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Streit um Grundstücke an der Alten Fahrt in Potsdam: Kritik an Lelbach-Projekt wächst

Der Investor von Grundstücken an der Alten Fahrt will von den Vorgaben des Bebauungsplans abweichen. Die Bürgerinitiative Mitteschön fordert deswegen eine Veränderungssperre für das Areal. Der Investor schießt nun zurück.

Potsdam - Der Gegenwind nimmt zu: Einen Tag nach dem Bekanntwerden der Pläne für die Bebauung der Grundstücke in der Brauerstraße 4-6 an der Alten Fahrt wächst die Kritik an dem Projekt. Auf Unmut stoßen vor allem die Dimensionen der insgesamt vier Wohn- und Geschäftshäuser, die der Berliner Unternehmer Abris Lelbach in unmittelbarer Nachbarschaft zum Palast Barberini und dem Alten Rathaus errichten will. Die Bürgerinitiative Mitteschön kritisierte am Mittwoch, das Projekt zerstöre „am bewusst kleinteilig geplanten Havelufer das ganze Bebauungskonzept“. Die Initiative forderte zudem eine Veränderungssperre für das Areal. Scharfe Kritik übten auch die Grünen. Dass ein Vorhaben wie das von Lelbach „in einem derart erheblichen Umfang begünstigt“ werde, sei „vollkommen inakzeptabel“, sagte Grünen-Fraktionsvizechefin Saskia Hüneke den PNN.

Keine unerhebliche Wertsteigerung

Auslöser des Unmuts sind die Abweichungen des Vorhabens von den Vorgaben des geltenden Bebauungsplans. Sie betreffen vor allem die Höhe der Bauwerke und die Gestaltung der Dachgeschosse. Wie berichtet plant Lelbach auf den Grundstücken ein L-förmiges Ensemble, das zur Havel hin abknickt und das den Abschluss der Bebauung an der Alten Fahrt bilden soll. Das dem Wasser zugewandte Gebäude ist allerdings ein Geschoss höher als laut B-Plan zulässig. Zudem ist das Dachgeschoss des markanten Eckgebäudes nicht wie gefordert als Staffelgeschoss geplant, sondern als volles Geschoss, das nicht hinter der übrigen Fassade zurücktritt. Insgesamt gewinnt Lelbach durch die Änderungen rund 600 Quadratmeter Bruttogeschossfläche hinzu – eine angesichts der hohen Potsdamer Bodenpreise nicht unerhebliche Wertsteigerung. Die Bauverwaltung hat bereits signalisiert, dass das Vorhaben genehmigungsfähig sei und eine Befreiung von den Vorgaben des B-Plans in Aussicht gestellt. Das Projekt hatte bereits am Dienstagabend im Bauausschuss Unmut auf sich gezogen.

Lelbach wies die Kritik gestern auf PNN-Anfrage erneut zurück und verwies auf den eigens für die Grundstücke durchgeführten Architektenwettbewerb, deren Ergebnisse er lediglich jetzt umsetze. Wie berichtet hatte die Stadt das Areal vor zwei Jahren ohne Ausschreibung direkt an Lelbach verkauft. Der Unternehmer, damals auch noch Eigentümer des Barberini-Grundstücks, hatte die Flächen – mit dem Segen der Stadtverordneten – auch deswegen so schnell bekommen, weil er dort unter anderem eine Tiefgarage für die Besucher von Hasso Plattners Kunstmuseum bauen sollte. Wenig später schied Lelbach aus dem Barberini-Projekt aus und musste nachzahlen, weil die Stellplätze nun nicht dem Barberini-Museumsprojekt zugutekommen. Zur Gestaltung des Areals wurde seinerzeit ein Architekturwettbewerb durchgeführt. In der Jury saßen neben dem damaligen Baudezernenten Matthias Klipp (Grüne) unter anderem Vertreter des Gestaltungsrates, der benachbarten Genossenschaft „Karl Marx“, der frühere Bauausschussvorsitzende Rolf Kutzmutz (Linke) und verschiedene Architekten. Die Abweichungen vom B-Plan seien damals von allen Wettbewerbsteilnehmern vorgeschlagen worden, sagte Lelbach. Alle Architekturbüros hätten vorgeschlagen, das Eckhaus stärker zu betonen, ebenso das zum Wasser zeigende Gebäude um ein Geschoss aufzustocken – schon aus ästhetischen Gründen, so Lelbach. Man sei sich einig gewesen, dass die Höhendifferenz zu den fünfgeschossigen Häusern in der Brauerstraße sonst zu groß gewesen wäre.

2017 soll das Quartier fertig sein

Auch Mitteschön sei damals durch den Architekten Christopher Kühn an dem Wettbewerb beteiligt gewesen, sagte Lelbach. Die Initiative sei gut beraten, sich „erst zu informieren“, bevor sie irgendwelche Forderungen erhebe. Die Jury habe das Wettbewerbsergebnis einhellig befürwortet und bereits damals habe die Bauverwaltung die Befreiung von den B-Plan-Vorgaben in Aussicht gestellt.

Die Grünen kündigten bereits Konsequenzen an. Die Praxis der Bauverwaltung, Befreiungen von B-Plan-Festsetzungen zu erteilen, gehöre „auf den Prüfstand“, erklärte Hüneke. Insgesamt 38 hochwertige Wohnungen mit Größen zwischen 51 und 180 Quadratmetern sollen Lelbach zufolge in dem Ensemble entstehen, hinzu kommen mehrere Gewerbeeinheiten. Das Eckhaus soll perspektivisch Eigentum der gemeinnützigen Lelbach-Stiftung werden, die Mieteinnahmen kommen dann gemeinnützigen Zwecken zugute. Derzeit graben auf dem Areal die Archäologen, im Frühjahr will Lelbach mit dem Bau des neuen Quartiers beginnen. Bereits ein Jahr später soll es fertig sein.

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