Matrosenstation am Jungfernsee: Laggner betreibt Kongsnæs-Restaurant
Die Eröffnung des Kongsnæs-Restaurants wurde immer wieder verschoben. Nun wird bekannt: Gastronom Josef Laggner übernimmt den Betrieb. In Potsdam ist er kein Unbekannter.
Berliner Vorstadt - Die Ventehalle der Kaiserlichen Matrosenstation Kongsnæs am Ufer des Jungfernsees soll im Juni, spätestens Juli als Gaststätte der Laggner-Gruppe eröffnet werden. Das sagte Gastronom Josef Laggner am Dienstag auf PNN-Anfrage. Er habe den Vertrag mit Inhaber Michael Linckersdorff bereits unterzeichnet, die Gewerbeanmeldung laufe, so Laggner. Gästen wolle er in der Ventehalle künftig im „klassischen Restaurantbetrieb“ täglich von 12 bis 23 Uhr gehobene gutbürgerliche Küche bieten, kündigte der Gastronom an.
Fisch auf der Speisekarte
Mit vielen Fischangeboten auf der Karte werde Bezug genommen auf die norwegische Architektur der hölzernen Ventehalle, sagte Laggner. Hauptgerichte sollten zwischen 15 und 25 Euro kosten, „das sind ganz normale Preise, übertreiben darf man es in Potsdam auch nicht“, so der 52-jährige Österreicher, der in der Landeshauptstadt bereits das Krongut Bornstedt und das Augustiner in der Mittelstraße im Holländischen Viertel betreibt sowie die Remise im Schloss Glienicke vis à vis der Matrosenstation.
Als Kongsnæs-Gastronom wird Laggner jedoch vermutlich nicht von allen Nachbarn an der Schwanenallee mit offenen Armen aufgenommen werden: So hatten sich prominente Anwohner, darunter auch Ex-„Bild“-Chefredakteur und Herausgeber Kai Diekmann und TV-Journalist Johannes B. Kerner, einen langjährigen Rechtsstreit mit Kongsnæs-Investor Linckersdorff geliefert. Sie befürchteten unter anderem eine Großgastronomie in der Ventehalle, die das Unesco-Welterbe beeinträchtigen sowie für eine unzumutbare Lärm- und Verkehrsbelastung in der Schwanenallee sorgen würde. Linckersdorff hatte dies wiederholt dementiert.
Für den Gastronomiebetrieb gibt es Auflagen
In der zweiten Runde war das Vorgehen der Anwohner gegen die von der Stadt erteilte Ventehalle-Baugenehmigung samt Restaurantnutzung zwar nicht erfolgreich – das Verwaltungsgericht Potsdam präzisierte und dokumentierte jedoch in seinem Urteil vom Mai 2016 die Auflagen für den Gastronomiebetrieb. Danach darf die Gaststätte nur von 10 bis 23 geöffnet haben, um 22 Uhr müssen alle Fenster geschlossen werden. Auch die Zahl der Plätze ist festgelegt: Es dürfen maximal 60 im Innenraum, 32 auf der „baulich vollständig zu schließenden Veranda“ sowie 30 auf der am Ufer liegenden Freiterrasse sein. Diese Auflagen seien „ohne weiteres durchsetzbar“, hatte das Gericht festgestellt, „da die Zahl der Sitzplätze jederzeit festgestellt werden kann“.
Im Sommer soll das Restaurant jeden Tag öffnen
Gastronom Laggner sagte, für ihn seien die Auflagen kein Problem. „Im Gegenteil, für mich ist das eher ein Vorteil: Mein Personal ist froh, wenn es weiß, dass es um 23.30 Uhr zuhause ist.“ Das sei in seinen anderen Restaurants ganz anders. Zudem sei in Potsdam nach 22 Uhr sowieso nicht mehr viel los. Die Annahme, die Ventehalle lasse sich mit der begrenzten Zahl der Sitzplätze nicht wirtschaftlich betreiben, wies Laggner zurück. „Die Plätze reichen aus.“ Er werde sein Ziel einer zehnprozentigen Rendite erreichen können. Das Restaurant werde sieben Tage in der Woche, im Winter vielleicht sechs oder fünf, geöffnet haben. Er starte mit zwölf Mitarbeitern, später sollen es 15 bis 18 werden. Überzeugt habe ihn die Lage der Ventehalle: „Wir gehen nur an 1-AAA-Lagen“, sagt Laggner, der in Berlin und Brandenburg nach eigenen Angaben 20 Restaurants mit rund 500 Mitarbeitern führt. „Und dieses hier ist eine 1-AAA-Lage – man sitzt direkt am Wasser, hat diesen Blick. Etwas Schöneres habe ich selten gesehen.“ Er habe auch den Bootssteg gemietet, dort könnten Gäste mit dem Boot anlegen oder auch zum Baden ins Wasser springen. Mit dem Betreiber des Yachthafens nebenan sei er im Gespräch. Zudem dürfe er zehn Ausnahmegenehmigungen pro Jahr beantragen, für „besondere Anlässe, volle Party“, das komme auf die Gäste an. Mit den Nachbarn in der Schwanenallee wolle er eine „freundliche Basis“ finden, sagte Laggner. „Ich bin Gastronom, ich halte mich an die Auflagen.“ Die Feindseligkeiten sollten die bislang Beteiligten unter sich ausmachen, so Laggner.
Die Eröffnung des Restaurants in der Ventehalle hatte Inhaber Linckersdorff bereits viele Male angekündigt – doch die Termine verstrichen jeweils. Bereits vor zehn Jahren hatte Linckersdorff Kongsnæs von der Stadt gekauft und mit dem Wiederaufbau der Halle begonnen. Sie gehört zum denkmalgeschützten Ensemble der Matrosenstation und war zwischen 1892 und 1896 nach Plänen des norwegischen Architekten Holm Hansen Munthe entstanden. Kaiser Wilhelm II. hatte sie in Auftrag gegeben, die Station diente vor allem als Start- und Landepunkt für Vergnügungs- und Repräsentationsfahrten der kaiserlichen Familie. 1945 geriet sie unter Beschuss und brannte vollständig ab.