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Keine Resterampe. Was von den sowjetischen Soldaten, übrig blieb, ist ein Schatz für das Potsdam Museum. Auch die Sammlung Militaria ist von der plötzlichen Kündigung der Räume im Museumsdepot in Groß Glienicke betroffen.
© Andreas Klaer

Potsdam: Kunstwerke zwischen Tür und Angel

Das Potsdam Museum musste nach Kündigung überraschend Teile des Depots in Groß Glienicke räumen

Der Kommunale Immobilienservice (Kis) hat dem Potsdam Museum mit sofortiger Wirkung Depoträume in Groß Glienicke gekündigt. „Einen Tag nach der Kulturausschusssitzung am 20. November kam die außerordentliche Kündigung“, sagte Museumschefin Jutta Götzmann in der Ausschusssitzung am vergangenen Donnerstag. Erst vor wenigen Wochen hatten die Mitglieder an die Verwaltung appelliert, das Museum bei der Suche nach einem neuen Depotstandort zu unterstützen. Dieser wird nötig, weil die Standorte auf Herrmannswerder und Groß Glienicke für Flüchtlingsunterkünfte gebraucht werden (PNN berichteten). Statt weiterer Provisorien für das Depot sei eine langfristige Lösung anzustreben.

Nun musste alles ganz schnell gehen. „Wir haben beim Kis sofort Widerspruch eingelegt – dieser wurde jedoch abgelehnt“, so Götzmann am Donnerstag, sichtlich enttäuscht. Innerhalb von zwei Wochen im Dezember mussten die sechs Räume überstürzt freigeräumt werden – ein Kraftakt für die Museumsmitarbeiter. Man habe beim Kis deshalb um personelle Unterstützung angefragt – auch das wurde abgelehnt. Einzig 5000 Euro für die dringendsten Kosten wurden vom Geschäftsbereich Soziales der Stadt unkompliziert übernommen. Nun lagern Gemälde sowie die Sammlung Militaria in bisher ungenutzten Räumen in Groß Glienicke. Diese sind unsaniert, die Fußböden kaputt, der Belag teils abgerissen. Die Gemälde müssen auf dem Boden stehen, an Wände gelehnt. Auch die Sicherheitslage sei völlig unzureichend, zum Teil gebe es nicht einmal abschließbare Türen. „Das ist konservatorisch absolut heikel und nicht mehr als sechs Wochen zu vertreten“, so Jutta Götzmann.

Doch eine Ersatzimmobilie mit wie gefordert insgesamt 3000 Quadratmetern, um die umfangreiche Sammlung, etwa 250 000 Exponate, adäquat und sicher zu lagern und archivieren, fehlt bisher. Man habe drei Vorschläge vom Kis für mögliche alternative Standorte geprüft, so Götzmann. Einzig ein Gebäude in Berlin-Tempelhof wäre geeignet. Es wäre aber weder praktisch noch wünschenswert, die Sammlung eines Potsdamer Museums in Berlin unterzubringen. „Wir arbeiten damit ständig, da laufen immense Fahrtkosten an“, so Götzmann weiter. Das Depot gehöre ins Stadtgebiet.

Museumsleitung sowie Förderverein verlangen nun, dass in den Übergangsräumen ein Mindestmaß an Sanierung durchgeführt wird. Außerdem müsse schnell eine dauerhafte Lösung gefunden werden: „Mit wenig Aufwand und etwas Bereitschaft wäre das machbar“, so Götzmann.

Kulturdezernentin Iris-Jana Magdowski (CDU) klagte, es sei gegenüber der Verwaltung leider „schwer vermittelbar“, dass das Depot das Herzstück des Museums sei. Dennoch sei man um eine Lösung bemüht. Weil die Standortsuche bisher erfolglos verlief, denke man nun an einen Neubau. Doch das Museum kann nicht selbst in einen Neubau investieren, sondern nur mieten. Alle Hoffnung ruht nun auf einem Angebot der Stiftung Großes Militärwaisenhaus: In der Baulücke im Karree zwischen Dortustraße und Lindenstaße könnte ein Neubau errichtet und an das Museum vermietet werden. Das wäre eine Win-win-Situation, so Magdowski: Die Stiftung bekäme einen langfristigen Mieter, das Museum einen modernen Depotstandort in unmittelbarer Nähe und zu günstigen Mietkonditionen. Magdowski erinnerte diesbezüglich daran, dass die Stadt 2006 explizit ein Gutachten zur Museumssammlung erstellen ließ. „Dabei wurde festgestellt, dass wir hier kostbare und zum Teil einzigartige Schätze besitzen. Wir dürfen das nicht außer Acht lassen.“

Auch der Förderverein macht aus diesem Grund Druck. Vorsitzender Markus Wicke drohte damit, die Gelder des Fördervereins vorerst einzufrieren. „Wir sammeln Geld, das dem Museum für die Sammlungen zur Verfügung gestellt wird, und dann lagern die Gemälde in Bruchbuden – das ist skandalös.“

Weil auch ein Neubau möglicherweise erst in zwei oder drei Jahren zur Verfügung stehen werde, so die Befürchtung mancher Ausschussmitglieder, muss eine ordentliche Zwischenlösung gefunden werden. „Warum kann man nicht das Rechenzentrum nutzen, das noch bis 2017 stehen wird?“, fragte Hans-Jürgen Scharfenberg (Die Linke). Einstimmig und nachdrücklich appellierte schließlich der Ausschuss an die Verwaltung, eine dauerhafte Lösung zügig umzusetzen und für akzeptable Übergangsbedingungen zu sorgen. Die damit verbundenen hohen Kosten, so Magdowski, würden vom Fachbereich Soziales übernommen. „So ist es derzeit geplant.“

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