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Bäderstreit. Das Strandbad Babelsberg soll an den derzeitigen Standort des Seesportclubs ziehen. Doch beim Badbetreiber gibt es noch keine konkreten Umzugspläne, und einen Ersatzstandort für die Sportler gibt es auch noch nicht. Nun müssen sie vielleicht sogar Fördergelder zurückzahlen.
© Sebastian Gabsch

Potsdam: Konfrontationskurs am Tiefen See

Das Strandbad Babelsberg sorgt für neuen Streit zwischen Stadt und Schlösserstiftung. Der Leidtragende könnte dabei der Seesportclub sein.

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Potsdam/Babelsberg - In der Debatte um das Strandbad Babelsberg und den Standort des Seesportclubs steuert Potsdam auf einen erneuten Konflikt mit der Schlösserstiftung zu. Nach PNN-Recherchen gibt es widersprüchliche Ansichten über die Zukunft der beiden Einrichtungen. Gespräche über deren Verlagerung haben offenbar bisher nicht zu einer Einigung geführt. Sollten die Fronten sich verhärten, könnte das auf ein Machtwort durch das in diesen Fällen zuständige Ministerium für Wissenschaft und Kultur hinauslaufen.

Auslöser ist der ungeklärte Umzug des Strandbads Babelsberg. Die Schlösserstiftung möchte nämlich, dass das von den kommunalen Stadtwerken betriebene Strandbad umzieht, um Platz für die Wiederherstellung eines historischen Rundwegs im Park Babelsberg zu schaffen. Doch beim Betreiber, der Bäderlandschaft Potsdam, ein Tochterunternehmen des kommunalen Stadtwerke-Konzerns, liegen die Umzugsvorbereitungen auf Eis. Auf Nachfrage gibt man sich einsilbig: „Wir planen derzeit nichts“, so das kurze Statement von Stadtwerke-Sprecher Stefan Klotz. Wann die Planungen fortgesetzt werden, ließ er offen.

Die Planungen für die Abrissarbeiten haben schon begonnen 

Bei der Schlösserstiftung ist man angesichts dessen einigermaßen unzufrieden. Dort plant man nämlich schon den Abriss eines Teils der Gebäude zum Bau des historischen Wegs. „Die Wiederherstellung dieses Bereichs des Parks Babelsberg wird im unmittelbaren Anschluss an den Rückbau des Holzbaus im Eingangsbereich des Strandbades erfolgen“, sagt Ullrich Sachse, der persönliche Referent des Generaldirektors des SPSG. „Mit den Planungen für den Rückbau des Gebäudes wurde begonnen.“

Im Prinzip hatten sich Stadt und Schlösserstiftung eigentlich schon geeinigt, dass das Strandbad umziehen soll. Seinen neuen Platz soll es gleich nebenan auf dem jetzigen Gelände des Seesportclubs Platz finden, dessen Pachtvertrag mit der SPSG zum Jahresende ausläuft. Darauf beruft sich auch die Schlösserstiftung und macht Druck: „Die Neuordnung der Grundstücke im Bereich Strandbad/Seesportclub ist aus der Sicht der SPSG nach wie vor die für alle Beteiligten vorteilhafteste Lösung“, so Sachse. Die Gespräche dazu sollten deshalb zeitnah fortgesetzt werden.

Bislang gibt es für den Seesportclub noch immer kein neues Quartier

Doch die Stadt und ihr Bäderbetrieb sind in der Klemme. Verbal hatte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) dem Verein zuletzt Hoffnung gemacht: „Wir wollen eine Lösung finden, die die sportlichen Rahmenbedingungen sichert und prüfen daher verschiedene Perspektiven“, hatte er in einem Grußwort anlässlich der Deutschen Mannschaftsmeisterschaft im Seesportmehrkampf Ende Juni gesagt. Doch nun heißt es auf PNN-Nachfrage aus der Stadtverwaltung, für den Seesportclub gebe es bislang kein neues Quartier. Es würden noch Gespräche mit Wassersportvereinen geführt, ob die Sportler im Verein gegebenenfalls das Areal eines anderen Vereins mitnutzen können. Man prüfe derzeit, ob das realisierbar ist.

