Potsdam Royals: Königlicher Luftschiffhafen
Die Footballer der Potsdam Royals starten an ihrer neuen Heimspielstätte in die Zweitligasaison. Für das Spieljahr 2016 haben die Potsdamer einige internationale Top-Leute verpflichtet und ein Motto ausgerufen: "Challenge the Top".
Potsdam ist ab dem kommenden Samstag um eine sportliche Facette reicher. American Football ist dann wieder fester Bestandteil in der Sportszenerie der brandenburgischen Landeshauptstadt. Nach etlichen Jahren, in denen sie aufgrund mangelnder Platzkapazitäten ins Umland nach Geltow beziehungsweise Kleinmachnow ausweichen mussten, kehren die Potsdam Royals nun zurück. Sie beziehen ihre neue königliche Heimspielstätte – das Stadion Luftschiffhafen. Die Football-Premiere in diesem altehrwürdigen und schmucken Rund erfolgt mit der Royals-Auftaktpartie in die Saison 2016 der German Football League 2. Gegner sind die Bielefeld Bulldogs, Kickoff ist um 16.30 Uhr.
Damit beginnt dann das zweite Jahr der Potsdamer in der zweithöchsten deutschen Liga. Vergangene Saison belegten sie in der Nordstaffel Rang fünf von acht und bestritten ihre Heimduelle auf der BBIS-Sportanlage Kleinmachnow, die auch weiterhin Trainingsort ist. Durchschnittlich rund 500 Zuschauer kamen zu den Partien. „Wir hoffen, dass wir jetzt am Luftschiffhafen noch mehr Leute anlocken“, sagt Michael Vogt. Er ist der Chef des Royals-Trainerstabs. Zu sechst coachen Vogt & Co. den etwa 60 Mann großen Kader, der überwiegend regional geprägt ist. Viele Spieler kommen aus Potsdam, anderen Teilen Brandenburgs und Berlin. Aber auch einige internationale Kräfte wurden verpflichtet, um auf der sportlichen Entwicklungsleiter weiter nach oben zu klettern. „Challenge the Top“ haben die Royals schließlich als Motto ausgerufen. Vogt: „Wir wollen in die Spitze der Liga vorstoßen, die Top 3 angreifen. Dabei sollen uns die Jungs aus dem Ausland helfen.“
Spielersuche: Videos gucken, anschreiben und gucken, ob es passt
Zu ihnen gehören die US-Amerikaner Derek Elliott und Demetrius Steed. Beide wurden zu sogenannten All Americans berufen, sie zählten also zum Kreis der besten College-Footballspieler in den Vereinigten Staaten. Sich ebenfalls einen Namen in den USA gemacht hat Braylon Webb. „Ohne das Können der anderen schmälern zu wollen, kann man sagen, dass er schon unsere spektakulärste Verpflichtung ist“, urteilt Cheftrainer Michael Vogt über den Defensivspieler, der bereits an einem Trainingscamp der Houston Texans – ein Club aus der nordamerikanischen Profi-Liga NFL – teilgenommen hat. „Um es überhaupt bis dorthin zu schaffen“, meint Vogt, „muss man schon richtig was auf dem Kasten haben.“ Doch bei einem großen US-Verein unterzukommen, hat Braylon Webb für 2016 nicht geschafft, weshalb er froh über das Angebot der Royals gewesen sei. „Sie geben mir die Chance, weiter Football zu spielen. Den Sport, den ich liebe. Ich spiele jetzt zum ersten Mal außerhalb meiner Heimat und das ist für mich eine spannende Herausforderung“, erzählt der 25-Jährige.
Gute Gründe dafür, als ambitionierter Akteur für den weiteren Karriereschritt nach Potsdam zu gehen, gibt es Coach Michael Vogt zufolge mehrere: „Grundsätzlich ist für viele ausländische Footballspieler Deutschland aus sportlicher Sicht sehr attraktiv, weil die Ligen hier ein hohes Niveau haben. Das höchste in Europa. Und wir als Royals punkten mit unserem durchaus professionellen, aber familiären Charakter im Verein und auch mit der Stadt Potsdam, die für viele interessant ist.“ Welche Verpflichtungen für die Royals interessant sein könnten, wird dabei an den Club nicht etwa von Beratern – wie oft beim Fußball – herangetragen. Stattdessen ist die eigene Sichtungsarbeit der Trainer gefordert. „Es gibt Video-Plattformen im Internet, die man durchschaut. Und wenn man dann jemanden sieht, den man sich bei uns gut vorstellen kann, ist der weitere Weg recht simpel: Man schreibt ihn einfach an – per E-Mail, Facebook oder so – und guckt, ob man zusammenfindet.“
Förderung durch neuen Sponsor bringt die Royals voran
Bei Zachary Shaw lief es derweil ausnahmsweise etwas anders ab. Der US-Amerikaner ergriff selbst die Initiative, indem er Michael Vogt kontaktierte. „Vergangenes Jahr hatte ich noch in Paris gespielt und anschließend als Coach an einem College gearbeitet. Doch ich habe wieder große Lust gespürt, selber auf dem Feld zu stehen. Und daher habe ich nach einem sehr gut organisierten und aufstrebenden Team gesucht, bei dem die Dinge richtig angepackt werden. Da bin ich auf Potsdam gestoßen. Nach einigen Gesprächen mit dem Coach war klar, dass wir zusammenarbeiten wollen“, erzählt der 25-jährige Shaw, der die wichtige Position des Quarterbacks bekleiden wird. „Er wird also das Hirn unseres Offensivspiels sein“, erklärt Vogt.
Dass der Zweitligist derartige leistungsstarke Leute wie Elliott, Steed, Webb und Shaw an die Havel holen kann, hängt mit dem Einstieg des neuen Sponsors iSQI – ein weltweit tätiger Dienstleister in der IT-Wirtschaft mit Sitz in Potsdam – zusammen. Laut iSQI-Geschäftsführer Stephan Goericke wird der Verein mit einer fünfstelligen Summe gefördert. „Dadurch haben wir schon ganz andere Möglichkeiten“, sagt der 37 Jahre alte Trainer Vogt, fügt aber umgehend hinzu: „Die finanziellen Mittel fließen nicht nur ins Männer-Team. Vor allem sollen damit die Gesamtstrukturen des Vereins weiter verbessert werden. Insbesondere natürlich der Jugendbereich, in dem wir uns vor Zulauf kaum retten können. Wir haben jetzt schon über 200 Mitglieder.“
iSQI-Geschäftsführer Stephan Goericke machte den Stadion-Deal klar
Die Unterstützung von iSQI habe jedoch nicht nur in monetärer Hinsicht viel Bedeutung, betont Michael Vogt. Sondern auch in ideeller. „Man sieht das zum Beispiel in Sachen Umzug an den Luftschiffhafen, dass man mit dem Einfluss eines solch wirtschaftskräftigen Unternehmens einiges bewegen kann.“ Stephan Goericke, der Boss des neuen Hauptsponsors, hatte den Stadion-Deal mit Luftschiffhafen-Chef Andreas Klemund abgemacht. Und so können die Royals-Footballer nun wieder in Potsdam auf die Jagd nach Touchdowns und Fieldgoals gehen.
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