toiletten gebe es aber, versicherte Haberland. „Eine gewisse Altmodischkeit ist schon Programm“, sagte Joffe.
Auch das Thema Sicherheit spielt eine Rolle. Schon Haberlands erster Entwurf von 2009 sah Panzerglas im Erdgeschoss und schusssicheres Glas im ersten Obergeschoss vor. „Ich fürchte, dass sich die Gefährdungslage nicht verbessert hat“, sagte der Architekt. Nun ist im Eingangsbereich zusätzlich Platz für Sicherheitspersonal geplant – als eine Art Tresen, der rund um die Uhr besetzt sein soll. Absperrungen oder Poller vor dem Haus seien bislang aber kein Thema. Kritik von Ulrich Zimmermann vom Synagogen-Förderverein, der mehr Offenheit forderte, wies Joffe zurück. Sicherheit müsse an erster Stelle stehen: „Es darf nicht sein, dass einer innerhalb von 20 Sekunden da reinstürmt und um sich schießt.“
Wie und wann die Pläne umgesetzt werden, ist indes weiter offen. Wie berichtet verhängte das Land 2011 einen Baustopp, weil es zum innerjüdischen Streit gekommen war. Nach mehreren ergebnislosen Mediationsrunden brachte das Land 2016 den Verein Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST) als Träger ins Spiel. Die Gemeinden bestehen aber darauf, die Synagoge selbst zu betreiben und haben zu diesem Zweck einen Verein ins Leben gerufen. Ein Sprecher des Landeskulturministeriums sagte den PNN am Mittwoch, man sei weiter mit allen Partnern, auch der ZWST, im Gespräch und wolle eine gemeinsame Lösung. Den Zusammenschluss der Gemeinden begrüße man.
Beim nächsten öffentlichen Synagogen-Workshop am 30. Mai um 19 Uhr in der Werner-Seelenbinder-Straße 4 geht es um Trägerschaft und Finanzen
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