Rohbau von Potsdams bislang teuerster Schule steht: Lehrer wollen ins Montessori-Schulzentrum
Der Rohbau für die zweite staatliche Montessori-Schule in Potsdam steht. 1000 Schüler sollen hier von 120 Lehrern unterrichtet werden. Das Interesse an den Jobs ist schon jetzt groß.
Potsdam - An Nachfrage mangelt es nicht: Schon bevor das neue Montessori-Schulzentrum Am Stern fertig gebaut ist, ist das Interesse von Eltern und Lehrern an der Reformpädagogik groß. Infoabende sind voll, schon jetzt gibt es mehr Bewerber als Lehrstellen. 1000 Kinder von der ersten Klasse bis zum Abitur sollen hier einmal lernen, unterrichtet von 120 Lehrern. Am gestrigen Dienstag wurde in dem Neubau in der Gagarinstraße Richtfest gefeiert.
Die Fassade ist schon zu großen Teilen beige verklinkert, die Fenster des viergeschossigen Gebäudes eingebaut. Das Erdgeschoss ist von Säulen dominiert und offen gehalten. Im März 2017 wurde hier der Grundstein gelegt, der Bau wurde bisher wie geplant durchgezogen. Nur in der Planung gab es vorab Verzögerungen, weil der Entwurf erst nachträglich an das Montessori-Konzept angepasst wurde.
35,3 Millionen Euro investiert die Stadt insgesamt – ihr bisher teuerstes Schulbauprojekt
Simon Friedrich-Raabe, derzeit noch stellvertretender Schulleiter der Montessori-Schule in Potsdam-West, wird die neue Schule zunächst leiten. Er ist zufrieden mit dem Bau. „Die großen Fenster und Türen stehen für die Öffnung dieser Schule zur Welt“, erklärte er beim Richtfest. „Die Schule ist für uns eine Art Basislager, von der aus die Schüler zu Exkursionen aufbrechen und später einmal in die Welt ziehen“, so Friedrich-Raabe.
Es ist die derzeit größte Schulbaustelle im Stadtgebiet. 35,3 Millionen Euro investiert die Stadt insgesamt – ihr bisher teuerstes Schulbauprojekt. Den Löwenanteil finanziert der Kommunale Immobilien Service (Kis), acht Millionen Euro stammen aus Fördermitteln des Kommunalen Infrastrukturprogramms. In dem Komplex entsteht auch die neue Vierfeld-Sporthalle, die im Sommer fertig werden soll. In die Schule integriert wird außerdem ein Hort für 225 Kinder. Es ist die zweite staatliche Montessori-Schule in der Stadt – eher ungewöhnlich, denn bundesweit sind die meisten Schulen mit der Pädagogik Privatschulen.
Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) ordnete den Bau beim Richtfest in den Kontext der stetig wachsenden Zahl an Einwohnern – und Kindern – in der Stadt ein. „Wir eilen im Moment von einem Schul-Richtfest zum nächsten“, so Jakobs. Das sei auch nötig, und werde mit rund 240 Millionen Euro Investitionen durch den Kis in den nächsten vier Jahren auch so weitergehen. Sorge bereitet Jakobs aber die Frage, ob in Zeiten von Bauboom und Fachkräftemangel ausreichend Baufirmen gefunden werden.
Kooperation mit der Universität Potsdam und dem Hasso-Platter-Institut
Für den Neubau am Stern jedenfalls ist das ohne Verzögerungen gelungen. Das Gebäude ist verbunden mit der benachbarten Pierre-de-Coubertin-Oberschule. Im kommenden Schuljahr beginnt der Montessori-Schulbetrieb zunächst in deren Räumen, mit vier siebten und zwei elften Klassen. Denn auch wenn der Rohbau für das neue Gebäude steht, wird es voraussichtlich im Sommer 2020 bezugsfertig sein. Die Coubertin-Schule nimmt nun keine neuen siebten Klassen mehr auf, so dass sie langsam auslaufen wird. Drei Jahre lang werden sich die beiden Schulen das Gebäude teilen, dann übernimmt die Montessori-Schule komplett.
Schulleiter Friedrich-Raabe ist es besonders wichtig, dass die Schule eingebunden wird in die Umgebung, in die Netzwerke der Stadt. Schon jetzt hat er eine Kooperation mit der Universität Potsdam und dem Hasso-Platter-Institut (HPI) geschlossen. Dabei geht es um die Methode der School of Design Thinking. Mitarbeiter beraten die Montessori-Schule nicht nur bei der Einrichtung der Räume, sondern auch bei der Fortbildung der Lehrer und der Umsetzung des „Design Thinking“ im Alltag. Bei der Arbeitsmethode geht es darum, Probleme kreativ, gemeinschaftlich nutzerorientiert zu lösen. „Diese Methode hilft den Schülern auch bei einer zukunftsfähigen Ausrichtung und der Berufsorientierung, denn es geht auch darum, wie innovative Betriebe zusammenarbeiten“, erklärt Friedrich-Raabe. Eine weitere Kooperation hat er mit dem Naturschutzbund (Nabu) geschlossen, um in der so genannten Ökolaube einen „festen außerschulischen Lernort“ in der Natur zu haben.
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