Wohnungen in Potsdam: Kompromiss für „Nutheschlangen“-Neubau
Die Pro Potsdam erklärt, eine Einigung mit Denkmalpflege erzielt zu haben. Ende 2018 soll der Architekturwettbewerb starten.
Potsdam - Während das Bauprojekt eines Berliner Investors an der Nuthestraße bereits die Unesco in Alarmbereitschaft versetzt hat, läuft es bei einem benachbarten Vorhaben deutlich geräuschloser. Bei der Umgestaltung der „Nutheschlange“ zwischen Humboldtring und der Abfahrt Babelsberg habe man sich mit der Denkmalpflege über Bauhöhen und -fluchten einigen können, sagte Pro-Potsdam-Chef Bert Nicke den PNN.
Wie berichtet will das städtische Unternehmen die sogenannten Terrassenhäuser, die in westlicher Richtung quasi den Kopf der „Nutheschlange“ bilden, abreißen und durch einen Neubau ersetzen lassen. Grund ist der marode Zustand dieses Gebäudeteils, dessen Sanierung nach Angaben der Pro Potsdam acht Millionen Euro kosten würde. Ein Abriss nebst Neubau an gleicher Stelle wäre aus Sicht des Unternehmens weit wirtschaftlicher. 38 Wohnungen gibt es in den Terrassenhäusern, nur acht davon sind noch bewohnt. Deren Mietern sollen Ersatzwohnungen angeboten werden. Für den Neubau will die Pro Potsdam zwar etwa 15 Millionen Euro ausgeben, dafür allerdings auch die doppelte Anzahl von Wohnungen bauen, nämlich rund 80.
Abriss wesentlich wirtschaftlicher als Sanierung
Der Abriss der Terrassenhäuser schlägt mit rund 900 000 Euro zu Buche und ist für 2019 vorgesehen. Bereits Ende 2018 wolle man einen Architektenwettbewerb für den Neubau ausloben, kündigte Nicke an. Denn der Standort ist sensibel: Wie auch der umstrittene Wohnkomplex des Berliner Investors BMP Immobilienentwicklung auf der anderen Seite des Humboldtrings liegt dieses Baugebiet in der engeren Pufferzone um den Welterbepark Babelsberg, in dem besonders strenge Schutzvorschriften gelten.
Weil die Stadt BMP erlauben will, einen Teil des geplanten Komplexes in einen Grüngürtel entlang der Havel zu setzen, hatte zuletzt der Internationale Rat für Denkmalpflege (Icomos) Alarm geschlagen und Potsdam mit der Roten Liste gefährdeter Welterbestätten gedroht, falls auf die umstrittene Bebauung nicht verzichtet würde. Eine solche Eskalation mit den Denkmalpflegern will man bei der Pro Potsdam offenbar vermeiden. Es habe intensive Abstimmungen gegeben, sagte ein Unternehmenssprecher. Auf Wunsch der Denkmalpfleger halte der geplante Neubau sechs Meter mehr Abstand zum Humboldtring als die Terrassenhäuser. Auch die Höhe des Neubaus orientiere sich an den Bestandsbauten und liege bei maximal 16 Metern, so der Sprecher.
Das Neubauprojekt „Nutheschlange“ hatte von Anfang an unter keinem guten Stern gestanden
Die denkmalpflegerischen Probleme sind nicht die einzige Hürde, die die Pro Potsdam zu nehmen hat. Das Gebäudeensemble stammt von dem prominenten Berliner Architektenehepaar Doris und Hinrich Baller, mit denen sich das Unternehmen wegen zahlreicher Baumängel jahrelange juristische Auseinandersetzungen geliefert hat. Bereits Anfang Februar, als die Abrisspläne für die Terrassenhäuser publik wurden, hatte Baller seinerseits schwere Vorwürfe gegen die Pro Potsdam erhoben und abgestritten, dass es überhaupt Baumängel gebe. Gegen einen Abriss behalte er sich juristische Schritte vor, hatte Baller erklärt. „Das Urheberrechtsproblem muss noch geklärt werden“, räumt auch Nicke ein. Ob es auf einen Gerichtsstreit oder eine einvernehmliche Lösung hinausläuft, ist allerdings noch offen.
Das 1997 mit großen Ambitionen gestartete Neubauprojekt „Nutheschlange“ hatte von Anfang an unter keinem guten Stern gestanden. Die Verwirklichung von Ballers hochgelobter Siedlung mit ihren Gärten, dem Seerosenteich und der verschnörkelten Architektur zog sich über sieben Jahre hin. Schon damals hatte die Pro Potsdam mit durchfeuchteten Decken, Rost, Schimmel und anderen Mängeln zu kämpfen. Zu den 35 Millionen Euro Baukosten addieren sich inzwischen weitere 16 Millionen, die für die Instandsetzung der insgesamt 223 Wohnungen ausgegeben wurden. Als letzter Abschnitt sollen in diesem Jahr die Angerhäuser saniert werden. Kostenpunkt: noch einmal 2,5 Millionen Euro.
Peer Straube
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