Schlössernacht in Potsdam: König für einen Abend
20. Schlössernacht: Die Veranstalter setzen erstmals auf ein Lese-Programm mit prominenten Namen. Wer in diesem Jahr dabei ist: Ein Überblick.
Potsdam - Am Anfang jeder guten Geschichte steht eine Vision. Peter Schwenkow fasste seine am Dienstagvormittag in der winterlich-kühlen Orangerie des Orangerieschlosses von Sanssouci so zusammen: „Man soll einen Abend lang König sein, durch seinen Park gehen. Man biegt um die Ecke – und da sitzt Max Moor und liest.“ Es geht um die diesjährige Schlössernacht. Bei der 20. Auflage, die am 17. und 18. August stattfinden wird, wird Park Sanssouci mit seinen Schlössern wieder festlich erleuchtet, es gibt Musik, Theater, Tanz und Feuerwerke. Neu sind in diesem Jahr die Lesungen, für die eine ganze Reihe aus Kino und Fernsehen bekannter Namen erwartet wird: Martina Gedeck, Ulrich Noethen, Katharina Thalbach, Katja Riemann, Robert Stadlober und Benno Fürmann sind dabei, wie die Veranstalter um Peter Schwenkow von der Unterhaltungsfirma Deutsche Entertainment AG, Siegfried Paul und Bernd Hoffmann, am Dienstag vor Journalisten bekannt gaben. TV-Moderator und Autor Max Moor wird Schirmherr des Lese-Programms.
„Ich staune immer, wenn ich auf einer Lesung war“, sagte der Wahlbrandenburger Moor: „Denn eigentlich war ja nix, nur bewegte Schallwellen. Trotzdem bin ich durchs ganze Universum geflogen.“ Auf dem Lese-Programm steht Anspruchsvolles und Unterhaltsames: Am Freitag, dem 17. August, lesen die Schauspieler Ulrich Noethen und Robert Stadlober aus dem Briefwechsel zwischen Friedrich dem Großen und Voltaire. „Über 40 Jahre lang haben die beiden brieflich die Klingen gekreuzt“, sagte Hoffmann. Gelesen wird im Westflügel des Orangerieschlosses. Im Ostflügel, in der Pflanzenhalle, wartet Max Moor später mit Joseph Roths „Legende vom heiligen Trinker“ auf. Weil es aber nur 120 Plätze in der Orangerie gibt, können Schlössernachtbesucher sich ohne Aufpreis vorab im Internet eine Platzkarte dafür reservieren, sagte Mitveranstalter Siegfried Paul. Dank Bühne und Lautsprecher nach draußen könnten aber auch Flaneure auf dem Vorplatz mithören. Weitere 600 Zuhörer können dann später in der Nacht Benno Fürmanns Lesung aus E.T.A. Hoffmanns „Der Sandmann“ beiwohnen. Der Samstag gehört dann den weiblichen Stimmen: Martina Gedeck liest im Raffaelsaal des Orangerieschlosses aus Heinrich von Kleists „Die Marquise von O. “, Katharina Thalbach widmet sich in der Pflanzenhalle Ringelnatz und Katja Riemann nimmt sich in der Friedenskirche Lion Feuchtwangers „Die Jüdin von Toledo“ vor.
Insgesamt aber werde sich die Schlössernacht verkleinern, auf „kompaktere Dimensionen“, wie Paul es formulierte. So entfällt wie bereits berichtet das Vorabendkonzert. Zwar war es 2017 ausverkauft, doch die Bestuhlung und Ausstattung sei aufwendig gewesen. Stattdessen setzen die Veranstalter, die die Schlössernacht 2017 unter dem Motto „Das Staunen kehrt zurück“ neu aufgestellt hatten, nun auf zwei Abende. Über 10 000 Karten seien bereits verkauft, sagte Schwenkow, „mehr als im Vorjahr zu diesem Zeitpunkt“. Ein Ticket kostet 39 Euro, ermäßigt 29,25 Euro.
Die Höhepunkte des Programms stehen schon fest: drei sechs Meter hohe Diven der im Vorjahr erstmals vertretenen Künstlergruppe „Transe Express“ werden in Reifröcken zwischen den Besuchern flanieren, aus dem Wasser heraus musiziert „Cie Aquacoustique“, das „Theater Tol“ widmet sich starken Frauen mit einer Kombination aus Tanz-Performance und Installation, das portugiesische „Teatro Só“ erzählt die Liebesgeschichte eines alten Paares – auf Stelzen. Neu ist die niederländische Gänsekapelle – ein Mini-Spielmannszug mit echten Toulouser Gänsen. Erstmals werden auch Führungen im Botanischen Garten angeboten. Außerdem gibt es wieder Großbildprojektionen und Feuerwerke, letztere an beiden Tagen um 22 und 24 Uhr. Sie sollen vor der Orangerie abgebrannt werden, damit man sie möglichst von überall aus sehen kann.
Stefanie Schuster
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