Die Stiftung habe inzwischen schon angekündigt, das Vereinsheim im Januar abreißen zu wollen, so der Vorsitzende des Seesportclubs, Detlef von Jagow. „Dabei wäre es doch wirtschaftlich und menschlich vernünftiger, zu warten, bis die Planung für das gesamte Areal mit dem Strandbad fertig ist.“ Er ist von der Stadt Potsdam enttäuscht, die dem Verein bisher nur vorgeschlagen habe, sich an der Ausschreibung eines Grundstückes am Sacrow-Paretzer Kanal zu beteiligen, das aber zu klein und zu abgelegen sei.

Vorschläge der Stadtverwaltung für ein anderes Quartier hatte der Verein aus Kapazitätsgründen abgelehnt

Bisherige Versuche, einen neuen Platz für den Seesportclub zu finden, waren gescheitert. Dem Vorschlag des früheren Kreisvorsitzenden der Potsdamer Linken, Sascha Krämer, den Verein auf dem Seekrug-Gelände an der Pirschheide unterzubringen, hatte die Stadtverwaltung bereits im März eine Absage erteilt. Die Kapazität des dortigen Areals reiche für den Bedarf des Seesportclubs nicht aus, hieß es. Ebenso könnten am Seekrug unter Umständen keine weiteren Stege errichtet werden, da diese einer Ruder- und Kanutrainingsstrecke im Wege stehen würden.

Seitdem tat sich wenig. Dabei tickt die Uhr: Man habe das Gelände dem Seesportclub 20 Jahre lang bis Ende 2017 kostenfrei zur Verfügung gestellt, heißt es von der Schlösserstiftung. „Die SPSG hat ihren Teil des Vertrags erfüllt und geht bislang davon aus, dass der Vertrag auch vom Seesportclub erfüllt wird“, so Sachse. Doch dann könnte der Verein mit seinen 100 Mitgliedern, unter ihnen 40 Jugendliche, heimatlos werden.

Das Areal liegt im Weltkulturerbe

Wird die Blockade nicht aufgelöst, könnte der Konflikt von einer höheren Instanz entschieden werden. Das Areal liegt im Weltkulturerbe. Schon mehrmals musste das zuständige brandenburgische Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur (MWFK) in Potsdam Streitfragen klären – zum Beispiel beim Radwegbau durch die historische Lindenallee vom Neuen Palais nach Golm oder bei der Aufstockung des Bettenhauses des Klinikums „Ernst von Bergmann“, um nur ein paar zu nennen. Meist fielen die Entscheidungen zugunsten des SPD-geführten Rathauses aus.

Auch den Streit um Strandbad und Seesportclub kennt man im Ministerium schon. Es habe bereits Gespräche mit den Beteiligten gegeben, so Sprecher Martin Sand. Von einem Ministerentscheid will man noch nicht sprechen. Es handele sich nicht um ein sogenanntes Dissensverfahren nach dem brandenburgischen Denkmalgesetz. Schließlich soll ja nichts neu gebaut oder erweitert werden, sondern verschwinden. Das Land ist ohnehin alles andere als unbeteiligt: Es hatte die Errichtung der Steganlage des Seesportclubs vor 20 Jahren gefördert. Dem Seesportclub gegenüber wurde von Jagow zufolge sogar angekündigt, dass geprüft wird, ob ein Teil der Förderung zurückgezahlt werden muss – schließlich wird der Steg wohl nicht die vorgeschriebenen 25 Jahre lang genutzt. Das Ministerium wollte sich dazu gestern noch nicht äußern. 

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Kommentar: Unter dem Konflikt zwischen der Schlösserstiftung und der Stadt leiden derzeit vor allem die Sportler. Höchste Zeit, dass die Beteiligten ihren Streit beilegen, meint PNN-Autor Peer Straube in seinem Kommentar. 

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