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Plattner-Museum in Potsdam in Gefahr: Leere im Barberini?

Das geplante Kulturgutschutzgesetz könnte für Potsdam dramatische Folgen haben: Mäzen Hasso Plattner droht damit, seine wertvolle Privatsammlung nicht im Museum Barberini auszustellen

Potsdam - Der Verlust für die Stadt wäre kaum zu ermessen: Dem von Milliardär und Mäzen Hasso Plattner geplanten Kunstmuseum in der Potsdamer Innenstadt droht der Wegfall seiner wertvollsten Bestände – der Sammlung aus Werken des Impressionismus und der Klassischen Moderne. Grund ist das von Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) geplante Kulturgutschutzgesetz, wonach die Ausfuhr als „national bedeutsam“ eingestufter Kunstwerke strenger als bisher reglementiert werden soll.

Sollte dieses Gesetz beschlossen werden, werde er seine Privatsammlung nach seinem Tode nicht wie geplant dauerhaft in Potsdam ausstellen, sagte Plattner am Freitag den PNN. Stattdessen werde er dann im kalifornischen Palo Alto ein neues Museum bauen. Dem Ort, an dem sich eine Filiale des von ihm mitgegründeten Softwarekonzerns SAP befindet, habe er „viel zu verdanken“. Der Unternehmer gilt als einer der bedeutendsten privaten Kunstsammler der Welt, seine Sammlung umfasst nach eigenen Angaben rund 250 Bilder des Impressionismus und der Klassischen Moderne, darunter Werke von Künstlern wie Renoir, Monet, Munch und Nolde. Den größten Teil seiner Sammlung will der Mäzen 2017 erstmals öffentlich in einer Ausstellung im Potsdamer Palast Barberini zeigen. Plattner baut das im Krieg zerstörte, stadtbildprägende Gebäude vis-a-vis vom Stadtschloss, dessen historische Fassade er gesponsert hat, derzeit äußerlich originalgetreu wieder auf. Nach seinem Tode sollte das Museum Barberini zum ständigen Sitz seiner Sammlung werden.

Selbst die Eröffnungsausstellung 2017 ist in Gefahr

Doch selbst die geplante Eröffnungsausstellung sei aus heutiger Sicht in Gefahr, erklärte Plattner. In den USA werde die Diskussion in Deutschland mit Unverständis verfolgt. Privatsammler wie Bill Gates seien verunsichert. Unter solchen Bedingungen sei es schwierig, Leihgeber für die in Brandenburgs Landeshauptstadt geplante Ausstellung zu finden.

Im Potsdamer Rathaus herrscht nun aber höchste Alarmstufe. Er habe Plattners Ankündigung mit „großer Bestürzung“ zur Kenntnis genommen, sagte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) am Freitag auf PNN-Anfrage. Sollte der Mäzen dies wahrmachen, wäre der Schaden für Potsdam immens. Die Folge wären nicht nur enorme wirtschaftliche Verluste – schließlich würde ein derartiges Museum Heerscharen zusätzlicher Touristen aus aller Welt in Brandenburgs Landeshauptstadt locken –, sondern auch ein Imageschaden. „Der Palast Barberini würde seines Geistes und seiner Seele beraubt“, erklärte Jakobs.

Potsdams Oberbürgermeister fordert eine Rücknahme des Gesetzes

Der Rathauschef forderte Grütters in einem an sie gerichteten Schreiben auf, das geplante Kulturgutschutzgesetz zurückzuziehen. Zugleich kritisierte er die Ministerin scharf. Sollte Potsdam als Folge des Gesetzes die Plattner-Sammlung verlieren, wäre das ein „kulturpolitischer Skandal allerersten Ranges“, sagte Jakobs und warf Grütters „staatliche Bevormundung“ der Kunstszene und des Handels vor. Unter Sammlern gehe die Angst um, ob sie ihre Werke noch an Museen verleihen könnten, ohne einen Wertverlust befürchten zu müssen, weil sie sie nicht mehr aus Deutschland ausführen dürfen. Der Schaden für die Gesellschaft wäre unabsehbar, weil „Kunstwerke damit eher der Öffentlichkeit entzogen als zugänglich gemacht würden“, so Jakobs. Mit einem ähnlich lautenden Schreiben habe er sich auch an Bundeswirtschaftsminister und SPD-Chef Sigmar Gabriel gewandt, sagte Jakobs.

Parallel wolle er auch über den Städtetag, den Städte- und Gemeindebund und den Bundesrat gegen den Gesetzesentwurf mobil machen, kündigte Jakobs an. Offenbar gebe es bei den Verantwortlichen noch nicht genügend Problembewusstsein dafür, welche konkreten Folgen sich aus einem neuen Kulturgutschutzgesetz auch für die Kommunen ergäben.

Grütters erntet für ihren Gesetzentwurf bereits seit Monaten heftige Kritik. Der Maler Georg Baselitz hatte bereits angekündigt, seine Dauerleihgaben aus deutschen Museen abzuziehen. Auch Kunstexperten und -sammler lehnen die Pläne der Kulturstaatsministerin strikt ab. Befürchtet wird allgemein eine Abwanderung wertvoller Kunstwerke vor dem Inkrafttreten des Gesetzes.

Der Entwurf sieht unter anderem vor, dass künftig Kunstwerke, die älter als 50 Jahre sind und deren Wert 150 000 Euro übersteigt, auch bei einer Ausfuhr in EU-Länder einer Genehmigung bedürfen. Sollte das betreffende Kunstwerk als national bedeutendes Kulturgut eingestuft werden, muss es in Deutschland bleiben und verlöre damit einen Großteil seines Mehrwertes, weil es nicht verkauft werden darf.

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