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Ottmar Edenhofer.
© dpa

Lob für Paris-Vertrag aus Potsdam: Klimaforscher: Paris ist Einstieg zum Kohleausstieg

Potsdamer Wissenschaftler werten das Paris-Abkommen als Wendepunkt für eine nachhaltige Entwicklung auf der Erde. Allerdings sehen sie auch noch Nachbesserungsbedarf.

Potsdam/Paris- Für die Klimaforschung ist klar, dass der UN-Klimavertrag von Paris der Anfang vom Ende der fossilen Brennstoffe ist. Nach Paris hätten es nun Politiker, Industrie und Bürger in der Hand, ob der Beschluss auch umgesetzt wird, so der Leiter des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), Hans Joachim Schellnhuber. Grundsätzlich bewertet der Klimaforscher das Ergebnis von Paris als positiv: „Wenn dies umgesetzt wird, bedeutet das eine Senkung der Treibhausgasemissionen auf Null in wenigen Jahrzehnten“, erklärte Schellnhuber, der auch deutscher Regierungsberater ist. „Das ist ein Wendepunkt, an dem die große Transformation zur Nachhaltigkeit beginnt.“

Edenhofer: Braunkohle lohnt sich bald nicht mehr

Die Forscher des Potsdamer PIK betonen seit Jahren klar und deutlich, dass das bisherige Zwei-Grad-Ziel ohne drastische Reduktionen und einen CO2-Preis nicht zu erreichen ist. Nach Paris nun liegt die Zielmarke der globalen Temperaturerhöhung sogar unter zwei Grad. Würde nun der Emissionshandel gelingen, dürfte es sich in naher Zukunft nicht mehr lohnen in Braunkohlekraftwerke zu investieren, so Schellnhuber. PIK-Chefökonom Ottmar Edenhofer fordert nun, eine weltweite Renaissance der Kohle zu vermeiden. Wer jetzt noch neue Kohlekraftwerke baue, verhindere das Erreichen der vereinbarten Klima-Ziele. Edenhofer erklärte, dass das Schicksal der Erde nun davon abhänge, wie schnell und wie nachhaltig die Pariser Beschlüsse zur Begrenzung der Erderwärmung umgesetzt werden.

Von 2030 bis 2050 sei eine drastische Reduzierung klimaschädlicher Emissionen um jährlich sechs Prozent nötig, um die Ziele von Paris einzuhalten. „Die institutionellen Mechanismen für die Raten zur Emissionsreduktion aus der Übereinkunft von Paris sind jedoch vage: Der Prozess zur Beobachtung und Überwachung muss klar definiert werden“, so Edenhofer. Die G20 sollten jetzt an den nächsten Schritten arbeiten, um CO2-Preise auf den Weg zu bringen. Die internationale Klimafinanzierung und die Transferzahlungen seien Mittel, um CO2-Preise zu harmonisieren. „Wer jedoch weitere Kohlekraftwerke baut, vernagelt die Tür zum Erreichen des Zwei-Grad-Ziels.“

Klimaziele freiwillig erhöhen

Schellnhuber, fordert indes, die Klimaziele schnell freiwillig zu erhöhen. Das gelte auch für Deutschland und die EU. „Wenn Ministerin Barbara Hendricks sagt, wir wollen das 1,5-Grad-Ziel unterstützen, dann muss sofort der deutsche Klimaschutzplan nachgebessert werden. Dann muss man alles darin noch mal auf den Prüfstand stellen.“ Der Paris-Vertrag hat zwar keinen Sanktionsmechanismus. „Aber man hat es sich gegenseitig in die Hand versprochen“, so Schellnhuber. „Es wurde Zwang durch Moral ersetzt, was ja oft besser ist.“

Das Ziel, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad zu begrenzen und 1,5 Grad anzustreben, sei ambitionierter als erwartet – aber es stimme mit den wissenschaftlichen Risikoanalysen überein, betonte Schellnhuber. Wenn das Abkommen auch ernsthaft umgesetzt werden sollte, werde eine Dekarbonisierung der Weltwirtschaft bis Mitte des Jahrhunderts möglich. Die aktuellen Zusagen der meisten Länder zur Verringerung ihrer Emissionen seien jedoch unzureichend und müssten nun an die neuen Ziele angepasst werden, erklärte Schellnhuber.

Kampf an mehreren Fronten

Der Potsdamer Klimaforscher Stefan Rahmstorf sagte zum Paris-Abkommen, dass der UN-Prozess nur eine von vielen Ebenen sei, auf denen der Klimakrise begegnet werden müsse. Das Ergebnis von Paris bezeichnete er in einem Facebook- Beitrag als großen Schritt. „Es ist ein gutes Fundament für alle, um einen Wandel bei den Regierungen und der Wirtschaft einzuleiten sowie konkrete Schritte zu fordern, die dabei helfen könnten, die globale Erwärmung bei rund 1,5 Grad zu stoppen“, so PIK-Forscher Rahmstorf, der Professor für Physik der Ozeane an der Universität Potsdam ist. Auch Deutschland werde nun seine Energiewende beschleunigen müssen, schreibt er im Wissenschafts-Blog SciLogs.

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